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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 8. Abhandlung): Über Energie und Gravitation — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43581#0021
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Über Energie und Gravitation.

21

Daß wir bei unserer Gravitationsbetrachtung keinen Unterschied
machten zwischen den Massen elektromagnetischer Strahlung und materi-
ellen Massen, dies entspricht der Annahme, zu welcher wir kamen, daß
alle Massen nur Energiemassen und in der Trägheitswirkung alle ein-
ander gleich sind (Abschnitt 2).
Daß bei den mit Lichtgeschwindigkeit bewegten Massen elektro-
magnetischer Strahlung, denen die Gravitationswirkung in Bewegungs-
richtung fehlt, dennoch die Trägheitswirkung vorhanden ist (wie es der
Anwendung des Massenbegriffes entspricht), dies zeigt besonders auch
die Erscheinung der Aberration, welche allein schon aus dem einer
trägen Masse zukommenden gradlinigen, durch Querbewegung des
Äthers nicht abgelenkten Lauf der Lichtstrahlen verständlich wird. x)
7. Veränderlichkeit des Energieinhaltes elektro-
magnetischer Felder durch Gravitationswirkung.
Einer besonderen Betrachtung bedarf noch die potentielle
Energie der Gravitation der Materie (kurz Gravitations-
Energie) in quantitativer Hinsicht. Uber den Sitz dieser Energie
kann kein Zweifel sein (vgl. Abschnitt 4); sie sitzt in den elektromag-
netischen Kraftfeldern, die selbst das Gravitierende sind.
Was die Verteilung d e r G r a v i t a t i o n s - E n e r g i e zwischen
den einzelnen gravitierenden Körpern angeht, so ist sie durch
das Schwerpunktsprinzip bestimmt. Sind M und m die beiden gegen-
einander gravitierenden Massen, z. B. Erde und ein in Hebung befind-
licher Körper auf ihr, so müssen die Wege der beiden nach dem
Prinzip wie m : M sich verhalten. Die bei der Hebung gegen die,
nach Newtons drittem Bewegungsgesetz einander gleichen Gravitations-
kräfte an den beiden Massen, z. B. Erde und Körper, geleisteten
Arbeiten und damit die an dieselben übertragenen Energien, die dann
als potentielle Gravitationsenergien an denselben aufgespeichert sind,
verhalten sich daher ebenfalls wie m : M. Im Beispiel Erde-Körper
J) Siehe Astr. Nachr. 224, S. 351—355. 1925. Die dort ebenfalls erläuterte
Nichtrelativität der Aberration ist kürzlich in einer zusammenfassenden Dar-
stellung in W. Wiens Handbuch (Bd. 18 „Optik der bewegten Körper“, S. 50.51),
die einen durchsichtigen Überblick erwarten ließ, ausweichend versteckt worden.
Es sei daher zu solchem Überblick hier nochmals die a.a.O. (Astr. Nachr.) her-
vorgehobene Unterscheidung.zwischen „Aberration “schlechthin und „praktischer
Aberration“ der Beachtung empfohlen. Die Bezeichnung verschiedener Dinge
mit demselben Namen und die damit zusammenhängende gelegentliche Ver-
wechslung derselben spielt in der Literatur weit häufiger eine Rolle als man
meinen möchte (vgl. zu letzterem auch H. Zimmermann, „Zur Relativitätstheorie“,
Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1924).
 
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