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W. Deecke:
erschwerenden Barre, welche das für Kare so wichtige Gesimse der
Basis schafft.
Stiegen wir eben in die allerhöchsten Regionen hinauf, so möchte
ich im Gegensatz dazu eine zu dem Gesamtproblem gehörige Beobach-
tung aus den Tiefen anführen, in denen der Gletscher nur zur Zeit
der ausgedehnten diluvialen Vereisung vorübergehend war, nämlich
aus dem westlichen Bodenseegebiet.
Dort springt zwischen dem Überlinger- und Untersee die Bodan-
halbinsel gegen SO vor. Sie baut sich aus Molasse auf, welche SO
einfällt und aus einem Wechsel von weichen ausrutschenden Mergeln
und aus härteren Sandsteinen besteht. Die tiefste Lap’e ist die nach-
o
giebige, unter dem Einfluß von zahlreichen Quellen gar nicht standfeste,
sogenannte untere Siißwassermolasse. Darüber ruhen die etwa 40—60 m
dicken festen Sandsteine der Meeresmolasse. Beide Schichten schießen
in den See ein, und es kommt daher von NW, von der Höhe des
Berges die Meeresmolasse als eine Steilwand immer tiefer zum Über-
linger See herab, in welchem sie schließlich untertaucht. Bis zu der
Stelle, wo ihre Unterkante den Seespiegel berührt, sieht man Schutt-
kegel, welche aus den Bunsen herauskommen; diese Kegel werden
immer gewaltiger, je höher die untere Molasse am Berge aufsteigt.
Geht man nun in einen solchen Dobel hinein, so ist dieser kein ein-
faches Bachrinnsal, sondern hinter dem schmalen Eingang, der jeweils
an der Unterkante der Meeresmolasse liegt, erweitert sich die Höhlung
zu einem mehr oder minder ausgedehnten Kessel. Im Bereiche des
sich einnagenden Baches, der sich aus hinten und seitlich hervor-
brechenden Wassern speist, gleiten die Mergel- und Tonmassen nach
der Mitte zusammen und lassen die hangenden Sandsteine in konzen-
trisch weitergreifenden Abbrüchen niedergehen. Die steilen, oft senk-
rechten Wände, der enge Ausgang und die Kesselform erinnern durch-
aus an Kare und mögen am Ende der Eiszeit den letzten wirklich sehr
nahe gestanden haben, aber sie sind heute durchaus fluviatile Gebilde.
Denn die Gesteine sind zu weich, um schroffe Formen zu bewahren, und
die Einwirkung des Sickerwassers auf die Unterlage ist zu kräftig,
so daß eben mächtige Schuttkegel den Ausgang erfüllen.
Dies Beispiel zeigt uns ferner, worauf es ankommt, wenn auch
nach dem Schwinden der Vereisung die Kare erhalten bleiben sollen.
Die wandbildenden Gesteine und die Basis dürfen nicht so leicht
angreifbar, sondern müssen standfest sein, müssen den üblichen
Sclnittuugs- und Hangneigungswinkel von rd. 30° ertragen können.
Das ist beim mittleren Buntsandstein ebenso wie bei Graniten und
Gneisen der Mittelgebirgskare der Fall. Zweitens dürfen die Wasser-
W. Deecke:
erschwerenden Barre, welche das für Kare so wichtige Gesimse der
Basis schafft.
Stiegen wir eben in die allerhöchsten Regionen hinauf, so möchte
ich im Gegensatz dazu eine zu dem Gesamtproblem gehörige Beobach-
tung aus den Tiefen anführen, in denen der Gletscher nur zur Zeit
der ausgedehnten diluvialen Vereisung vorübergehend war, nämlich
aus dem westlichen Bodenseegebiet.
Dort springt zwischen dem Überlinger- und Untersee die Bodan-
halbinsel gegen SO vor. Sie baut sich aus Molasse auf, welche SO
einfällt und aus einem Wechsel von weichen ausrutschenden Mergeln
und aus härteren Sandsteinen besteht. Die tiefste Lap’e ist die nach-
o
giebige, unter dem Einfluß von zahlreichen Quellen gar nicht standfeste,
sogenannte untere Siißwassermolasse. Darüber ruhen die etwa 40—60 m
dicken festen Sandsteine der Meeresmolasse. Beide Schichten schießen
in den See ein, und es kommt daher von NW, von der Höhe des
Berges die Meeresmolasse als eine Steilwand immer tiefer zum Über-
linger See herab, in welchem sie schließlich untertaucht. Bis zu der
Stelle, wo ihre Unterkante den Seespiegel berührt, sieht man Schutt-
kegel, welche aus den Bunsen herauskommen; diese Kegel werden
immer gewaltiger, je höher die untere Molasse am Berge aufsteigt.
Geht man nun in einen solchen Dobel hinein, so ist dieser kein ein-
faches Bachrinnsal, sondern hinter dem schmalen Eingang, der jeweils
an der Unterkante der Meeresmolasse liegt, erweitert sich die Höhlung
zu einem mehr oder minder ausgedehnten Kessel. Im Bereiche des
sich einnagenden Baches, der sich aus hinten und seitlich hervor-
brechenden Wassern speist, gleiten die Mergel- und Tonmassen nach
der Mitte zusammen und lassen die hangenden Sandsteine in konzen-
trisch weitergreifenden Abbrüchen niedergehen. Die steilen, oft senk-
rechten Wände, der enge Ausgang und die Kesselform erinnern durch-
aus an Kare und mögen am Ende der Eiszeit den letzten wirklich sehr
nahe gestanden haben, aber sie sind heute durchaus fluviatile Gebilde.
Denn die Gesteine sind zu weich, um schroffe Formen zu bewahren, und
die Einwirkung des Sickerwassers auf die Unterlage ist zu kräftig,
so daß eben mächtige Schuttkegel den Ausgang erfüllen.
Dies Beispiel zeigt uns ferner, worauf es ankommt, wenn auch
nach dem Schwinden der Vereisung die Kare erhalten bleiben sollen.
Die wandbildenden Gesteine und die Basis dürfen nicht so leicht
angreifbar, sondern müssen standfest sein, müssen den üblichen
Sclnittuugs- und Hangneigungswinkel von rd. 30° ertragen können.
Das ist beim mittleren Buntsandstein ebenso wie bei Graniten und
Gneisen der Mittelgebirgskare der Fall. Zweitens dürfen die Wasser-