Zur Entstehung der Kare.
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mengen des Kessels nicht so groß sein, daß sie den Riegel, sei es
Moräne oder Schutt oder festes Gestein, tief durchschneiden. Sonst
würde der Karboden bald umgestaltet sein. Weiterhin ist zu beachten,
daß ja auch bei diesen Mittelgebirgskesseln die nivale Wirkung keines-
wegs beendet ist, sondern, freilich abgeschwächt, weitergeht. — Im
Hochgebirge wurde aus vielen dieser Nischen eigentlich aller loser
Schutt durch die Vergletscherung entfernt, und dann dauert cs lange,
bis sich wieder so viel Schutthalden ansammeln, daß die prägnante
Form verschwindet. Man sieht allerdings, wie sich in den tiefer
gelesenen Nischen der Fuß der Wände und die Böden bereits zurück
um wandeln.
Man hat die Kare bisweilen als Rückzugserscheinungen des
Gletschers und der Vereisung betrachtet1). Dem kann ich nach dem
Vorausgehenden nicht zustimmen, sondern setze ihre Umgestaltung aus
fluviatilen Erosionsformen zu glazialen in den Beginn der Vereisung.
Der das Kar schließlich ganz erfüllende Gletscher konserviert
eher die Formen und gestaltet vor allem den Boden um; er mag die
Hänge in kristallinen Gesteinen noch etwas steiler gestalten.
Ebensowenig vermag ich mich damit zu befreunden, daß man aus
ihrer Höhenlage die jeweilige Schneegrenze ableiten will. Die Mög-
lichkeit der Karentwicklung hängt in erster Linie von geologischen
Momenten ab, welche die Nischen- und Quellentrichterbildnng erlaubten.
Trafen nicht alle wesentlichen Bedingungen zusammen, so erhalten wir
die Fülle der Übergangsgebilde, welche man als Karoide, Karlinge usw.
bezeichnet hat. Unter besonders günstigen Umständen sind aber auch
Kare möglich, welche keine N bis SO Exposition, sondern S und W
Öffnung haben, worauf G. Worm ebenfalls hinwies.
Dieser Aufsatz war schon zum Druck fertiggestellt, als mir die
größere Arbeit von Fels, Das Problem der Karbildung in den Ost-
alpen, Peterm. Mitteil. Erg.-Heft No. 202, 1929 in die Hände kam.
Ich überlegte mir, ob ich nun diesen Artikel nicht ganz fallen lassen
sollte; denn in manchen Punkten decken sich die Ansichten von Fels
mit den meinigen. So vor allem in der geringeren Bewertung der eigent-
lichen Eiswirkungen während der Eiszeit, in der präglazialen Anlage,
in der Unabhängigkeit von der Schneegrenze. Aber wodurch die Kare
eigentlich entstanden sind, wird doch nicht so klipp und klar zu sagen ver-
sucht, wie ich es hier getan habe. Wenn Fels in den Ostalpen ein mio-
zänes Relief zugrunde legen will, ist dagegen nichts zu sagen, aber zu
') Wunderlich, Entstehung der Kare. Ges. f. Erdkunde, Berlin 1915, 188—189
(nach G. Taylors Beobachtungen in der Ostantarktis).
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mengen des Kessels nicht so groß sein, daß sie den Riegel, sei es
Moräne oder Schutt oder festes Gestein, tief durchschneiden. Sonst
würde der Karboden bald umgestaltet sein. Weiterhin ist zu beachten,
daß ja auch bei diesen Mittelgebirgskesseln die nivale Wirkung keines-
wegs beendet ist, sondern, freilich abgeschwächt, weitergeht. — Im
Hochgebirge wurde aus vielen dieser Nischen eigentlich aller loser
Schutt durch die Vergletscherung entfernt, und dann dauert cs lange,
bis sich wieder so viel Schutthalden ansammeln, daß die prägnante
Form verschwindet. Man sieht allerdings, wie sich in den tiefer
gelesenen Nischen der Fuß der Wände und die Böden bereits zurück
um wandeln.
Man hat die Kare bisweilen als Rückzugserscheinungen des
Gletschers und der Vereisung betrachtet1). Dem kann ich nach dem
Vorausgehenden nicht zustimmen, sondern setze ihre Umgestaltung aus
fluviatilen Erosionsformen zu glazialen in den Beginn der Vereisung.
Der das Kar schließlich ganz erfüllende Gletscher konserviert
eher die Formen und gestaltet vor allem den Boden um; er mag die
Hänge in kristallinen Gesteinen noch etwas steiler gestalten.
Ebensowenig vermag ich mich damit zu befreunden, daß man aus
ihrer Höhenlage die jeweilige Schneegrenze ableiten will. Die Mög-
lichkeit der Karentwicklung hängt in erster Linie von geologischen
Momenten ab, welche die Nischen- und Quellentrichterbildnng erlaubten.
Trafen nicht alle wesentlichen Bedingungen zusammen, so erhalten wir
die Fülle der Übergangsgebilde, welche man als Karoide, Karlinge usw.
bezeichnet hat. Unter besonders günstigen Umständen sind aber auch
Kare möglich, welche keine N bis SO Exposition, sondern S und W
Öffnung haben, worauf G. Worm ebenfalls hinwies.
Dieser Aufsatz war schon zum Druck fertiggestellt, als mir die
größere Arbeit von Fels, Das Problem der Karbildung in den Ost-
alpen, Peterm. Mitteil. Erg.-Heft No. 202, 1929 in die Hände kam.
Ich überlegte mir, ob ich nun diesen Artikel nicht ganz fallen lassen
sollte; denn in manchen Punkten decken sich die Ansichten von Fels
mit den meinigen. So vor allem in der geringeren Bewertung der eigent-
lichen Eiswirkungen während der Eiszeit, in der präglazialen Anlage,
in der Unabhängigkeit von der Schneegrenze. Aber wodurch die Kare
eigentlich entstanden sind, wird doch nicht so klipp und klar zu sagen ver-
sucht, wie ich es hier getan habe. Wenn Fels in den Ostalpen ein mio-
zänes Relief zugrunde legen will, ist dagegen nichts zu sagen, aber zu
') Wunderlich, Entstehung der Kare. Ges. f. Erdkunde, Berlin 1915, 188—189
(nach G. Taylors Beobachtungen in der Ostantarktis).