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W. Deecke: Zur Entstehung der Kare.
bedenken, daß seine Ausgestaltung zu den Formen, die von der Eiszeit
übernommen und umgeformt wurden, in das Pliozän fallt; denn im
Mittel- und Obermiozän dauern die Bewegungen an und gelangen erst
in der folgenden Zeit zu einem gewissen stationären Zustand. Die
Flußerosion mag bis in das Altdiluvium weitergegangen sein, weil
die Deckenschotter und überhaupt die starke Verschüttung des Alpen-
fußes dem jüngsten Tertiär und ältesten Diluvium angehören. Was die
Hochfluren des Miozäns und anderer Zeiten angeht, so wissen wir
davon doch eigentlich noch recht wenig Gewisses. Es existieren be-
stimmte Verebenungen, durchlaufende Gefällsknicke, die sich terrassen-
förmig wiederholen. Das wird vorläufig alles einfach auf vermehrte
Erosion zurückgeführt und mit mehreren (3—4) Hebungsphasen in
ursächlichen Zusammenhang gebracht. Wir haben jedoch im Karwendel,
der Fels als Muster dient, einen sehr verwickelten Bau, von dem
Leuchs in Geologie von Bayern II, S. 140ff. durch mehrere Profile
und Bilder uns einiges vorführt. Verebnungen und Terrassen, weite
Täler und enge Schluchten können durch Decken, Überschiebungen,
Brüche und andere tektonische Elemente bedingt sein, weshalb ich für
meine Person noch keinen Wert auf die Hochfluren lege.
Sieht man die Fels sehen Angaben über die einzelnen Kare durch,
so kommt öfters das zutage, was ich oben betonte, daß sie gern an
Gesteinsgrenzen liegen, in diesem Falle z. B. an Muschelkalk und
Wettersteinkalkgrenze. Man hätte gern mehr von der Struktur der
Gesteine gewußt, in denen die einzelnen Kare eingebettet sind. Sol-
stein und Kaskar sind hoch aufgepreßte und z. T. überkippte Sättel
(Leuchs 1. c. p. 140), die sicher starke innere Spannungen und Zer-
reißungen erlitten haben. Abb. 19—21 auf Tafel 11 u. 12 von Fels
zeigen am Solnstein die saigeren oder sogar etwas überkippten Kalke
an vier Karen; Abb. 18 sieht aus wie ein Tal im Streichen einer Ver-
biegungsfläche, die natürlich dann eine Verrüttungszone ist. Solche
Kare gehören in die von mir oben geschilderte Gruppe der tektonisch
angelegten Gebilde.
Ferner vermisse ich in der Arbeit einen Hinweis auf die Quell-
austritte in und direkt unter den Karen. Wo, wie in der Gleiersch-
kette, die Kaibier Schichten neben den aufgepreßten Kalkmassen liegen,
wird das Wasser zutage treten und seine zerstörende Wirkung ausüben
müssen. Diese wird sich an Verrüttungszonen auch schon in der
pliozänen und präglazialen Zeit kräftig geltend gemacht haben. Kurzum
die geologischen Momente hätten in dem gut untersuchten Karwendel-
gebirge vom Verf. etwas mehr hervorgehoben werden müssen.
W. Deecke: Zur Entstehung der Kare.
bedenken, daß seine Ausgestaltung zu den Formen, die von der Eiszeit
übernommen und umgeformt wurden, in das Pliozän fallt; denn im
Mittel- und Obermiozän dauern die Bewegungen an und gelangen erst
in der folgenden Zeit zu einem gewissen stationären Zustand. Die
Flußerosion mag bis in das Altdiluvium weitergegangen sein, weil
die Deckenschotter und überhaupt die starke Verschüttung des Alpen-
fußes dem jüngsten Tertiär und ältesten Diluvium angehören. Was die
Hochfluren des Miozäns und anderer Zeiten angeht, so wissen wir
davon doch eigentlich noch recht wenig Gewisses. Es existieren be-
stimmte Verebenungen, durchlaufende Gefällsknicke, die sich terrassen-
förmig wiederholen. Das wird vorläufig alles einfach auf vermehrte
Erosion zurückgeführt und mit mehreren (3—4) Hebungsphasen in
ursächlichen Zusammenhang gebracht. Wir haben jedoch im Karwendel,
der Fels als Muster dient, einen sehr verwickelten Bau, von dem
Leuchs in Geologie von Bayern II, S. 140ff. durch mehrere Profile
und Bilder uns einiges vorführt. Verebnungen und Terrassen, weite
Täler und enge Schluchten können durch Decken, Überschiebungen,
Brüche und andere tektonische Elemente bedingt sein, weshalb ich für
meine Person noch keinen Wert auf die Hochfluren lege.
Sieht man die Fels sehen Angaben über die einzelnen Kare durch,
so kommt öfters das zutage, was ich oben betonte, daß sie gern an
Gesteinsgrenzen liegen, in diesem Falle z. B. an Muschelkalk und
Wettersteinkalkgrenze. Man hätte gern mehr von der Struktur der
Gesteine gewußt, in denen die einzelnen Kare eingebettet sind. Sol-
stein und Kaskar sind hoch aufgepreßte und z. T. überkippte Sättel
(Leuchs 1. c. p. 140), die sicher starke innere Spannungen und Zer-
reißungen erlitten haben. Abb. 19—21 auf Tafel 11 u. 12 von Fels
zeigen am Solnstein die saigeren oder sogar etwas überkippten Kalke
an vier Karen; Abb. 18 sieht aus wie ein Tal im Streichen einer Ver-
biegungsfläche, die natürlich dann eine Verrüttungszone ist. Solche
Kare gehören in die von mir oben geschilderte Gruppe der tektonisch
angelegten Gebilde.
Ferner vermisse ich in der Arbeit einen Hinweis auf die Quell-
austritte in und direkt unter den Karen. Wo, wie in der Gleiersch-
kette, die Kaibier Schichten neben den aufgepreßten Kalkmassen liegen,
wird das Wasser zutage treten und seine zerstörende Wirkung ausüben
müssen. Diese wird sich an Verrüttungszonen auch schon in der
pliozänen und präglazialen Zeit kräftig geltend gemacht haben. Kurzum
die geologischen Momente hätten in dem gut untersuchten Karwendel-
gebirge vom Verf. etwas mehr hervorgehoben werden müssen.