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Voelcker, Ilse; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 12. Abhandlung): Felis issiodorensis Croizet von Mauer a. d. E. — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43611#0005
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Felis issiodorensis Croizet von Mauer a. d. E.

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sam hat. Von den von Kinkelin (1889) als Felis lynx L. er-
wähnten und von Reichenau (1906) als Felis (Lynchus) issio-
dorensis (Croizet) de Blainville beschriebenen beiden Zähnen
wird der eine als vorderer Prämolar angesprochen. Beide Stücke,
die mir von der Senckenbergischen Sammlung liebenswürdigerweise
zur Verfügung gestellt wurden, sind in sehr wenig gutem Erhaltungs-
zustand. Aus dem Vergleich mit der mir vorliegenden ganzen Zahn-
reihe ist zu ersehen, daß das von Reichenau auf Taf. XIV Fig. 2a
abgebildete Exemplar ein hinterer Prämolar ist. — Auch die
Größenverhältnisse der Mosbacher Zähne stimmen mit denen der
Mauerer Katze gut überein.
Die Eigenart des Mx findet sich bei Reichenau1) (S. 311)
so gut aufgezeigt, daß ich nur auf die Bedeutung des bei dem Mos-
bacher Stück abgebrochenen Talon eingehen muß. Reichenau
sagt, daß „der hintere Talonansatz sich allerdings nur bei den nord-
uncl mitteleuropäischen Luchsen findet“. Soergel (1914) dagegen
behauptet (S. 110), daß „beim Luchs der Talonansatz sehr kräftig ist,
besonders, wie v. Reichenau hervorhebt, an den Formen von
Nordeuropa und Sibirien“. An Hand des mir vorliegenden rezenten
Vergleichsmaterials muß ich feststellen: In abnehmender Größe
der Talons folgen: 1. ein russisches Exemplar, bei dem auch noch
ein rudimentärer M2 vorhanden ist, 2. ein Tier aus dem Berliner
Zoo (vermutlich Rußland), 3. Ungarn, 4. Rußland, 5. Rußland,
6. Galizien, 7. Kaukasus (oder U.S.A. ?), 8. Rußland, ein jugend-
liches Individuum. [Mein neuntes Exemplar ist erst im Beginn
der ersten Dentition.] Und zwar ist der Talon des zuletzt an-
geführten jungen Luchses kleiner als der des jungen Leoparden,
während doch Soergel das fast vollständige Fehlen eines Talon-
ansatzes als für pardus charakteristisch erklärt. M. E. ist die
Größe des Talon als Artmerkmal nicht verwendbar. So werte
ich auch die Angabe Croizet’s: „contre ce dernier (lobe) il y a un
talon bien prononce (P4), tandis que la carnassiere n’en offre qu’un
vestige ä peine sensible“ über Felis issiodorensis nicht als
wesentlich unterscheidend von dem Mauerer Stück, das einen Talon
von mittleren Ausmaßen besitzt. Zudem zeigen die von Croizet
auf PI. V abgebildeten Exemplare, besonders Fig. 5, Talons, die der
Dimension unseres Stückes fast entsprechen. — Der Mauerer
Unterkiefer gehört einem nicht mehr jungen Tier an, die Fazetten

x) Siehe auch Freudenberg (1914) S. 199.
 
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