Epeirophorese.
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im Ernst das Zusammensacken lockerer kosmischer Massen für die
karbonische oder gar für die tertiäre Orogenese wird heranziehen
wollen. Denn die erstere tritt erst nach Ablauf von etwa % der
geologischen Erdgeschichte, die zweite fast an ihrem vorläufigen
Ende auf. Der geschickteste Verteidiger und Umgestalter der
Kontraktionslehre in neuerer Zeit dürfte wohl Jeffreys sein1),
der schon die Wärmeentwicklung der radioaktiven Elemente be-
rücksichtigt, aber ihre Menge nicht für ausreichend hält. Aber
auch Jeffreys Theorie versagt angesichts des Ausmaßes der geo-
logisch unstreitig nachgewiesenen Zusammenschübe in den Deck-
faltengebirgen.
So bleibt die Isostasie der wichtigste Gegengrund
gegen die Kontraktionslehre, der für sich allein schon aus-
reichen würde, sie zu entkräften. Ich will aber noch einmal kurz
eine Reihe von anderen Gründen anführen, die ebenfalls gegen sie
sprechen und alle zusammen zeigen, daß man nicht mehr berechtigt
ist sie zur Grundlage der inneren Dynamik der Erde zu machen.
Erfreulich wäre es, wenn die immer noch äußerst zahlreichen An-
hänger der Kontraktionslehre diese Argumente entkräften wollten,
statt stillschweigend bei ihrer Anschauung zu beharren.
Weitere Gegengründe gegen die Kontraktionslehre.
1. Tangentialer Gewölbedruck müßte die Vulkan spalt en sehr
rasch schließen, während die Erfahrung lehrt, daß Vulkane viele
Hunderttausende von Jahren tätig bleiben können (Vesuv, Ätna,
Stromboli, Roccamonfina usw.).
2. Tangentialer Gewölbedruck sollte Zerrungserscheinun-
gen ausschließen oder doch zu mindestens sehr seltenen Ausnahmen
gestalten. Statt dessen finden wir eine sehr große Anzahl von
Zerrungsgräben und andere nur durch Zerrung erklärbare Erschei-
nungen, z. B. die Tiefseerinnen, die bei ihren Formen durch tan-
gentialen Gewölbedruck rasch zusammengeschoben werden müßten.
Auch die Inselgirlanden Ostasiens und Australiens sind, wie schon
Richthofen annahm und Wegener jetzt zu beweisen sucht,
durch Zerrung von den zugehörigen Kontinenten abgetrennt.
Die Gräben sind für mich persönlich sogar der Ausgangspunkt
für das Verlassen der Kontraktionslehre gewesen, an die ich vorher
P Philosophical Magazine. 1916. (6.) 32. S. 575 und „The Earth“,
Cambridge. University Press. I. und II. Auflage. 1924 und 1929.
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im Ernst das Zusammensacken lockerer kosmischer Massen für die
karbonische oder gar für die tertiäre Orogenese wird heranziehen
wollen. Denn die erstere tritt erst nach Ablauf von etwa % der
geologischen Erdgeschichte, die zweite fast an ihrem vorläufigen
Ende auf. Der geschickteste Verteidiger und Umgestalter der
Kontraktionslehre in neuerer Zeit dürfte wohl Jeffreys sein1),
der schon die Wärmeentwicklung der radioaktiven Elemente be-
rücksichtigt, aber ihre Menge nicht für ausreichend hält. Aber
auch Jeffreys Theorie versagt angesichts des Ausmaßes der geo-
logisch unstreitig nachgewiesenen Zusammenschübe in den Deck-
faltengebirgen.
So bleibt die Isostasie der wichtigste Gegengrund
gegen die Kontraktionslehre, der für sich allein schon aus-
reichen würde, sie zu entkräften. Ich will aber noch einmal kurz
eine Reihe von anderen Gründen anführen, die ebenfalls gegen sie
sprechen und alle zusammen zeigen, daß man nicht mehr berechtigt
ist sie zur Grundlage der inneren Dynamik der Erde zu machen.
Erfreulich wäre es, wenn die immer noch äußerst zahlreichen An-
hänger der Kontraktionslehre diese Argumente entkräften wollten,
statt stillschweigend bei ihrer Anschauung zu beharren.
Weitere Gegengründe gegen die Kontraktionslehre.
1. Tangentialer Gewölbedruck müßte die Vulkan spalt en sehr
rasch schließen, während die Erfahrung lehrt, daß Vulkane viele
Hunderttausende von Jahren tätig bleiben können (Vesuv, Ätna,
Stromboli, Roccamonfina usw.).
2. Tangentialer Gewölbedruck sollte Zerrungserscheinun-
gen ausschließen oder doch zu mindestens sehr seltenen Ausnahmen
gestalten. Statt dessen finden wir eine sehr große Anzahl von
Zerrungsgräben und andere nur durch Zerrung erklärbare Erschei-
nungen, z. B. die Tiefseerinnen, die bei ihren Formen durch tan-
gentialen Gewölbedruck rasch zusammengeschoben werden müßten.
Auch die Inselgirlanden Ostasiens und Australiens sind, wie schon
Richthofen annahm und Wegener jetzt zu beweisen sucht,
durch Zerrung von den zugehörigen Kontinenten abgetrennt.
Die Gräben sind für mich persönlich sogar der Ausgangspunkt
für das Verlassen der Kontraktionslehre gewesen, an die ich vorher
P Philosophical Magazine. 1916. (6.) 32. S. 575 und „The Earth“,
Cambridge. University Press. I. und II. Auflage. 1924 und 1929.
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