Wilhelm Salomon-Cal vi:
als Schüler Albert Heims und Credners und unter dem Einflüsse
von Eduard Suess fest geglaubt hatte. Auf sie gestützt, hatte ich
vorausgesetzt, daß die Gräben von den Seiten her überschoben
sein müßten, während sie doch fast in der ganzen Literatur und
merkwürdigerweise gerade von den Anhängern der Kontraktions-
lehre als Zerrungsgräben aufgefaßt und gezeichnet wurden. Aber
wenn ich auch vereinzelte Überschiebungserscheinungen beob-
achtete oder in der Literatur beschrieben fand, so zeigte sich doch
bei der großen Mehrheit der Gräben, daß sie durch Zerrung angelegt
waren. Diese Erkenntnis brachte mich dazu, die Schrumpf ungs-
lehre zu verlassen.
3. Die Schrumpfungslehre setzt Abkühlung der Gesamterde
voraus. Sie vergißt, daß selbst peripherische kleine Vulkan-
herde wie der der Schwäbischen Alb sich ungeheuer
langsam ab kühlen. Das beweist die geothermische Tiefenstufe
der Bohrlöcher von Neuffen und Grafenberg mit nur 11,1 bzw.
11,4 m Wert, obwohl doch das Miozän, in dem die Eruptionen
der Alb stattfanden, nach der Heliummethode 6 Millionen Jahre
zurückliegt. Und dabei liefert die Heliummethode zu kleine Werte!
Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, daß der starke Wärme-
anstieg auf dem unterirdischen Vulkanherd beruht1).
Da wir nun jetzt nicht mehr wie die frühere Geologengene-
ration der Erdgeschichte beliebig lange Dauer zuschreiben dürfen,
sondern vom Beginn des Archäozoikums an nur noch mit 1500 Mil-
lionen Jahren (der Größenordnung nach), vom Beginn des Cambriums
mit etwa 550—785 Millionen Jahren rechnen dürfen, reicht diese
Zeit gar nicht aus, um die zahlreichen, von Stille sorgfältig auf-
gezählten und unterschiedenen Orogenesen zu bekommen. Stille
unterscheidet in seinem Buche 2) etwa 30 postarchäozoische orogene-
tische Phasen, die durch nicht orogenetische Zeiten getrennt sind.
Davon entfallen auf Paläozoikum, Mesozoikum und Neozoikum
je etwa ein Drittel, demnach auf die rund 360—540 Millionen Jahre
des Paläozoikums, auf die 135—180 Millionen Jahre des Meso-
zoikums und auf die nur 55—65 Millionen Jahre des Neozoikums
je etwa 10 orogenetische Phasen und Ruhepausen zwischen ihnen.
:1) Axel Schmidt, Über Schwankungen der geothermischen Tiefenstufe
innerhalb Württembergs. Jahresber. d. Oberrhein. Geol. Vereines. N. F. 10.
1921. S. 59 und 11. 1922. S. 30.
2) Grundlagen der vergleichenden Tektonik. Bornträger. 1924. Berlin.
Zusammenfassung auf S. 388.
als Schüler Albert Heims und Credners und unter dem Einflüsse
von Eduard Suess fest geglaubt hatte. Auf sie gestützt, hatte ich
vorausgesetzt, daß die Gräben von den Seiten her überschoben
sein müßten, während sie doch fast in der ganzen Literatur und
merkwürdigerweise gerade von den Anhängern der Kontraktions-
lehre als Zerrungsgräben aufgefaßt und gezeichnet wurden. Aber
wenn ich auch vereinzelte Überschiebungserscheinungen beob-
achtete oder in der Literatur beschrieben fand, so zeigte sich doch
bei der großen Mehrheit der Gräben, daß sie durch Zerrung angelegt
waren. Diese Erkenntnis brachte mich dazu, die Schrumpf ungs-
lehre zu verlassen.
3. Die Schrumpfungslehre setzt Abkühlung der Gesamterde
voraus. Sie vergißt, daß selbst peripherische kleine Vulkan-
herde wie der der Schwäbischen Alb sich ungeheuer
langsam ab kühlen. Das beweist die geothermische Tiefenstufe
der Bohrlöcher von Neuffen und Grafenberg mit nur 11,1 bzw.
11,4 m Wert, obwohl doch das Miozän, in dem die Eruptionen
der Alb stattfanden, nach der Heliummethode 6 Millionen Jahre
zurückliegt. Und dabei liefert die Heliummethode zu kleine Werte!
Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, daß der starke Wärme-
anstieg auf dem unterirdischen Vulkanherd beruht1).
Da wir nun jetzt nicht mehr wie die frühere Geologengene-
ration der Erdgeschichte beliebig lange Dauer zuschreiben dürfen,
sondern vom Beginn des Archäozoikums an nur noch mit 1500 Mil-
lionen Jahren (der Größenordnung nach), vom Beginn des Cambriums
mit etwa 550—785 Millionen Jahren rechnen dürfen, reicht diese
Zeit gar nicht aus, um die zahlreichen, von Stille sorgfältig auf-
gezählten und unterschiedenen Orogenesen zu bekommen. Stille
unterscheidet in seinem Buche 2) etwa 30 postarchäozoische orogene-
tische Phasen, die durch nicht orogenetische Zeiten getrennt sind.
Davon entfallen auf Paläozoikum, Mesozoikum und Neozoikum
je etwa ein Drittel, demnach auf die rund 360—540 Millionen Jahre
des Paläozoikums, auf die 135—180 Millionen Jahre des Meso-
zoikums und auf die nur 55—65 Millionen Jahre des Neozoikums
je etwa 10 orogenetische Phasen und Ruhepausen zwischen ihnen.
:1) Axel Schmidt, Über Schwankungen der geothermischen Tiefenstufe
innerhalb Württembergs. Jahresber. d. Oberrhein. Geol. Vereines. N. F. 10.
1921. S. 59 und 11. 1922. S. 30.
2) Grundlagen der vergleichenden Tektonik. Bornträger. 1924. Berlin.
Zusammenfassung auf S. 388.