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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0011
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Epeirophorese.

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können. Besonders wo es sich um die physikalische Begründung
seiner Anschauungen handelt, wirkt das oft störend. Der Grund-
gedanke aber ist klar und besonders in dem Abschnitt „Origin of
Mountain Ranges“ eingehend erörtert und durch schematische Ab-
bildungen erläutert. Daly nimmt an, daß vor allen Epochen der
Faltengebirgsbildung die Erde sehr uneben gewesen sei. Zwei
polare „Dome“ seien von einem äquatorialen Gürtel-Dom durch
zwei verhältnismäßig schmale Senken in mittleren Breiten getrennt
gewesen (Abbildung bei Daly, Fig. 164 auf S. 264). Ferner habe
die gesamte Kontinentalmasse eine höhere Lage gehabt als das
Becken des auch von ihm als Urozean angesehenen Stillen Ozeans.
Als Ursache der Herausbildung der Dome und Vertiefungen
nimmt er ungleichmäßige Kontraktion der Gesamterde an, zieht
aber auch eine Formänderung der früher infolge rascherer Rotation
viel stärker abgeplatteten Erde heran. Er berührt sich dadurch
etwas mit den ihm wohl nicht bekannt gewordenen Vorstellungen,
die August von Böhm schon im Jahre 1910 entwickelt hat1). Nicht
klar ist mir aus Dalys Darstellung geworden, wie die Verkleine-
rung der Abplattung aus den ursprünglich doch besonders niedrig
liegenden Polargebieten hoch aufragende Dome hat entstehen lassen
können. Einen dritten Grund für die Herausbildung dieser großen
Ur-Unebenheiten der Erde sieht Daly in der Erosion der höheren
Länder. Diesen letzteren Faktor erklärt er noch nicht näher.
Doch denkt er dabei kaum an isostatische Hebung.
Nun sollen die kolossalen Landdome zerbrechen und Schollen
von Kontinentalgröße sollen nach den tieferen Becken abgleiten
(Fig. 166 auf S. 269). Sie pressen die in den Geosynklinalbecken
angehäuften Sedimente zusammen, falten sie, erheben sie aber noch
nicht über das Meeresniveau. Denn Daly betont mit Recht, was
ja tatsächlich in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher ge-
worden ist, daß die Hochgebirge ihre Höhe nicht oder doch nicht
in erster Linie der Faltung, sondern späteren Vorgängen verdanken.
Als Ursache für die spätere Hebung sieht er das Versinken von
Schollen der „granitischen“ Unterlage2) der Geosynklinalen in dem
leichteren glasigen Substratum und die mit Volum Vergrößerung
verbundene Einschmelzung dieser Schollen, sowie der tiefsten Teile
der gefalteten Geosynklinalgesteine an. So sei der Himalaya zu-

x) Siehe Zitat auf S. 10.
2) Hier wohl mehr im Sinne von „Sial“.
 
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