Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Epeirophorese.

15

Arbeitshypothesen aufstellen, versuchen, ob die übrigen geologi-
schen Beobachtungen damit stimmen, und uns nicht dadurch ab-
schrecken lassen, daß einige Geophysiker die fehlenden Grundlagen
bemängeln.
Allgemeines über die Epeirophorese.
In bewußtem Gegensatz zur Kontraktionslehre stehen einer-
seits die Strömungstheorien von Ampferer, Schwinner, Kossmat,
andererseits die Theorie der Epeirophorese in ihren verschiedenen
Formen (Taylor, Wegener, Argand, Staub, Gutenberg usw.).
Ich habe schon an der zitierten Stelle meines Lehrbuches eine kurze
Übersicht der drei Strömungstheorien gegeben und hervorgehoben,
daß sie mir „zwar noch keine befriedigende Erklärung der gebirgs-
bildenden Bewegungen, wohl aber den Keim zur Aufstellung einer
neuen befriedigenden Theorie zu geben“ schienen (S. 166). Wege-
ner gegenüber verhielt ich mich ursprünglich ganz ablehnend, weil
mir seine Argumente und vor allen Dingen sein Ausgangspunkt
nicht ausreichend zu sein schienen, um eine so grundstürzende neue
Theorie einzuführen. Aber schon 1925 bekannte ich (a. a. 0. S. 6f.),
daß „ich es für falsch und unberechtigt halten würde seine Hypo-
these einfach abzulehnen . . . Das uns Geologen mindestens zuerst
ungeheuerlich erscheinende Ausmaß seiner ,Landtriften“ ist jeden-
falls kein Gegengrund, sobald man, wie Kossmat und ich mit ihm,
ein kleines Ausmaß für möglich hält. Denn bei der Länge der zur
Verfügung stehenden Zeiträume kann sich ein kleiner Abstand im
Laufe der Erdperioden stark vergrößern. Das ist jedenfalls zweifel-
los, daß wir, falls Wegener auch nur zum Teil recht behielte,
eine ganze Anzahl von schwierigen und jetzt kaum zu erklärenden
Klimaproblemen der Vorzeit viel besser deuten könnten. Die
physikalische Möglichkeit einer ,Landtrift“ scheint mir nach allem,
was wir an Beobachtungen über Isostasie zur Verfügung haben,
jedenfalls vorzuliegen . . . Bei Wegener sind es die festen Massen,
welche sich bewegen und die Reibung gegen die flüssigen Massen
überwinden müssen. Der Endeffekt ist derselbe. Die festen
Massen werden gegen die Geosynklinalen getrieben und
verwandeln sie in Faltengebirge“ (jetzt gesperrt).
Seit 1925 habe ich die Frage immer weiter verfolgt und mich
bemüht die mittlerweile gewaltig anschwellende Literatur über
den Gegenstand einigermaßen zu verfolgen. Eine große Hilfe bei
diesem schwierigen Unternehmen gewähren dabei 1. die mittler-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften