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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0019
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Epeirophorese.

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fälle denkbar: 1. Die über die Zusammenschubfläche — Synaphie
herauf gequollenen Faltensysteme sind an ihren inneren Wurzeln
abgetragen. Die Synaphie selbst ist sichtbar. 2. Sie sind nicht
abgetragen, sondern verhüllen die Synaphie. Dann haben wir
an der Oberfläche eine Grenzlinie, welche die digredienten Falten-
systeme trennt. Das sind Stilles Scheitellinien. 3. Die beiden
treibenden Kontinentalschollen kamen überhaupt nicht unmittelbar
zur Berührung, sondern stießen auf eine kleinere alte starre Scholle,
die sie nicht überwältigten. Das sind die „Zwischengebirge“
Kobers, Stilles „Barren“ oder „Zwischenländer“. Statt Zwischen-
gebirge möchte auch ich übrigens lieber „Zwischenschollen“ oder
„Zwischenländer“ sagen, da sie ja nicht notwendigerweise „Gebirge“
zu sein brauchen. Doch ist die Benennung nebensächlich, wenn
wir uns nur über den Begriff einig sind.
Was ich jetzt Synaphie genannt habe, ist nicht identisch mit
dem alten Suess sehen Ausdruck Narbe. Ed. Suess1) verstand
darunter die ganze grüne Zone von Ivrea, d. h. meine Tonale-
schiefer, weil sie überaus reich an Intrusivmassen sind. Er
meinte nicht damit die Grenze, meine Tonalelinie, die ich schon
1891 beschrieben habe und damals natürlich noch für eine Ver-
werfung hielt2). Diese ist identisch mit dem, was spätere Autoren
als insubrische Linie oder Addalinie bezeichnet haben, nicht iden-
tisch mit der ebenfalls von mir aufgefundenen Galliner aver werf ung,
die von Cacciamali, Lugeon, LIenny und anderen für die alpino-
dinarische Grenze gehalten wird3).
Ich selbst gebrauchte in meiner 1905 erschienenen Arbeit
„Die alpino-dinarische Grenze“4) das Wort „Narbe“ noch im
Suess sehen Sinne und auch Kober hat es 1921 (Bau der Erde,

1) Antlitz. III. Teil 1. S. 424.
2) Tschermaks Mitteil. 1891. 12. S. 412. Den Namen stellte ich 1892 auf.
Giorn. di Mineralogia, Cristallografia usw. Bd. 3. S. 145. Pavia.
3) Ich beschrieb sie zuerst 1897 in Tschermaks Mitteil. 17. S. 115f. —
Cacciamali, Problemi di tectonica lombarda. Rendiconti Accademia Lincei
Bd. 11. Ser. 6. Rom 1930. S. 206. Ferner: Morfogenesi delle Prealpi Lombarde.
Brescia 1930. S. 280f. M. Lugeon et G. Henny, Sur la zone du Canavese
et la limite m6ridionale des Alpes. Comptes Rendus. 160. 1915. — Dieselben:
La limite alpino-dinarique dans les environs du massif de l’Adamello. Ebendort. —
G. Henny, Sur les consequences de la rectification de la limite alpino-dinarique
dans les environs du massif de l’Adamello. Eclogae. 14. 1916. S. 233. — Der-
selbe: Problemes de Geologie alpine. Eclogae. 16. 1920—1922. S. 85.
4) Verh. K: K. Reichsanstalt. S. 343.
 
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