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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Epeirophorese, 1 — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43605#0021
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Epeirophorese.

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ruhig und ohne jede Rücksicht auf mich weiterzuarbeiten, da er
als der jüngere und leistungsfähigere sicher viel ausgedehntere
Beobachtungen machen und sie auch rascher als ich veröffentlichen
könne. Auch schien es mir und scheint mir noch heute bei Fragen
von solcher Bedeutung nicht schädlich zu sein, wenn zwei Forscher
sich gegenseitig kontrollieren und ergänzen.
Aus den Cornelius sehen Untersuchungen geht ebenso wie
aus den meinigen klar hervor, daß die Tonalelinie wirklich von
Bellinzona bis nach Dimaro überall deutlich zu erkennen und
durch gewaltige mechanische Umformungen der Gesteine, durch
Einklemmungen von Trias und anderen jungen Bildungen zwischen
die kristallinen Schiefer, sowie durch Zusammenstößen ganz fremd-
artiger Gesteine als tektonische Linie ersten Ranges ge-
kennzeichnet ist. Hinsichtlich der Gallineraverwerfung aber kommt
auch er durch eine ganze Reihe neuer vorzüglicher Beobachtungen
zu dem Ergebnis, daß sie zwar für die Altersbestimmung der Ada-
mellointrusion eine große Bedeutung hat, aber jedenfalls nicht die
alpinodinarische Grenze ist. Gegen diese von Lugeon, LIenny,
Cacciamali und anderen vertretene Auffassung spricht sich übrigens
auch W. I. Jong in seiner Arbeit „Zur Geologie der Bergamasker
Alpen“ aus (Leidsche Geologische Mededeelingen. Leiden 1928.
S. 100).
Außer von Cornelius sind noch wichtige neue Aufschlüsse
über die Tonalelinie zwischen Bellinzona und dem Passo San Jorio
von Knoblauch zu erwarten, der das Gebiet der Val Morobbia
in 1: 10 000 kartiert hat und hoffentlich bald seine Ergebnisse
drucken wird.
Aus den veröffentlichten und auch aus meinen eigenen, noch
unveröffentlichten Beobachtungen geht hervor, daß die Tonale-
linie östlich von Ivrea unter der Poebene verschwindet, aber in
der Gegend von Savona wieder nachweisbar ist und dort den Apennin
gegen die Westalpen abgrenzt.
Der Apennin ist also tatsächlich, wie das wohl Kober als erster
vertreten hat, die Fortsetzung der Dinariden1). Die Tonalelinie

x) Ich vermeide es, hier auf die von Winkler in zahlreichen wichtigen
Arbeiten mit Recht aufgeworfene Frage einzugehen, inwieweit man die Süd-
alpen“ mit den „Dinariden“ identifizieren darf, da sie für meine Darlegungen
nicht von erheblicher Bedeutung ist. Zusammenfassende Darstellung in A.
Winkler: Dinariden u. Alpen. Comptes Rendus. XIV. Internationaler Kongreß.
Madrid 1929.
 
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