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Bett mann :
keilen im mimischen Gebiet, Regelmäßigkeit und Unbewegtheit
der Züge gehen miteinander. Mit wachsender Mienen- und Sprech-
bewegtheit wächst auch die Asymmetrie der Züge in den lebhaftesten
Graden bis zu einem krausen mimischen Chaos. Es ist selbstver-
ständlich, daß diese Wirkungen in jedem Augenblick an jedem Ge-
sicht beobachtbar, sich in den Zügen fixieren, wenn sie von frühester
Kindheit an beständig ausgeübt werden.“
Aus den Effekten mimischer und sprachlicher Lebhaftigkeit
einerseits, mimischer und sprachlicher Gebundenheit andererseits
ergeben sich ITellpach gleichsam von selber die Hauptstigmen
des fränkischen Gesichts und des schwäbischen Gesichts; die starke
Verjüngung des fränkischen Gesichts nach dem Kinn zu (Dreiecks-
grundriß) und das breite Kinn mit einem Kinnbogen ■— nicht einem
Kinn winkel — beim schwäbischen Gesicht (Vierecksgrundriß). „Die
Mundwinkel hegen wie in einer kleinen, zugleich nach einwärts-
gehenden Vertiefung.“
Hellpach betont die physiognomoplastische Funktion der
Sprechweise. Er hebt dabei hervor, daß die Einzelheiten noch
durchaus der Durchforschung seitens einer funktionellen Morpho-
logie des Gesichtes harren. Wir halten es für möglich, daß gerade
in solchen Zusammenhängen die kapillarmikroskopischen Kon-
trollen an der Mundschleimhaut eine gewisse Bedeutung gewinnen
können. Auf alle Fälle enthüllen sie uns hierher gehörende Tat-
bestände.
Wir wollen zunächst das, was Hellpach als fränkischen und
schwäbischen Typ bezeichnet, rein morphologisch-deskriptiv über-
nehmen, nicht in der Beziehung zur Landschaft und Sprechweise.
In dieser Allgemeinheit können wir auch die Gedanken Hellpachs
übernehmen, wonach die Grundeigenschaften des „fränkischen“
Typs größere Beeinflußbarkeit, Elastizität, Wandelbarkeit bedeuten.
Außerdem bestätigen uns auch die Veränderungen der Kapillar-
bilder, daß im Laufe des Individuallebens sich vorzugsweise Be-
weglichkeit zu Schwerbeweglichkeit, Ungebundenheit zu Gebunden-
heit wandelt.
Andererseits können wir gerade dann, wenn wir kein rest-
loses Aufgehen der Mimik im Temperamentmäßigen anzuerkennen
haben, und da, wo also ein „zur Ruhe erzogenes “Gesicht je nach
dem Anlaß sich lebhaftesten Ausdrucks fähig erweist, Verständnis
dafür gewinnen, daß der stark „verhaltene“ Ausdruck eines Ge-
sichts tatsächlich einer Zurückhaltung, einem Gebundensein,
Bett mann :
keilen im mimischen Gebiet, Regelmäßigkeit und Unbewegtheit
der Züge gehen miteinander. Mit wachsender Mienen- und Sprech-
bewegtheit wächst auch die Asymmetrie der Züge in den lebhaftesten
Graden bis zu einem krausen mimischen Chaos. Es ist selbstver-
ständlich, daß diese Wirkungen in jedem Augenblick an jedem Ge-
sicht beobachtbar, sich in den Zügen fixieren, wenn sie von frühester
Kindheit an beständig ausgeübt werden.“
Aus den Effekten mimischer und sprachlicher Lebhaftigkeit
einerseits, mimischer und sprachlicher Gebundenheit andererseits
ergeben sich ITellpach gleichsam von selber die Hauptstigmen
des fränkischen Gesichts und des schwäbischen Gesichts; die starke
Verjüngung des fränkischen Gesichts nach dem Kinn zu (Dreiecks-
grundriß) und das breite Kinn mit einem Kinnbogen ■— nicht einem
Kinn winkel — beim schwäbischen Gesicht (Vierecksgrundriß). „Die
Mundwinkel hegen wie in einer kleinen, zugleich nach einwärts-
gehenden Vertiefung.“
Hellpach betont die physiognomoplastische Funktion der
Sprechweise. Er hebt dabei hervor, daß die Einzelheiten noch
durchaus der Durchforschung seitens einer funktionellen Morpho-
logie des Gesichtes harren. Wir halten es für möglich, daß gerade
in solchen Zusammenhängen die kapillarmikroskopischen Kon-
trollen an der Mundschleimhaut eine gewisse Bedeutung gewinnen
können. Auf alle Fälle enthüllen sie uns hierher gehörende Tat-
bestände.
Wir wollen zunächst das, was Hellpach als fränkischen und
schwäbischen Typ bezeichnet, rein morphologisch-deskriptiv über-
nehmen, nicht in der Beziehung zur Landschaft und Sprechweise.
In dieser Allgemeinheit können wir auch die Gedanken Hellpachs
übernehmen, wonach die Grundeigenschaften des „fränkischen“
Typs größere Beeinflußbarkeit, Elastizität, Wandelbarkeit bedeuten.
Außerdem bestätigen uns auch die Veränderungen der Kapillar-
bilder, daß im Laufe des Individuallebens sich vorzugsweise Be-
weglichkeit zu Schwerbeweglichkeit, Ungebundenheit zu Gebunden-
heit wandelt.
Andererseits können wir gerade dann, wenn wir kein rest-
loses Aufgehen der Mimik im Temperamentmäßigen anzuerkennen
haben, und da, wo also ein „zur Ruhe erzogenes “Gesicht je nach
dem Anlaß sich lebhaftesten Ausdrucks fähig erweist, Verständnis
dafür gewinnen, daß der stark „verhaltene“ Ausdruck eines Ge-
sichts tatsächlich einer Zurückhaltung, einem Gebundensein,