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Willy Hellpaci-i :
verliert sich etwa im Rheinhessischen, stromauf gerechnet, und ist
an der Grenze des eigentlich Rheinischen stromab, also zwischen
Köln und Duisburg, besonders eindrucksvoll. Nimmt man hinzu, daß
namentlich auch in der Sprechmelodie, dem Akzent, Rhein- und
Mainfranken, zumal durch die sprachliche Bajuvarisierung der
letzteren, sich stetig voneinander entfernen, so wird es recht wahr-
scheinlich, daß der altfränkische große Stamm vor unsern Augen
in ein „rheinisches“ und ein „mainisches“, im engeren Sinne (nach
der heutigen Bezeichnungsweise des Wohnsitzes „Franken“) „frän-
kisches“ Glied, auseinanderfällt. Zwischen und neben ihnen würden
sich die hessische und die pfälzische Zone als Übergangs- oder An-
hangsstücke darstellen.
Der altfränkische Gesamtstamm.., hätte sich dann innerhalb
eines Jahrtausends in die 6 Unterstämme flämisch, holländisch,
rheinisch, pfälzisch, hessisch, fränkisch neu aufgespalten.
IL Das fälische Gesicht*
An seinem nordwestlichen Rande stößt das Rheinische ganz
hart an die von ihm kraß verschiedene fälische Wesensart. An kaum
einer zweiten Stelle in Deutschland, auch in Baden zwischen Ale-
mannisch und Pfälzisch nicht, ändert sich das „Wesen“ der Bevöl-
kerung innerhalb weniger Kilometer so außerordentlich wie an der
rheinisch-fälischen Stämmescheide. Die übliche Zusammenfassung
eines wichtigen Teiles dieser Gegend als Wirtschaftseinheit unter
dem Begriff „rheinisch-westfälisch“ läßt als Folie die Unterschieden-
heit, ja den Gegensatz ihrer Bestandteile nur desto eindrucksvoller
hervortreten.
Die physiognomische Wandlung, etwa zwischen Duisburg und
Bochum oder zwischen Elberfeld und Hagen, muß ebenfalls als
außerordentlich charakterisiert werden. Das Auftreten des fälischen
Habitus vollzieht sich beim ersten Schritt aus dem Bereich der
rheinischen Mundart heraus in den Bereich der fälischen Mundart
hinein derart massenhaft und sinnfällig, daß es auch dem ganz Un-
geschulten oft elementar zu Bewußtsein kommt, unter einen andern
Volksschlag geraten zu sein. Mit der vulgären Bezeichnung des
„westfälischen Quadratschädels“ hat die volkstümliche Beobachtung
eine Andeutung des Phänomens, freilich nicht das wesentliche
erfaßt.
Das fälische Gesicht (wie wir es provisorisch nennen, indem
wir es späteren Untersuchungen anheimstellen, Klarheit darüber
zu schaffen, ob ein besonderer westfälischer Habitus L eil eines ge-
Willy Hellpaci-i :
verliert sich etwa im Rheinhessischen, stromauf gerechnet, und ist
an der Grenze des eigentlich Rheinischen stromab, also zwischen
Köln und Duisburg, besonders eindrucksvoll. Nimmt man hinzu, daß
namentlich auch in der Sprechmelodie, dem Akzent, Rhein- und
Mainfranken, zumal durch die sprachliche Bajuvarisierung der
letzteren, sich stetig voneinander entfernen, so wird es recht wahr-
scheinlich, daß der altfränkische große Stamm vor unsern Augen
in ein „rheinisches“ und ein „mainisches“, im engeren Sinne (nach
der heutigen Bezeichnungsweise des Wohnsitzes „Franken“) „frän-
kisches“ Glied, auseinanderfällt. Zwischen und neben ihnen würden
sich die hessische und die pfälzische Zone als Übergangs- oder An-
hangsstücke darstellen.
Der altfränkische Gesamtstamm.., hätte sich dann innerhalb
eines Jahrtausends in die 6 Unterstämme flämisch, holländisch,
rheinisch, pfälzisch, hessisch, fränkisch neu aufgespalten.
IL Das fälische Gesicht*
An seinem nordwestlichen Rande stößt das Rheinische ganz
hart an die von ihm kraß verschiedene fälische Wesensart. An kaum
einer zweiten Stelle in Deutschland, auch in Baden zwischen Ale-
mannisch und Pfälzisch nicht, ändert sich das „Wesen“ der Bevöl-
kerung innerhalb weniger Kilometer so außerordentlich wie an der
rheinisch-fälischen Stämmescheide. Die übliche Zusammenfassung
eines wichtigen Teiles dieser Gegend als Wirtschaftseinheit unter
dem Begriff „rheinisch-westfälisch“ läßt als Folie die Unterschieden-
heit, ja den Gegensatz ihrer Bestandteile nur desto eindrucksvoller
hervortreten.
Die physiognomische Wandlung, etwa zwischen Duisburg und
Bochum oder zwischen Elberfeld und Hagen, muß ebenfalls als
außerordentlich charakterisiert werden. Das Auftreten des fälischen
Habitus vollzieht sich beim ersten Schritt aus dem Bereich der
rheinischen Mundart heraus in den Bereich der fälischen Mundart
hinein derart massenhaft und sinnfällig, daß es auch dem ganz Un-
geschulten oft elementar zu Bewußtsein kommt, unter einen andern
Volksschlag geraten zu sein. Mit der vulgären Bezeichnung des
„westfälischen Quadratschädels“ hat die volkstümliche Beobachtung
eine Andeutung des Phänomens, freilich nicht das wesentliche
erfaßt.
Das fälische Gesicht (wie wir es provisorisch nennen, indem
wir es späteren Untersuchungen anheimstellen, Klarheit darüber
zu schaffen, ob ein besonderer westfälischer Habitus L eil eines ge-