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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 7. Abhandlung): Mitteilung zur Statik und Dynamik der deutschen Stammesphysiognomien, 3 — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43632#0010
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10

Willy Hellpach :

in beiden Lagern, dem niedersächsischen wie oberschwäbischen,
überwiegend breites Kinn zeigt, im niedersächsischen Gebiet mehr
„eckig-breit“, im oberschwäbischen Gebiet mehr „elliptisch-breit“.
2. In den vielen Rundgesichtern fallen die kleinen, besonders
aber die eingebogenen und aufgestülpten Nasen mit sichtbaren Nasen-
löchern sogleich ins Auge. Sowohl in meinen Protokollen von Klassen-
besuchen als auch bei „Zählungen am Wege“ findet sich der Ab-
kürzungsvermerk „StuNaNüSi“, d. h. Stupsnase mit Nüstern-
sichtbarkeit, viel häufiger als bisher in irgendeiner deutschen Land-
schaft beobachtet werden konnte; die Durchschnittszahl übersteigt
z. B. die mittelrheinische um mindestens 50%. Da nüsternsichtbare
Stupsnasen, zumal bei hohen und vierschrötigen Gestalten, wie sie
in Westfalen sehr verbreitet sind, ebenso ins Auge fallen, wie um-
gekehrt große Hakennasen, zumal bei kleineren und grazilen Figuren,
so verstärkt sich der oberflächliche Eindruck noch
täuschend gemäß dem psychologischen Gesetz der nume-
rischen Überschätzung des Auffälligen. „Krause“ Nasen -
formen sind als Varianten der Stupsnase sehr häufig,
unter ihnen tritt die ,,Entenschnabelnase''1' besonders her-
Fig. 1. vor und nimmt gegen Nordwesten hin an Verbreitung
zu, ihre größte Häufigkeit dürfte in Holland liegen; es han-
delt sich um ziemlich breite, eingebogene Nasen, deren Spitze wie aus-
gezogen, gegen die Nasenrückenlinie noch einmal im stumpfen Winkel
abgebogen erscheint (Fig. 1). Es dürfte (außer vielleicht, aber noch
nicht zureichend untersucht, Pommern) keinen deutschen Landstrich
geben, in welchem sich auf hohen und breiten („athletischen“)
Gestalten so viele „Buildogg“- und „Mops“gesicliter finden, wie in
Westfalen.
Auch die anthropologischen Bestandsaufnahmen stimmen dazu.
Kruses Nasenformindex-Tabelle (a. a. 0. S. 147) zeigt jedenfalls
das gesamtfälische Gebiet (Hannover und Westfalen) mit dem
1,2-Index an der unteren Indexgrenze, d. h. mit am reichsten an
eingebogenen Nasen, darin überboten nur noch von Mecklenburg,
Schleswig-Holstein, Nordsachsen-Thüringen und der Schweiz,
wesentlich reicher als das (mit 1,4-Index aufwartende) nördliche
Rheinland: „nach Osten zu sinkt der Index in Westfalen und Hessen
stark ab“ sagt der Autor, vom Rhein her rechnend; der zur Über-
schätzung im Eindruck verleitende Kontrast zwischen Rheinland
und Westfalen wird also verständlich.
3. Die fälische Mundpartie hat im Unterschied von der rheinischen
 
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