Metadaten

Salomon-Calvi, Wilhelm [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 8. Abhandlung): Epeirophorese: Die Eiszeiten des Tertiärs und Mesozoikums, Teil 3,A — Berlin, Leipzig, 1931

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43633#0004
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

Wilhelm Salomon Calvi :

Allgemeines über Eiszeiten»
Die Erkenntnis der 'Eiszeiten ist kaum ein Jahrhundert alt.
Obwohl Norddeutschland im Diluvium bis an den Rand der Mittel-
gebirge vom Eise bedeckt war, ist doch diese Tatsache erst 1875
durch Otto Torell Gemeingut der Geologie geworden 3). Dagegen
hatte man schon ein halbes Jahrhundert vorher in der Schweiz
die Ausdehnung der diluvialen Gletscher bis an den Jura richtig
erkannt (Venetz und Charpentier). Auch hatte man in Nord-
europa und Nordamerika zur Erklärung der erratischen Blöcke die
Drifttheorie angenommen, die denn doch eine erheblich größere
Ausdehnung des Eises voraussetzte.
Noch viel jünger ist die Erkenntnis, daß schon lange vor dem
Diluvium ältere Eiszeiten vorhanden waren. Denn man sträubte
sich gegen diese Vorstellung, die nicht zu der verbreiteten An-
nahme eines gleichmäßig warmen Klimas der Karbonperiode paßte.
Als aber die permokarbonische Eiszeit anerkannt und an vielen
weit voneinander liegenden Stellen der südlichen Hemisphäre, ja
in Indien auch nördlich des Äquators nachgewiesen war, da suchte
man vergebens nach einer Erklärung. Man nahm Polverschiebungen
an. Aber selbst wenn man den Südpol an der günstigsten Stelle
der südlichen Hemisphäre dachte 4), fiel der Nordpol in die Nähe
der nordamerikanischen Kohlenlager derselben Periode; und außer-
dem behielt die südliche Eiskappe eine Ausdehnung, die einfach
unerklärlich war. So bieten die Eiszeiten ein Rätsel; und es dürfte
einer der Hauptvorzüge der Theorie der Epeirophorese sein, hier
wesentlich einfachere Erklärungen geben zu können. Bevor wir aber
auf dies Thema näher eingehen, sind eine Anzahl von. Vorfragen
zu besprechen.

Definition des Begriffes „Eiszeit“.
Wir sind uns im allgemeinen darüber einig, daß wir heute keine
Eiszeit haben. Allerdings sind einige Forscher der Meinung, daß
die Eiskappen in Grönland und der Antarktis gewissermaßen der
Ausklang der Würmeiszeit seien. In der Regel vergleicht man aber
die Ausdehnung der heutigen Gletscher mit der der diluvialen und
3) Berniiardi hatte die richtige Anschauung schon 1832 vertreten, war
aber nicht beachtet worden.
4) Siehe Figur 34 in A. Wegener: Die Entstehung der Kontinente.
IV. Aull. S. 137.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften