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Salomon-Calvi, Wilhelm [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 8. Abhandlung): Epeirophorese: Die Eiszeiten des Tertiärs und Mesozoikums, Teil 3,A — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43633#0010
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Wilhelm Salomon Calvi :

Es kann sich ja auch um kleine lokale Gletscher handeln, deren
Spuren durch einen glücklichen Zufall erhalten sind. Weder die
Alpen noch der Himalaya haben heute eine „Eiszeit“. Und selbst
in Island und Spitzbergen kann man nur von einer ausgedehnten
Vergletscherung, aber nicht von Eiszeiten sprechen. Bevor also
nicht ein sicherer Beweis für eine echte „Eiszeit“ geführt ist, sollte
man nur von „Gletscherspuren“ oder von einer Vereisung“ sprechen,
aber lieber auf die Registrierung einer echten „Eiszeit“ verzichten,
als vorschnell unechte annehmen.
Ferner wird man bei der Annahme einer Eiszeit auch verlangen
müssen, daß nicht entgegengesetzte Klimabelege aus der Um-
gebung des Gebietes bekannt sind. Schon aus diesem Grunde ist
die GEiKiEsche Annahme einer eozänen oder Spätkretazischen Ver-
eisung am Nordrande der Alpen unhaltbar.
Bei derartigen Überlegungen ist aber noch eine weitere Schwie-
rigkeit zu berücksichtigen, die besonders bei den Eisspuren älterer
Erdperioden eine große Rolle spielt, das ist die Feststellung der
„Gleichzeitigkeit“ oder „Ungleichzeitigkeit“. Im Diluvium haben
wir mindestens drei Interglazialzeiten in einem Zeiträume von
rund 600 000 Jahren. Da nun die Dauer der älteren Erdperioden
ungeheuer viel größer ist als die der jüngeren, ist es in den meisten
Fällen kaum feststellbar, ob bei einer 50, 100 und mehr Millionen
J ahre umfassenden Periode die Klimaanzeichen wirklich gleichzeitig im
strengen Sinne des Wortes sind. Wir können ausgedehnte Gletscher-
spuren und scheinbar gleichzeitig Kennzeichen ganz warmen Klimas
finden. Denn wenn wir auch bisher sichere Interglazialzeiten nur
aus dem Diluvium und Permokarbon kennen, müssen wir doch mit
ihrem Auftreten zu allen Zeiten der Erdgeschichte rechnen. Finden
wir aber eine interglaziale Flora neben einer Grundmoräne einer
alten Erdperiode, so dürfte es fast immer unmöglich sein den winzig
kleinen Altersunterschied festzustellen. Man wird sie für gleichzeitig
halten und geneigt sein die Glazialspuren als pseudoglazial an-
zusehen.
Colemans Ice Ages.
Der ausgezeichnete Geologe Coleman, Professor in Toronto
und Entdecker der huronischen Vereisung, hat uns 1926 ein nütz-
liches Buch beschert: „Ice Ages, recent and ancient“ (New York.
The Macmillan Company). In diesem Buche hat er zum Teil auf
 
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