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Salomon-Calvi, Wilhelm [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 8. Abhandlung): Epeirophorese: Die Eiszeiten des Tertiärs und Mesozoikums, Teil 3,A — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43633#0026
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Wilhelm Salomon Calvi :

tun habe.“ Die Mächtigkeit betrug nur wenige Meter, der Eindruck
war „ein auffallend moränenartiger, und selbst wenn, was wahr-
scheinlich ist, eine Wasserablagerung vorliegt, so kann man sich
schwer vorstellen, wie diese Masse von oft ziemlich großen kantigen
Blöcken von Gesteinen, die nirgends in größerer Nähe als 50—60 km
anstehen, sich hier ohne Mitwirkung von Eis in irgendeiner Form
hat ansammeln können.“
Auf diese Angaben bezieht sich Coleman, der sie aber nach
dem Werk von Wright und Ptriestley zitiert.
J. Gunnar Anderson beobachtete zwischen Kap Karl Andreas
und Kap Gunnar auf Grahamland ein grobes „Konglomerat mit
Geschieben bis zu 2 m Durchmesser. Das Gestein soll völlig un^e-
schichtet und sehr Grundmoränen-ähnlich sein. Es scheint von der
Gebirgsfaltung mitergriffen worden zu sein24). Aber erstens ist es
doch ganz unsicher, ob hier wirklich alte Grundmoränen vorliegen
und nicht nur „Warps“. Zweitens ist ihr absolutes Alter unklar und
ihre Gleichaltrigkeit sehr zweifelhaft. Drittens könnte es sich selbst
bei glazialem Ursprung auch um lokale Gletscher handeln.
Man darf also bei dem heutigen Kenntnisstand nicht
von einer kretazischen oder alttertiären Vergletsche-
rung der Antarktis reden.
Noch weniger ist ein Versuch Coleman’s gesichert diese frag-
lichen Gletscherspuren mit der kretazischen Vereisung Australiens
zu vergleichen (siehe S. 27). Bei der ganzen Beurteilung dieser
angeblichen tertiären (oder spätkretazischen) Gletscherspuren ist
aber noch eine andere Tatsache zu berücksichtigen. Nordenskjöld
entdeckte auf der Seymour-Insel bei Grahamland eine reiche tertiäre
Flora, die von Natiiorst beschrieben worden ist und 50 subtropische,
aber nur 20 einem gemäßigten Klima entsprechende Formen ent-
hält25). Sie dürfte dem Oligozän oder dem Miozän angehören.
Sollten also wirklich die von Nordenskjöld und Andersson sowie
die auf S. 15 beschriebenen „miozänen“ Gesteinsmassen Moränen
sein, so darf man aus ihnen bisher höchstens auf lokale tertiäre
Gletscher, aber nicht auf eine ausgedehnte Vereisung schließen.
24) On the geology of Graham Land. Bull. Upsala VII. 1906. S. 29. Diese
Örtlichkeit liegt etwa 110 km vom Kap Hamilton auf der Roß-Insel entfernt.
Und schon Anderson gibt an, daß Nordenskjöld Blöcke in einer „moraine-
like mass underneath the tuff-formation at Cape Hamilton on Ross Island“
gefunden und damals vorläufig beschrieben hatte (S. 30).
25) Zitiert nach Antarctic Glaciology. S. 432—433.
 
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