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Freudenberg, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 9. Abhandlung): Bemerkungen zur Stereochemie — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43634#0005
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Bemerkungen zur Stereochemie

5

Phtalester des Garbinols III (R1 = CH3) ist; dieses Carbinol selbst,
das den sauren Phtalester bildet, dreht —4,3°, und die Reihe lautet
weiter: R = C2H5 + 15,4 etc. (Tab. 3).
Daß die oben angeführte Vorzeichenregel der Garbinole lediglich
eine einzelne Aussage innerhalb eines im obigen bereitsangedeuteten,
allgemeiner zu formulierunden Verschiebungssatzes ist, zeigt sich
am Beispiel der Acetate (V).
R1 G6H5
HCOCOCHg HCOH

Tab. 2. Acetate.

R1
R = GH3
c2h5
c3h7
c4h9
ch3
0
+ 29 5
+ 22 3
+ 17,0.
c2h5
— 29 5
0
— 0.8
— 7,4

gx1h23
+ 11,9 (Endwert)
-9.5

denn die für die Garbinole gültige Vorzeichenregel versagt hier,
die Drehung durchläuft in beiden Fällen ein Maximum, die Kurven
sind nahezu parallel.
Damit ist das gesamte Beobachtungsmaterial auf eine ein-
fache Variante des optischen Verschiebungssatzes x) zurückgeführt,
der in vereinfachter Fassung lautet: „Zwei analoge Verbindungen
gleicher Konfiguration erleiden eine entsprechende Änderung ihrer
Drehung, wenn in beiden ein Substituent in gleicher Weise ver-
ändert wird“. Wird in Verbindungen II, in denen R einen nor-
malen Kohlenwasserstoffrest bedeutet, R1 verändert indem z. B.
R1 = CH3 durch R1 = G2H5 ersetzt wird, so erleiden alle Formen
mit gleichem R eine sehr ähnliche Veränderung ihrer Drehung,
die sich in einer parallelen Anordnung der Kurven zu erkennen
gibt, die in weniger günstigen Fällen zum mindesten den gleichen
Charakter zeigen. Für den Sonderfall homologer Reihen läßt sich
demnach aus dem Verschiebungssatze folgende Regel ableiten:
Parallele oder wenigstens analoge, asymptotisch verlaufende Kurven
werden erhalten, wenn man nach steigendem Molekulargewicht die
molekularen Drehwerte einträgt von gleich konfigurierten Verbindun-
gen Cabch und Ca'bcli, in denen mit h homologe Substituenten von
ansteigendem Molekulargewicht bezeichnet werden.

x) Ber. 56, 193 (1923); Ber. 63, 2381 (1930).
 
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