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Johann Solch:
5. Für die Aufspeicherung des Schnees sind die morpholo-
gischen Voraussetzungen in beiden Gebieten nicht wesentlich
verschieden, aber die klimatischen im Feldberg- eher günstiger als
im Ben Nevis-Gebiet. Denn dessen Sockel steht auch im Winter
bis März zur halben Höhe des Berges in Luft mit über 0°; zeigen
doch alle Monate des Jahres zwischen Fort William und Ben Nevis
in den Jahren 1885 bis 1904 8—9 Grad Unterschied. Warme Luft-
wellen und Regen dürften daher in den kalten Monaten des Jahres
immer wieder einmal bis gegen den Scheitel hinauf an der Abräu-
mung des Schnees arbeiten. Dagegen bleibt das Feldbergmassiv
besonders mit seinem Ostabfall andauernd im Bereich der kalten
Luft des Winters.
Alles in allem ergibt sich also: Die tiefe Herabdrückung der
Schneegrenze im Ben Nevis-Gebiet im Vergleich zu deren Höhe
im Schwarzwald hat mehrere Hauptursachen, nämlich die viel
größere Menge fester Niederschläge, die kürzere der Taufrist, die
schwächere Erwärmung während dieser. Würde sich die heutige
Temperaturkurve des Feldbergs parallel zu sich selbst um 4—5 Grad
senken, so würde zwar die Taufrist ähnlich kurz werden (wenn auch
nicht ganz so kurz) wie auf dem Ben Nevis, aber die Temperaturen
der wärmsten Monate blieben auf dem Feldberg auch dann noch
um 2—2,5 Grad höher, als sie heute auf dem Ben Nevis sind. Zwar
würde dann auch ein erheblich größerer Teil der Niederschläge in
Monaten mit negativem Mittel fallen als heute, aber die Gesamt-
summe fester, zur Aufspeicherung kommender Niederschläge
bliebe auch dann noch beträchtlich hinter der Menge zurück, welche
heute auf dem Ben Nevis fällt. Mit anderen Worten: Eine Tem-
peraturerniedrigung von 4—5 Grad allein dürfte kaum ausreichen,
um im Schwarzwald die Schneegrenze um 600 m herunterzudrücken.
Damit sie hier in solchem Ausmaß herabsänke, müßte sich ent-
weder die Temperatur bei gleichbleibender Jahressumme und Ver-
teilung der Niederschläge noch stärker erniedrigen oder aber es
müßten die Niederschläge zugleich zunehmen und sich anders über
das Jahr verteilen. Wir vermögen vorderhand noch nicht ab-
zusehen, wie die Dinge im Feldberggebiet zur Zeit des ^-Stadiums
tatsächlich lagen, und müssen außerdem auch noch einmal daran
erinnern, daß die klimatischen Voraussetzungen für das Schwinden
einer Vergletscherung anders sind als die bei ihrem Kommen.
Johann Solch:
5. Für die Aufspeicherung des Schnees sind die morpholo-
gischen Voraussetzungen in beiden Gebieten nicht wesentlich
verschieden, aber die klimatischen im Feldberg- eher günstiger als
im Ben Nevis-Gebiet. Denn dessen Sockel steht auch im Winter
bis März zur halben Höhe des Berges in Luft mit über 0°; zeigen
doch alle Monate des Jahres zwischen Fort William und Ben Nevis
in den Jahren 1885 bis 1904 8—9 Grad Unterschied. Warme Luft-
wellen und Regen dürften daher in den kalten Monaten des Jahres
immer wieder einmal bis gegen den Scheitel hinauf an der Abräu-
mung des Schnees arbeiten. Dagegen bleibt das Feldbergmassiv
besonders mit seinem Ostabfall andauernd im Bereich der kalten
Luft des Winters.
Alles in allem ergibt sich also: Die tiefe Herabdrückung der
Schneegrenze im Ben Nevis-Gebiet im Vergleich zu deren Höhe
im Schwarzwald hat mehrere Hauptursachen, nämlich die viel
größere Menge fester Niederschläge, die kürzere der Taufrist, die
schwächere Erwärmung während dieser. Würde sich die heutige
Temperaturkurve des Feldbergs parallel zu sich selbst um 4—5 Grad
senken, so würde zwar die Taufrist ähnlich kurz werden (wenn auch
nicht ganz so kurz) wie auf dem Ben Nevis, aber die Temperaturen
der wärmsten Monate blieben auf dem Feldberg auch dann noch
um 2—2,5 Grad höher, als sie heute auf dem Ben Nevis sind. Zwar
würde dann auch ein erheblich größerer Teil der Niederschläge in
Monaten mit negativem Mittel fallen als heute, aber die Gesamt-
summe fester, zur Aufspeicherung kommender Niederschläge
bliebe auch dann noch beträchtlich hinter der Menge zurück, welche
heute auf dem Ben Nevis fällt. Mit anderen Worten: Eine Tem-
peraturerniedrigung von 4—5 Grad allein dürfte kaum ausreichen,
um im Schwarzwald die Schneegrenze um 600 m herunterzudrücken.
Damit sie hier in solchem Ausmaß herabsänke, müßte sich ent-
weder die Temperatur bei gleichbleibender Jahressumme und Ver-
teilung der Niederschläge noch stärker erniedrigen oder aber es
müßten die Niederschläge zugleich zunehmen und sich anders über
das Jahr verteilen. Wir vermögen vorderhand noch nicht ab-
zusehen, wie die Dinge im Feldberggebiet zur Zeit des ^-Stadiums
tatsächlich lagen, und müssen außerdem auch noch einmal daran
erinnern, daß die klimatischen Voraussetzungen für das Schwinden
einer Vergletscherung anders sind als die bei ihrem Kommen.