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Sölch, Johann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 1. Abhandlung): Der Rückzug der letzten Vergletscherung: eine vergleichende Betrachtung — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43637#0025
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Der Rückzug der letzten Vergletscherung

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bereits weithin von Gletschern erfüllt werden. Ein Abstieg vollends
von 900 m, entsprechend dem ß-Stadium der Alpen, würde die
Schneegrenze auf 600 m absenken und bereits einen großen Teil
der schottischen Hochlande in das Nährgebiet der Vergletscherung
einbeziehen.

V.
Um nun diese Feststellung auch auf andere Weise zu erhärten,
steht augenblicklich, solange nicht genaue Beobachtungen und
Messungen in den nw. schottischen Hochlanden verfügbar sind,
nur eine einzige Möglichkeit offen: die Beziehungen der dortigen
Gletscherstände zu den eigentümlichen Strandlinien zu ermitteln,
die sich seit dem Schwinden der eiszeitlichen Vergletscherung an
den Küsten Schottlands entwickelt haben. Es handelt sich dabei
mindestens um drei verschiedene Niveaus: in etwa 100, 50 und
25 Fuß Höhe über der heutigen Flutlinie (30, 15, 7—8 m). Diese
Strandmarken sind nun allerdings keineswegs in allen Küstenstrichen
vorhanden. Einerseits hatten sie sich von Anfang an nicht überall
in gleicher Schärfe ausbilden können, anderseits sind die älteren
verschiedentlich auch durch die abtragenden Kräfte bereits wiederum
zerstört worden. Überdies hat sich auch dazwischen mindestens
eine fallende Strandverschiebung eingeschaltet, auch sind sie von
jüngsten Krustenbewegungen verkrümmt worden. Aber das Vor-
handensein alter Meeresspiegelstände ist an den verschiedensten
Stellen der schottischen und überhaupt der britischen Küsten
einwandfrei nachgewiesen.
Im Ben Nevis-Gebiet selbst zeigt sich im besonderen Folgendes:
Hier ist zwar der 25 Fuß-Strand sehr schön entwickelt, dagegen
findet sich keine Spur des 50- und des 100 Fuß-Strandes. Der
50 Fuß-Strand ist erst weiter draußen am Loch Linnhe entwickelt, be-
sonders schön auf den Kalken der Insel Lismore ,wo ihn A. Geikie ge-
radezu mit den Seter Norwegens verglich, ihm zugleich eine ziem-
lich lange Dauer der Bildung zuschreibend. Ebenso findet er sich
beiderseits des Loch Eil, wo er unter anderem die Eisenbahn Ba-
navie—Mallaig trägt usw. 26). Hier drängt sich die —nicht von mir
als erstem gefaßte — Vermutung auf, daß noch zur Zeit des 50 Fuß-
Strandes und erst recht zur Zeit des 100 Fuß-Strandes Eis die

26) Sir Geikie, A., The scenery of Scotland. London 1901. S. 242 ff.
Über Lismore im bes. auch H. B. Muff im Mem. Geol. Survey Scotld. 45,
S. 169.

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