Der Rückzug der letzten Vergletscherung
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der E-Küste Schottlands, wo die Vereisung eher früher als später
geschwunden sein muß, entsprechende Vorkommen: die Zunge des
Kyle-Talgletschers zog zur Zeit des 100 Fuß-Strandes noch 3 km
über Bonar Bridge hinab. Mit ihr vereinigte sich der Strath Carron-
Gletscher. Ja selbst noch zur Zeit des 50 Fuß-Strandes hatte sich
dieser nur ein paar Kilometer von der Bahnbrücke Bonar Bridge
zurückgezogen, während der Hauptgletscher etwa 10 km oberhalb
seines früheren Endes bei Inveran-Invershin endigte: hier geht
sein Übergangskegel in die 50 Fuß-Terrasse über * * 32). Aus der Gegend
von Beauly und vom Scheitel des Cromarty Firth war dagegen das
Eis schon zur Zeit des 100 Fuß-Strandes weit zurückgewichen33).
Diese Beispiele ließen sich noch vermehren. Hier kommt es
uns aber nur darauf an, zu zeigen, daß sich das Eis in Schottland
keineswegs gleichmäßig und gleichzeitig von der Küste zurück-
gezogen hat. Das ist natürlich auch nicht zu erwarten. Die Nähr-
und Zehrverhältnisse an der W- und E-Seite Schottlands sind wesent-
lich verschieden gewesen und auch an der W-Küste je nach Belief
und örtlichem Klima keineswegs gleich. Daß das Gebiet der Haupt-
erhebung im Westen, zugleich besonders reich an Niederschlägen,
am längsten vergletschert blieb, kann nicht im mindesten überraschen.
Wie sich der Rückzug der letzten Vergletscherung in den
schottischen Hochlanden im einzelnen abgespielt hat, darüber
können wir noch nichts Bestimmtes sagen. Aber wir verdanken
J. K. Charlesworth eine sehr bemerkenswerte, auf genauer Be-
obachtung im Felde beruhende Studie über den Rückzug des Eises
in den südlichen Uplands von Schottland, einer Landschaft, die
auch mit ihren höchsten Gipfeln nur etwa 700—800 m Höhe erreicht,
also 500—600 m niedriger ist als die Ben Nevis-Gruppe. Im Tal
des Cree und der anderen Haupttäler des Gebietes hat er nicht
weniger als fünf verschiedene Rückzugsstadien, durch Moränen
deutlich gekennzeichnet, angetroffen34). Wer könnte zweifeln, daß
und Inverness. Vgl. Ogilvie, A. G., The physiography of the Moray Firth
Coast. Trans. R. Soc. Edinb. vol. LIII., pt. II. (Nr. 19) Edinb. 1923, S. 378.
32) Dinham, C. H., in: The geology of Strath Oykell and Lower Loch
Shin. Geol. Survey, Scotland. 102 Edinb. 1926, S. 188 ff.
33) B. N. Peach und L. W. Hinxman in: The geology of the country
round Beauly and Inverness. Mem. Geol. Survey, Scotld. 83, Edinb. 1914,
S. 86 —89. Vgl. dazu auch Ogilvie, a. a. O.
34) Charle s worth, J. K., The glacial geology of the Southern Uplands of
Scotland, west of Annan dale and Upper Clydesdale. Trans. R. Soc. Edinb.
vol. LV. pt. I, Nr. 1. Edinb. 1926.
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der E-Küste Schottlands, wo die Vereisung eher früher als später
geschwunden sein muß, entsprechende Vorkommen: die Zunge des
Kyle-Talgletschers zog zur Zeit des 100 Fuß-Strandes noch 3 km
über Bonar Bridge hinab. Mit ihr vereinigte sich der Strath Carron-
Gletscher. Ja selbst noch zur Zeit des 50 Fuß-Strandes hatte sich
dieser nur ein paar Kilometer von der Bahnbrücke Bonar Bridge
zurückgezogen, während der Hauptgletscher etwa 10 km oberhalb
seines früheren Endes bei Inveran-Invershin endigte: hier geht
sein Übergangskegel in die 50 Fuß-Terrasse über * * 32). Aus der Gegend
von Beauly und vom Scheitel des Cromarty Firth war dagegen das
Eis schon zur Zeit des 100 Fuß-Strandes weit zurückgewichen33).
Diese Beispiele ließen sich noch vermehren. Hier kommt es
uns aber nur darauf an, zu zeigen, daß sich das Eis in Schottland
keineswegs gleichmäßig und gleichzeitig von der Küste zurück-
gezogen hat. Das ist natürlich auch nicht zu erwarten. Die Nähr-
und Zehrverhältnisse an der W- und E-Seite Schottlands sind wesent-
lich verschieden gewesen und auch an der W-Küste je nach Belief
und örtlichem Klima keineswegs gleich. Daß das Gebiet der Haupt-
erhebung im Westen, zugleich besonders reich an Niederschlägen,
am längsten vergletschert blieb, kann nicht im mindesten überraschen.
Wie sich der Rückzug der letzten Vergletscherung in den
schottischen Hochlanden im einzelnen abgespielt hat, darüber
können wir noch nichts Bestimmtes sagen. Aber wir verdanken
J. K. Charlesworth eine sehr bemerkenswerte, auf genauer Be-
obachtung im Felde beruhende Studie über den Rückzug des Eises
in den südlichen Uplands von Schottland, einer Landschaft, die
auch mit ihren höchsten Gipfeln nur etwa 700—800 m Höhe erreicht,
also 500—600 m niedriger ist als die Ben Nevis-Gruppe. Im Tal
des Cree und der anderen Haupttäler des Gebietes hat er nicht
weniger als fünf verschiedene Rückzugsstadien, durch Moränen
deutlich gekennzeichnet, angetroffen34). Wer könnte zweifeln, daß
und Inverness. Vgl. Ogilvie, A. G., The physiography of the Moray Firth
Coast. Trans. R. Soc. Edinb. vol. LIII., pt. II. (Nr. 19) Edinb. 1923, S. 378.
32) Dinham, C. H., in: The geology of Strath Oykell and Lower Loch
Shin. Geol. Survey, Scotland. 102 Edinb. 1926, S. 188 ff.
33) B. N. Peach und L. W. Hinxman in: The geology of the country
round Beauly and Inverness. Mem. Geol. Survey, Scotld. 83, Edinb. 1914,
S. 86 —89. Vgl. dazu auch Ogilvie, a. a. O.
34) Charle s worth, J. K., The glacial geology of the Southern Uplands of
Scotland, west of Annan dale and Upper Clydesdale. Trans. R. Soc. Edinb.
vol. LV. pt. I, Nr. 1. Edinb. 1926.