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Jänecke, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 6. Abhandlung): Etwas über die Schrumpfung der Erde — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43642#0003
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Es kann als feststehend gelten, daß bei höherem Druck der
Schmelzpunkt aller Stoffe steigt, wenn der Druck weiter zunimmt.
Auch Stoffe wie Wasser, die bei niederen Drucken hiervon eine
Ausnahme machen, zeigen bei höheren Drucken das gleiche Ver-
halten. So bildet sich aus Wasser eine Eisart (Eis VI), deren Schmelz-
punkt mit dem Druck steigt. Auch für den zweiten Stoff (Wismut),
von dem bekannt ist, daß er ein gleiches Verhalten wie Wasser hat,
indem sich bei niederen Drucken der Schmelzpunkt mit dem Druck
erniedrigt, ist dasselbe wie beim Wasser anzunehmen, was sich
aus folgendem ergibt. Flüssiges Wismut hat ein spezifisches Ge-
wicht von 10,004 und erstarrt bei 271° zu einer Modifikation vom
spezifischen Gewicht 9,712. Entsprechend der Clausius-Clapeyron-
schen Gleichung sinkt deswegen der Schmelzpunkt mit dem Druck.
Von Cohen ist aber nachgewiesen, daß Wismut bei 75° eine Um-
wandlung zeigt, und daß das spezifische Gewicht der unterhalb
dieser Temperatur bestehenden Modifikation 9,732 ist. Hieraus
folgt, daß die Temperatur der Umwandlung mit dem Druck an-
steigt. Die Schmelzkurve der bei niederer Temperatur beständigen
Form des Wismuts und die Umwandlungskurve müssen sich des-
wegen bei höheren Drucken schneiden. Es wird demnach auch
Wismut bei höheren Drucken das normale Verhalten der Steigerung
der Schmelztemperatur mit dem Druck zeigen. Man kann also mit
Sicherheit behaupten, daß alle festen Stoffe ihren Schmelzpunkt
mit dem Druck steigern, wenn auch einzelne anfänglich bei niederen
Drucken Modifikationen haben können, die eine Verringerung der
Temperatur mit dem Druck aufweisen. In einer soeben erschienenen
Abhandlung (Proc. Akad. Amsterdam 1932. 624—635) berechnet
van Laar aufs neue die Schmelzkurve und ändert seine Ansicht,
daß diese einer gewissen vertikalen Achse asymptotisch verliefe,
so daß oberhalb dieser Grenztemperatur kein fester Zustand mehr
möglich wäre, wie hoch auch der Druck sei. (Van Laar, Versl. holl.
Akad. Amsterdam 1924 — 1927, Jänecke, phys. ehern. 156, A, 1931,
174). Bei Niederschrift vorliegender Abhandlung wurde noch die
 
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