Metadaten

Jänecke, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 6. Abhandlung): Etwas über die Schrumpfung der Erde — Berlin, Leipzig, 1932

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43642#0004
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4

Ernst Jänecke :

frühere Auffassung als richtig angesehen. Die neue Ansicht ändert
jedoch nichts an den Ausführungen über die Schrumpfung der
Erde, führt aber, wie weiter unten erörtert, zu einigen anderen
beachtenswerten Schlüssen.
Weil die Temperatur in der Erde zunimmt, muß schließlich eine
solche erreicht werden, bei der Verflüssigung eintritt. Die für die
Erdkruste in Betracht kommenden Stoffe haben bei gewöhnlichem
Druck eine Schmelztemperatur zwischen 1000° und 1500°. Es läßt
sich unter Berücksichtigung des Druckes annehmen, daß der
Übergang des festen Aggregatzustandes in den flüssigen in
der Erde bei einer Temperatur von etwa 2500° bis 3000° liegt.
Aus der geothermischen Tiefenstufe, nach der eine Temperatur-
zunahme von etwa 30° auf 1000 m stattfindet, berechnet sich für
diese Temperaturen die Dicke der festen Erdkruste zu 80 bis 100 km.
Diese Zahlen stimmen überein mit anderen Angaben über die Stärke
der Erdkruste. Unterhalb dieser Tiefe, wo die Erde also flüssig
wird, befinden sich nach der neuesten Auffassung drei sich über-
einanderlagernde Schichten, welche dem Metall, dem Stein und der
Schlacke der Metallurgie entsprechen. Der innere Kern besteht
aus hauptsächlich Eisen-Nickel, darüber folgt eine Schale bestehend
aus Sulfiden und Oxyden, darüber liegen Silikate.
Aus der ständigen Zunahme der Schmelztemperatur aller
Stoffe mit dem Druck folgt aber nach Clausius-Clapeyron auch, daß
der feste Aggregatzustand geringeres Volumen gegenüber dem
flüssigen hat. Es findet also beim Erstarren Kontraktion statt.
Nun gibt die Erde ständig Wärme ab, die sich aus der geothermischen
Tiefenstufe und der Wärmeleitfähigkeit berechnen läßt. Die Ur-
gesteine wie Granit, Porphyr, Gneis haben eine Wärmeleitfähigkeit
von 0,008, Kalk 0,007, Marmor 0,005-0,008, Basalt, Schiefer und
Sandstein von 0,005. Unter Berücksichtigung der hauptsächlich
in Betracht kommenden Gesteine kann als Mittelwert der Wärme-
leitfähigkeit der Erdkruste 0,007 angenommen werden. Das heißt,
daß in einer Sekunde durch 1 qcm Gestein 0,007 g Kalorien hin-
durchtreten, wenn das Temperaturgefälle 1° auf 1 cm Schichtdicke
ist. Aus dieser Zahl berechnet sich, daß durch 1 qm Erdoberfläche
im Jahr 0,007 • 1000 • 365 • 24 • 60 • 60 = 668 kg Kalorien austreten.
Es ist von Interesse auszurechnen eine wie große Eisschicht damit
zum Schmelzen gebracht werden könnte. Bei Berücksichtigung
der Schmelzwärme ergeben sich etwa 8 kg Eis, was auf ein qm ver-
teilt einer Schicht von 9 mm entspricht. Bekanntlich erhalten wir
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften