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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 7. Abhandlung): Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43643#0007
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Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika

7

kehrt haben wir im Mittelmeer oft auf ganz kleine Entfernungen
starken Fazieswechsel, z. B. bei Portofmo an der Riviera in kleinem
Abstand von der Felsküste groben Schutt, dann feinen Sand, da-
neben aber auch Seegraswiesen, die als Schlammfänger dienen. Wir
werden also schon aus diesem Grunde in ein und derselben Decke
oder Teildecke oft genug Fazieswechsel haben. Aber auch abge-
sehen davon, wird ja wohl niemand im Ernst erwarten, daß die
mechanischen Grenzen zwischen den sich bildenden Decken, Teil-
decken und Schuppen die Faziesgrenzen respektieren werden.
Sobald also eine Deckengrenze die Faziesgrenze schräg schneidet,
bekomme ich in derselben Decke einen Übergang von der einen in
die andere Fazies, so wie das Staub in der zitierten Arbeit auf S. 341
für zwei Apennindecken zwischen Ligurien und Toscana annimmt.
„Der Fazieswechsel zwischen Ligurien und Toscana ist allerdings
auf den ersten Blick ein enormer . . . Aber er vollzieht sich auf
einem Raum von über 100 km.“
Endlich möchte ich die Gelegenheit benützen um hervorzuheben,
daß zwar die Deckenbildung sicher gestellt, ihr Mechanismus aber
nicht einwandfrei erklärt ist. Tatsächlich ist das denn auch von den
verschiedensten Seiten immer wieder betont worden (Königsberger,
Ampferer, S. von Bubnoff u. a. 7).
Es ist aus mechanischen Gründen unverständlich, wie sich eine
Decke über viele Kilometer eines fremden Untergrundes aus einer
Wurzelregion heraus aktiv hinwegschieben sollte, ohne völlig zer-
stückelt zu werden. Ist dagegen nicht die Decke das primär Bewegte,
sondern schiebt sich das Vorland gegen und unter das Sediment-
becken und unterschiebt dies langsam immer weiter, so wird der
Bau der wirklich gut bekannten Decken verständlich. Sie können
bei dieser Vorstellung sehr wohl normal nach zwei Seiten über-
quellen und ein zweistämmiges Orogen im Sinne von Kober und
Stille bilden. Sie können sich aber auch einseitig wenden; und es
wird wohl von den besonderen räumlichen Verhältnissen des Beckens,
des Vorlandes und der Sedimentanhäufung in dem Becken abhängen,
ob diese letztere über das Vorland hinübergeschoben oder von ihm
zurückgeschoben wird. Damit verliert allerdings die Schubrichtung
7) Königsberger, J. — Zur experimentellen Tektonik. — Naturwissen-
schaften. 1930. 18. S. 1111. — Ampferer, O. —■ Über das Bewegungsbild von
Faltengebirgen. Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. 1906, 56, S. 539 u. f. bes. S. 593
u. f. (Außerdem mehrfach in späteren Arbeiten). Bubnoff, S. von — Die
Grundlagen der Deckentheorie. Stuttgart 1921. (Schweizerbart) bes. S. 115 u. f.
 
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