Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika
13-
Während Kober und ich eine scharfe Grenze zwischen Alpen
und Apennin legen, setzen sich nach Staub die Westalpen im Apennin
fort. Für ihn sind also Ostkorsika, Apennin und Westalpen eine
Einheit. Für Kober und mich gehört der Apennin zu den Dinariden.
Allerdings rechnet Kober Ostkorsika, ebenso wie Staub, zu den
Alpen.
Ich muß es mir versagen auf die Fülle der Angaben bei Staub
schon hier näher einzugehen. Er hat zweifellos das große Verdienst
durch sorgfältige Kleingliederung der tektonischen Einheiten von
Ostkorsika und durch ihren Vergleich mit den Alpendecken viele
dunkle Fragen erhellt und andere neugestellt zu haben.
Wieder einen völlig anderen Standpunkt vertritt Tilmann.
Dieser schreibt wörtlich: „Kommen die Decken (in Korsika) hier
tatsächlich von Osten, so läßt sich die steilgestellte Schuppenzone
am Ostrande des kristallinen Korsika, die so lebhaft von der flach-
welligen Lagerung im östlichen vorgelagerten Deckenland sich
abhebt, nur als Brandungserscheinung der Decken an dem ihnen
entgegenstehenden Hindernis deuten. Zu diesem Bild paßt jedoch
nicht die tiefgreifende Beanspruchung des kristallinen Massivs,
dessen Ostrand in einer Tiefe von mehreren Kilometern überall die
Spuren heftigster Pressung zeigt. Die Verschuppung und Verfaltung
des Kristallins mit den Sedimenten der östlich sich ausbreitenden
Decken ist nichts weiteres als eine große tektonische Breccie und
bietet das typische Bild einer Wurzelregion. Die korsischen Decken
wurzeln unter und in der Randzone des kristallinen Massivs. Damit
stimmt überein, daß die kristalline Basis der Decken aus Protogin
und laminiertem Granit von den Gesteinen des Ostrandes des
kristallinen Korsikas nicht zu trennen sind. Damit wird die Ver-
mutung Steinmanns bestätigt; Apennin und Korsika bilden eine
Einheit; eine Scheitelung im Meere zwischen dem italienischen
Festland und Korsika besteht nicht.“
Auf der anderen Seite setzt sich nach Tilmann „die für den
Nordapennin so charakteristische Formation des Alberese, die den
Deckenbau transgressiv überlagert, aus dem Apennin in die West-
alpen in Richtung auf die Provence fort“. Diese obereozäne Serie
sei „in den Westalpen jedoch noch in den alpinen Bau einbezogen.
Das weist auf zeitliche Ungleichheit der Bewegungsvorgänge in
Apennin und Alpen.“
Mittlerweile hat H. Parent in den Annales der Soc. geol. du
Nord (54, 1929. Lille 1930, S. 191) eine Arbeit veröffentlicht „Le
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Während Kober und ich eine scharfe Grenze zwischen Alpen
und Apennin legen, setzen sich nach Staub die Westalpen im Apennin
fort. Für ihn sind also Ostkorsika, Apennin und Westalpen eine
Einheit. Für Kober und mich gehört der Apennin zu den Dinariden.
Allerdings rechnet Kober Ostkorsika, ebenso wie Staub, zu den
Alpen.
Ich muß es mir versagen auf die Fülle der Angaben bei Staub
schon hier näher einzugehen. Er hat zweifellos das große Verdienst
durch sorgfältige Kleingliederung der tektonischen Einheiten von
Ostkorsika und durch ihren Vergleich mit den Alpendecken viele
dunkle Fragen erhellt und andere neugestellt zu haben.
Wieder einen völlig anderen Standpunkt vertritt Tilmann.
Dieser schreibt wörtlich: „Kommen die Decken (in Korsika) hier
tatsächlich von Osten, so läßt sich die steilgestellte Schuppenzone
am Ostrande des kristallinen Korsika, die so lebhaft von der flach-
welligen Lagerung im östlichen vorgelagerten Deckenland sich
abhebt, nur als Brandungserscheinung der Decken an dem ihnen
entgegenstehenden Hindernis deuten. Zu diesem Bild paßt jedoch
nicht die tiefgreifende Beanspruchung des kristallinen Massivs,
dessen Ostrand in einer Tiefe von mehreren Kilometern überall die
Spuren heftigster Pressung zeigt. Die Verschuppung und Verfaltung
des Kristallins mit den Sedimenten der östlich sich ausbreitenden
Decken ist nichts weiteres als eine große tektonische Breccie und
bietet das typische Bild einer Wurzelregion. Die korsischen Decken
wurzeln unter und in der Randzone des kristallinen Massivs. Damit
stimmt überein, daß die kristalline Basis der Decken aus Protogin
und laminiertem Granit von den Gesteinen des Ostrandes des
kristallinen Korsikas nicht zu trennen sind. Damit wird die Ver-
mutung Steinmanns bestätigt; Apennin und Korsika bilden eine
Einheit; eine Scheitelung im Meere zwischen dem italienischen
Festland und Korsika besteht nicht.“
Auf der anderen Seite setzt sich nach Tilmann „die für den
Nordapennin so charakteristische Formation des Alberese, die den
Deckenbau transgressiv überlagert, aus dem Apennin in die West-
alpen in Richtung auf die Provence fort“. Diese obereozäne Serie
sei „in den Westalpen jedoch noch in den alpinen Bau einbezogen.
Das weist auf zeitliche Ungleichheit der Bewegungsvorgänge in
Apennin und Alpen.“
Mittlerweile hat H. Parent in den Annales der Soc. geol. du
Nord (54, 1929. Lille 1930, S. 191) eine Arbeit veröffentlicht „Le