18
Wilhelm Salomon-Calvi :
Rückgrat der Insel bildet. Noch klarer ist die allgemeine tek-
tonische Beeinflussung im Südosten bei Solenzara. Dort ziehen,
wie auf Blatt Bastelica dargestellt, zwei lange, schmale Falten von
Tertiär in Südwestrichtung in das Granitmassiv hinein. Die eine
erreicht an der Punta di Fornello 1930 m Höhe, die andere gipfelt
in der schmalen Synklinale der Punta d’Aquello bei Conca. Die
letztere habe ich selbst begangen. Es ist zweifellos, daß auch hier
autochthones Tertiär zusammen mit dem Granitmassiv tektonisch er-
faßt ist. Zieht sich doch die Synklinale von Porto di Favone auf einer
Strecke von 8 km regelmäßig zwischen Granit und Gneiß des Mas-
sives in die Höhe. Nicht verwunderlich ist es, daß bei der Stärke
der mechanischen Beanspruchung, physikalisch so ungleiche Mate-
rialien verschieden bewegt wurden, so daß die Kontaktflächen oft
als Scherflächen benutzt wurden. Ich sah das sehr deutlich an der
Bahnlinie zwischen Palasca und San Gavino (Haltestelle nördlich
von Belgodere). Das Tertiär ist am Kontakt als Nagelfluh ent-
wickelt (Poudingue de Palasca), aber der Gneiß beginnt am Kontakt
mit einer stark verquarzten Masse, die einen Sekundärkontakt an-
deutet. Doch glaube ich, daß es sich hier nur um eine geringfügige
Verschiebung und Umformung eines ursprünglich primären Kon-
taktes handelt.
Unglücklicherweise haben wir nun aber auch in den Decken der
östlichen korsischen Scholle älteres Tertiär; und es dürfte erst einer
Kartierung in sehr viel größerem Maßstabe als 1 : 80 000 gelingen
die beiden Tertiärbildungen überall sicher von einander zu trennen.
Daher ist auch die Grenze des autochthonen Korsika zwar bis
in die Gegend von Lugo di Nazza gut zu verfolgen. Wie sie aber
weiter zieht, ist bisher nicht mit Sicherheit bekannt.
Die Bewegungsriclitung und Herkunft der Decken.
Die Teilnehmer der gemeinsamen Exkursion durch Korsika
waren sich darüber einig und ich stimme darin mit ihnen überein,
daß außer dem autochthonen Block und seinem autochthonen Sedi-
mentmantel noch mindestens drei Decken zu unterscheiden sind,
die Decke der Schistes lustres (Nr. 3 bei Termier uqd Maury),
die mit entsprechenden Decken der Alpen und des Apennin ver-
glichen wird, die Decke Nr. 4, bestehend aus Radiolariten mit
Ophiolithen, weißen und rosa Kalken, in denen Raguin mikrosko-
pisch die Calpionella alpina nachwies, sowie Gesteinen, die den
Wilhelm Salomon-Calvi :
Rückgrat der Insel bildet. Noch klarer ist die allgemeine tek-
tonische Beeinflussung im Südosten bei Solenzara. Dort ziehen,
wie auf Blatt Bastelica dargestellt, zwei lange, schmale Falten von
Tertiär in Südwestrichtung in das Granitmassiv hinein. Die eine
erreicht an der Punta di Fornello 1930 m Höhe, die andere gipfelt
in der schmalen Synklinale der Punta d’Aquello bei Conca. Die
letztere habe ich selbst begangen. Es ist zweifellos, daß auch hier
autochthones Tertiär zusammen mit dem Granitmassiv tektonisch er-
faßt ist. Zieht sich doch die Synklinale von Porto di Favone auf einer
Strecke von 8 km regelmäßig zwischen Granit und Gneiß des Mas-
sives in die Höhe. Nicht verwunderlich ist es, daß bei der Stärke
der mechanischen Beanspruchung, physikalisch so ungleiche Mate-
rialien verschieden bewegt wurden, so daß die Kontaktflächen oft
als Scherflächen benutzt wurden. Ich sah das sehr deutlich an der
Bahnlinie zwischen Palasca und San Gavino (Haltestelle nördlich
von Belgodere). Das Tertiär ist am Kontakt als Nagelfluh ent-
wickelt (Poudingue de Palasca), aber der Gneiß beginnt am Kontakt
mit einer stark verquarzten Masse, die einen Sekundärkontakt an-
deutet. Doch glaube ich, daß es sich hier nur um eine geringfügige
Verschiebung und Umformung eines ursprünglich primären Kon-
taktes handelt.
Unglücklicherweise haben wir nun aber auch in den Decken der
östlichen korsischen Scholle älteres Tertiär; und es dürfte erst einer
Kartierung in sehr viel größerem Maßstabe als 1 : 80 000 gelingen
die beiden Tertiärbildungen überall sicher von einander zu trennen.
Daher ist auch die Grenze des autochthonen Korsika zwar bis
in die Gegend von Lugo di Nazza gut zu verfolgen. Wie sie aber
weiter zieht, ist bisher nicht mit Sicherheit bekannt.
Die Bewegungsriclitung und Herkunft der Decken.
Die Teilnehmer der gemeinsamen Exkursion durch Korsika
waren sich darüber einig und ich stimme darin mit ihnen überein,
daß außer dem autochthonen Block und seinem autochthonen Sedi-
mentmantel noch mindestens drei Decken zu unterscheiden sind,
die Decke der Schistes lustres (Nr. 3 bei Termier uqd Maury),
die mit entsprechenden Decken der Alpen und des Apennin ver-
glichen wird, die Decke Nr. 4, bestehend aus Radiolariten mit
Ophiolithen, weißen und rosa Kalken, in denen Raguin mikrosko-
pisch die Calpionella alpina nachwies, sowie Gesteinen, die den