Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika
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argille scagliose des Apennins gleich gestellt werden. Endlich die
Decke Nr. 5, die mit der unterostalpinen Decke Graubündens ver-
glichen wird. Staub schildert sie wie folgt: „Da erscheinen in meh-
reren Schuppen typische Saluvergesteine vom Typus der Alturaja,
Jurakalk mit Nerineen, Korallen, Querschnitten von Diceras usf.,
— der „Calcaire de Caporalino“ der korsischen Geologen, — und
schließlich mächtige Massen von Granit, im Süden von Gneiß, aber-
mals als Unterlage von jurassischen Caporalinokalken . . . Die Salu-
vergesteine nordöstlich von Francardo sind ununterscheidbar von
denen der Balagne, der Calcaire de Caporalino entspricht demjenigen
von Servadio . . . und derselbe erinnert, wie die Saluvergesteine an
die Gebiete des Piz Nair ob St. Moritz, auffallend an den Sulzfluh-
oder den Mythenkalk der Alpen.“ Ich hebe von dieser Schilderung
besonders hervor, daß auch in dieser höchsten Decke immer wieder
Schubfetzen von Granit und anderen kristallinen Gesteinen des au-
tochthonen korsischen Blockes wiederkehren.
Dazu ist zunächst zu bemerken, daß Kraus mittlerweile in
einer be'achtenswerten Arbeit gezeigt hat, daß „Calpionella alpina
Lor.“ als Gattung und Spezies zu streichen ist14). Sie ist nur eine
durch mechanische Deformation von Orbulinaria entstandene
Scheinform und kann ebensogut im oberen Jura wie in der oberen
Kreide auftreten. Man kann sie also nicht zur Unterscheidung von
Jura und Kreide verwenden.
Was die Herkunft der Decken betrifft, so fehlen westlich von
Korsika auf rund 440 km alle Vergleichsmittel, weil sie vom Meere
bedeckt sind. Folglich vergleicht man notgedrungen mit dem Apen-
nin, Elba, den Alpen 15). Und nun taucht die prinzipielle, schon
in der Einleitung berührte Frage auf, wie weit man berechtigt ist
auf Grund fazieller Übereinstimmungen die Zugehörigkeit zu der-
selben Decke anzunehmen. Selbstverständlich ist man bei geringen
horizontalen Entfernungen geneigt und berechtigt das zu tun. Aber
welchen Wert hat die Fazies der SlEiNMANNschen Ophiolithserie
für solche Zwecke, wenn man sie doch in der ganzen Ausdehnung
der alten Tethys von Hinterindien bis Spanien kennt? Die Ent-
fernung Graubündens von Korsika beträgt rund 450 km senkrecht
zur Erstreckung der Decken in den Ostalpen. Ist da eine fazielle
14) Calpionella alpina Lorenz als „Leitfossil“. Veröffentl. a. d. Geol.
Palaeontol. Inst. d. Univ. Riga Nr. 18, 1929, S. 69—80b.
15) Es wäre sehr wünschenswert, auch die kleinen toskanischen Inseln
Gorgona, Capraia, Pianosa, Isola di Monte Cristo usw. genau zu vergleichen.
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argille scagliose des Apennins gleich gestellt werden. Endlich die
Decke Nr. 5, die mit der unterostalpinen Decke Graubündens ver-
glichen wird. Staub schildert sie wie folgt: „Da erscheinen in meh-
reren Schuppen typische Saluvergesteine vom Typus der Alturaja,
Jurakalk mit Nerineen, Korallen, Querschnitten von Diceras usf.,
— der „Calcaire de Caporalino“ der korsischen Geologen, — und
schließlich mächtige Massen von Granit, im Süden von Gneiß, aber-
mals als Unterlage von jurassischen Caporalinokalken . . . Die Salu-
vergesteine nordöstlich von Francardo sind ununterscheidbar von
denen der Balagne, der Calcaire de Caporalino entspricht demjenigen
von Servadio . . . und derselbe erinnert, wie die Saluvergesteine an
die Gebiete des Piz Nair ob St. Moritz, auffallend an den Sulzfluh-
oder den Mythenkalk der Alpen.“ Ich hebe von dieser Schilderung
besonders hervor, daß auch in dieser höchsten Decke immer wieder
Schubfetzen von Granit und anderen kristallinen Gesteinen des au-
tochthonen korsischen Blockes wiederkehren.
Dazu ist zunächst zu bemerken, daß Kraus mittlerweile in
einer be'achtenswerten Arbeit gezeigt hat, daß „Calpionella alpina
Lor.“ als Gattung und Spezies zu streichen ist14). Sie ist nur eine
durch mechanische Deformation von Orbulinaria entstandene
Scheinform und kann ebensogut im oberen Jura wie in der oberen
Kreide auftreten. Man kann sie also nicht zur Unterscheidung von
Jura und Kreide verwenden.
Was die Herkunft der Decken betrifft, so fehlen westlich von
Korsika auf rund 440 km alle Vergleichsmittel, weil sie vom Meere
bedeckt sind. Folglich vergleicht man notgedrungen mit dem Apen-
nin, Elba, den Alpen 15). Und nun taucht die prinzipielle, schon
in der Einleitung berührte Frage auf, wie weit man berechtigt ist
auf Grund fazieller Übereinstimmungen die Zugehörigkeit zu der-
selben Decke anzunehmen. Selbstverständlich ist man bei geringen
horizontalen Entfernungen geneigt und berechtigt das zu tun. Aber
welchen Wert hat die Fazies der SlEiNMANNschen Ophiolithserie
für solche Zwecke, wenn man sie doch in der ganzen Ausdehnung
der alten Tethys von Hinterindien bis Spanien kennt? Die Ent-
fernung Graubündens von Korsika beträgt rund 450 km senkrecht
zur Erstreckung der Decken in den Ostalpen. Ist da eine fazielle
14) Calpionella alpina Lorenz als „Leitfossil“. Veröffentl. a. d. Geol.
Palaeontol. Inst. d. Univ. Riga Nr. 18, 1929, S. 69—80b.
15) Es wäre sehr wünschenswert, auch die kleinen toskanischen Inseln
Gorgona, Capraia, Pianosa, Isola di Monte Cristo usw. genau zu vergleichen.
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