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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 7. Abhandlung): Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43643#0029
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Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika

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sischen Landschaft bei, als der Gegensatz zwischen den kühnen
Formen des autochthonen Granitgebirges der Westinsel und den im
allgemeinen sehr sanften Formen des östlichen Deckenlandes.
Sieht man von dem Burghügel von Corte nach Westen in das Tal
der Restonica hinein, so könnte man glauben in dem Granitgebiet
der Montblancgruppe zu sein. Wendet man sich nach Osten, so
könnte man denken im Apennin von Umbrien zu stehen. Also auch
morphologisch erinnert das Deckenland an den Liguriden-Apennin.
Im letzteren treten schroffe Formen eigentlich nur dann auf, wenn
Grünsteine oder schwer verwitternde Sandsteine oder ein Fenster
der tieferen Toscanidendecke zutage treten 22).
Erst im Süden des Apennins erheben sich auch über den Li-
guriden wieder kühne Formen, die der dritten obersten Decke an-
gehören. Auf einige Beispiele habe ich in der zitierten Arbeit über
das italienische Erdöl auf S. 384 hingewiesen. Ebenso liegt über den
weich geformten Schiefern der korsischen Schistes-lustres-Decke
der schroffe Tithonkalkberg von Caporalino als Klippe.
Was die Formen der autochthonen Granitmasse von Korsika
betrifft, so hängen diese teilweise mit ihrer Höhe und der glazialen
Bearbeitung im Diluvium zusammen. Die Höhe beeinflußt die
Formen insofern, als die Flußerosion infolge des großen Gefälles
und der jungen Hebungen tief eingeschnittene Haupt- und Seiten-
schluchten liefert. Rings um die Insel sind junge Hebungsterrassen
bekannt und zwar etwa in 15 —20 m, 30—35 und 55—60 m. Nun hat
aber P. Castelnau 23) gezeigt, daß an der Südwestküste zwischen
den Isobathen von 60 und 80 m ein versunkenes Abrasionsplateau
von 5 — 10 km Breite liegt. Da die jüngste Terrasse (15—20 m)
eigentlich überall entwickelt ist, wo man ihre Beobachtung erwarten
kann 24), so dürfte die Bildung der Abrasionsfläche älter als die der
Hebungsterrassen sein. Es hätte also erst eine Senkung um etwa
22) Es sei mir gestattet bei dieser Gelegenheit einen lapsus calami meiner
Arbeit über das Erdöl in Italien hervorzuheben. In Erdöl II, 2. Teil, 2 (S. Hirzel,
Leipzig) muß es auf S. 384, 15. Zeile von unten heißen: „daß die Toscaniden
Steinmanns und Tilmanns nicht nur ihrerseits die höhere Liguridendecke unter-
lagern, sondern daß diese auch umgekehrt von einer höheren wesentlich aus
Mesozoikum bestehenden Decke überlagert werden.“ Im übrigen Text, z. B.
S. 385 ist die Reihenfolge der Decken immer richtig behandelt.
23) Sur les traces d’un mouvement positif le long des cötes occidentales
de Corse usw. Comptes R. A. Sc. Bd. 147. 1908. Paris. S. 1442—1445.
24) Ich sah sie z. B. bei Casamozza und Solenzara auf der Ostseite, im Golfe
von Calvi auf der Westseite und noch an vielen anderen Stellen.
 
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