28
Wilhelm Salomon-Calvi :
Comersees das Tal von Gravedona, Val Morobbia, das Tessintal
von Giubiasco abwärts und das oberste Stückchen des Lago Maggiore
in einer genetischen Beziehung zu der Tonalelinie stehen“. „Die
alpinodinarische Grenze zieht von Ivrea im Bogen zum obersten
Lago Maggiore“ usw.
Da ich damals die Tonalelinie noch für eine Verwerfung hielt
und tatsächlich auf weite Strecken, wenn auch nicht überall ver-
schiedenartige Gesteine an ihr abstoßen sah, so führte ich die Tal-
bildung auf den verschiedenartigen Widerstand der verschiedenen
Gesteine zurück. Heute, wo ich weiß, daß das Hauptmerkmal die
ungeheuerliche mechanische Zermalmung, der Gesteine an der Linie
ist, bin ich der Ansicht, daß gerade diese Zermalmung in erster Linie
die Voraussetzung für die Talbildung liefert. Natürlich ist diese aber
nicht überall gleich deutlich entwickelt. Andere Einflüsse machen
sich manchmal stärker bemerkbar. Dann gleitet die Tiefenfurche
von der tektonischen Linie ab, was wir ja auch bei großen Verwer-
fungen kennen (z. B. Judikarienlinie). Genau so verhält sich die
Tonalelinie auch auf Korsika. Nur sind die Verhältnisse dadurch
verwickelter, daß die Schuppung östlich des korsischen Granit-
massives so weit nach Osten und die mechanische Mißhandlung
des Granitmassives so weit nach Westen reicht, daß an manchen
Stellen zwei Tiefenlinien, statt einer, entwickelt sind. Das schönste
Beispiel dafür sind Col d’Ominanda und Col San Quilico. Siehe
Taf. I, Nr. 4.
Der Col d’Ominanda ist eingeschnitten zwischen dem autoch-
thonen Granit der Ausläufer der Punta Galghello und die ihm an-
gepreßten Schiefer und mesozoischen Gesteine des Pinzalacchio.
Der Granit zeigt schroffe Formen und Zacken, der Pinzalacchio
weiche, an den Apennin erinnernde Formen. Der Col San Quilico
weist zwar östlich wie westlich ähnliche weiche Formen auf wie der
Pinzalacchio; aber auch von ihm gehen genau wie vom Col d’Omi-
nanda lange Talfurchen nach Norden und nach Süden. Das erklärt
sich beim Col San Quilico daraus, daß östlich der mesozoischen
Kalke und Schiefer des Pinzalacchio die große Schuppe des mecha-
nisch stark beanspruchten Granites der Cima dTncalcinata folgt.
Ihre Westbegrenzung streicht N-S und das Tal folgt ihr genau.
Daß sie keine so kühnen Formen bildet wie der autochthone Granit
auf der Westseite des Col d’Ominanda erklärt sich aus der starken
mechanischen Umformung, die sie erlitten hat.
Überhaupt trägt nichts so sehr zur Individualisierung der kor-
Wilhelm Salomon-Calvi :
Comersees das Tal von Gravedona, Val Morobbia, das Tessintal
von Giubiasco abwärts und das oberste Stückchen des Lago Maggiore
in einer genetischen Beziehung zu der Tonalelinie stehen“. „Die
alpinodinarische Grenze zieht von Ivrea im Bogen zum obersten
Lago Maggiore“ usw.
Da ich damals die Tonalelinie noch für eine Verwerfung hielt
und tatsächlich auf weite Strecken, wenn auch nicht überall ver-
schiedenartige Gesteine an ihr abstoßen sah, so führte ich die Tal-
bildung auf den verschiedenartigen Widerstand der verschiedenen
Gesteine zurück. Heute, wo ich weiß, daß das Hauptmerkmal die
ungeheuerliche mechanische Zermalmung, der Gesteine an der Linie
ist, bin ich der Ansicht, daß gerade diese Zermalmung in erster Linie
die Voraussetzung für die Talbildung liefert. Natürlich ist diese aber
nicht überall gleich deutlich entwickelt. Andere Einflüsse machen
sich manchmal stärker bemerkbar. Dann gleitet die Tiefenfurche
von der tektonischen Linie ab, was wir ja auch bei großen Verwer-
fungen kennen (z. B. Judikarienlinie). Genau so verhält sich die
Tonalelinie auch auf Korsika. Nur sind die Verhältnisse dadurch
verwickelter, daß die Schuppung östlich des korsischen Granit-
massives so weit nach Osten und die mechanische Mißhandlung
des Granitmassives so weit nach Westen reicht, daß an manchen
Stellen zwei Tiefenlinien, statt einer, entwickelt sind. Das schönste
Beispiel dafür sind Col d’Ominanda und Col San Quilico. Siehe
Taf. I, Nr. 4.
Der Col d’Ominanda ist eingeschnitten zwischen dem autoch-
thonen Granit der Ausläufer der Punta Galghello und die ihm an-
gepreßten Schiefer und mesozoischen Gesteine des Pinzalacchio.
Der Granit zeigt schroffe Formen und Zacken, der Pinzalacchio
weiche, an den Apennin erinnernde Formen. Der Col San Quilico
weist zwar östlich wie westlich ähnliche weiche Formen auf wie der
Pinzalacchio; aber auch von ihm gehen genau wie vom Col d’Omi-
nanda lange Talfurchen nach Norden und nach Süden. Das erklärt
sich beim Col San Quilico daraus, daß östlich der mesozoischen
Kalke und Schiefer des Pinzalacchio die große Schuppe des mecha-
nisch stark beanspruchten Granites der Cima dTncalcinata folgt.
Ihre Westbegrenzung streicht N-S und das Tal folgt ihr genau.
Daß sie keine so kühnen Formen bildet wie der autochthone Granit
auf der Westseite des Col d’Ominanda erklärt sich aus der starken
mechanischen Umformung, die sie erlitten hat.
Überhaupt trägt nichts so sehr zur Individualisierung der kor-