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Jänecke, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 8. Abhandlung): Ist das Erdinnere fest? — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43644#0013
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Ist das Erdinnere fest ?

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Festwerden an der Grenze von Flüssig gegen Fest. Der Unterschied
liegt jetzt aber darin, daß das Flüssige über dem Festen liegt.
Für die Erde ergibt sich also folgendes Bild: unter einer Kruste
von etwa 100 km liegt eine flüssige Schicht von Silikaten, die sich
bis 1200 km Tiefe erstreckt, darauf folgt eine Schicht von festen
Silikaten bis zu 2700 km und hierauf ein fester Erdkern aus Metallen,
der in der Hauptsache aus Eisen und Nickel besteht. Zwischen
Metallkern und festem Kern der Silikate schiebt sich möglicherweise
ein geringer Mantel von Sulfiden ein. Die Temperatur in der Kruste
steigt bis ca. 3000°, in dem flüssigen Teil bis etwa 12000° und dann
nicht mehr wesentlich. Der Wärmeinhalt der Erde verändert sich
nicht wesentlich mehr im Laufe der Zeit. Die Oberflächentemperatur
der Erde hängt nach der Bildung der Erdkruste durchaus von der
Sonnenstrahlung und der die Erde umgebenden Atmosphäre ab.
Beide können sich im Laufe der Zeit verändert haben und damit
zu besonderen Erscheinungen Veranlassung gegeben haben, worauf
hier nicht eingegangen zu werden braucht.
Mond und Merkur.
Einwirkung von Erde und Sonne auf ihre Verfestigung.
Von besonderem Interesse ist es, daß die Art der Erstarrung,
wie sie die Erde zeigt, angewandt auf Mond und Merkur zu einer
Erklärung dafür führt, daß diese ihrem Zentralkörper, der Erde
bzw. der Sonne, stets dieselbe Seite zukehren. Mond und Merkur
haben ein so geringes spezifisches Gewicht (3,3 und 3,8), daß nicht
anzunehmen ist, daß sie einen metallischen Kern haben. Auch bei
ihnen begann die Erstarrung der vorher flüssigen Weltkörper von
innen heraus, sobald die Temperatur unterschritten wurde, die dem
Schmelzdruck im Mittelpunkt entspricht. Infolge der geringen
Größe und geringeren Schwere ist der hydraulische Druck eines
vollständig flüssigen Mondes im Mittelpunkt geringer als bei der
Erde. Aus diesem Grunde sind die Werte für Druck und Temperatur,
bei denen die Verfestigung begann, für Mond und Merkur erheblich
geringer als für die Erde. Die folgenden Angaben, die sich auf den
Mond beziehen sollen, gelten mit entsprechenden Änderungen auch
für den Merkur. Den Druck im Mittelpunkt eines flüssigen Mondes
kann man unter Berücksichtigung seiner Schwere und Masse zu
etwa 100000 Atm. berechnen. Auf der Schmelzkurve entspricht
dieses einer Temperatur von etwa 7000°. Als also der Mond so weit
abgekühlt war, daß im Mittelpunkt nur noch diese Temperatur
 
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