Ist das Erdinnere fest?
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Erde deswegen so verschieden, weil gewissermaßen seine ganze Ent-
stehungsgeschichte noch zu sehen ist, während sie bei der Erde infolge
der dort vorhandenen Atmosphäre verwischt ist. Außerdem bestand
ein Unterschied beim Erstarren darin, daß beim Mond die Steigerung
der Temperatur des unter der sich bildenden Kruste liegenden Flüssi-
gen langsamer als bei der Erde war. Es ist anzunehmen, daß dadurch
die Bildung großer „Mare“ gefördert wurde, die, nachdem die be-
grenzenden Teile erstarrt waren, als ziemlich ebene Flächen erstarren
konnten.
Die Verfestigung des Mondes, wie sie eben erörtert wurde, führt
noch zu einer wichtigen Erscheinung, die durch die Schwerewirkung
der Erde auf dem sich bildenden Mondkern veranlaßt ist. Wenn sich
im Mondmittelpunkt ein fester Körper bildet, der spezifisch schwerer
ist als die darüber lagernde Flüssigkeit, so unterliegt er nicht nur der
Gravitationswirkung des Mondes, sondern auch der der benachbarten
Erde. Etwas Ähnliches gilt für den Merkur in bezug auf die Sonne.
Es läßt sich nach dem Gravitationsgesetz leicht ausrechnen, daß für
einen Massenpunkt auf dem Monde die Schwerewirkung durch die
Erde keineswegs gegenüber der durch den Mond zu vernachlässigen
ist. Wird ein solcher Massenpunkt immermehr in das Innere des
Mondes verlegt, so nimmt dessen Gravitationswirkung ständig ab,
Bildet sich also innerhalb des flüssigen Mondes ein fester Mondkern
von höherem spezifischem Gewicht, so wird dieser innerhalb des
flüssig bleibenden Teiles des Mondes von der Erde angezogen. Er
bleibt also nicht mehr im Mittelpunkt des Mondes stehen. Hatte der
Mond eine Rotationsbewegung, so wird diese durch diese Verlagerung
des festen Mondkernes gebremst. Diese Bremswirkung vergrößert
sich bei Vergrößerung des festen Kernes. Es tritt eine Art Gezeiten-
wirkung auf bei der sich etwas Flüssiges über Festem durch Gravita-
tionsanziehung fortbewegt. In diesem Falle übertrifft allerdings
im Gegensatz zu der Gezeitenwirkung des Mondes auf die Erdmasse
die Masse des Flüssigen die des Festen. Die Bremswirkung mußte
schließlich dazu führen, daß der Mond seine eigene Drehung voll-
ständig verlor und seitdem der Erde stets dieselbe Seite zuwendet.
Die Rotation ist dann gleich der Evolution geworden. Es ergibt
dieses also eine zwanglose Erklärung für die beim Mond und höchst-
wahrscheinlich auch Merkur beobachtete Eigentümlichkeit, der Erde
beziehungsweise der Sonne stets dieselbe Seite zuzuwenden. Als
Erklärung hierfür wird meist eine Gezeitenwirkung anderer Art an-
genommen. Wenn sich bei den anderen kleinen Planeten ein solches
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Erde deswegen so verschieden, weil gewissermaßen seine ganze Ent-
stehungsgeschichte noch zu sehen ist, während sie bei der Erde infolge
der dort vorhandenen Atmosphäre verwischt ist. Außerdem bestand
ein Unterschied beim Erstarren darin, daß beim Mond die Steigerung
der Temperatur des unter der sich bildenden Kruste liegenden Flüssi-
gen langsamer als bei der Erde war. Es ist anzunehmen, daß dadurch
die Bildung großer „Mare“ gefördert wurde, die, nachdem die be-
grenzenden Teile erstarrt waren, als ziemlich ebene Flächen erstarren
konnten.
Die Verfestigung des Mondes, wie sie eben erörtert wurde, führt
noch zu einer wichtigen Erscheinung, die durch die Schwerewirkung
der Erde auf dem sich bildenden Mondkern veranlaßt ist. Wenn sich
im Mondmittelpunkt ein fester Körper bildet, der spezifisch schwerer
ist als die darüber lagernde Flüssigkeit, so unterliegt er nicht nur der
Gravitationswirkung des Mondes, sondern auch der der benachbarten
Erde. Etwas Ähnliches gilt für den Merkur in bezug auf die Sonne.
Es läßt sich nach dem Gravitationsgesetz leicht ausrechnen, daß für
einen Massenpunkt auf dem Monde die Schwerewirkung durch die
Erde keineswegs gegenüber der durch den Mond zu vernachlässigen
ist. Wird ein solcher Massenpunkt immermehr in das Innere des
Mondes verlegt, so nimmt dessen Gravitationswirkung ständig ab,
Bildet sich also innerhalb des flüssigen Mondes ein fester Mondkern
von höherem spezifischem Gewicht, so wird dieser innerhalb des
flüssig bleibenden Teiles des Mondes von der Erde angezogen. Er
bleibt also nicht mehr im Mittelpunkt des Mondes stehen. Hatte der
Mond eine Rotationsbewegung, so wird diese durch diese Verlagerung
des festen Mondkernes gebremst. Diese Bremswirkung vergrößert
sich bei Vergrößerung des festen Kernes. Es tritt eine Art Gezeiten-
wirkung auf bei der sich etwas Flüssiges über Festem durch Gravita-
tionsanziehung fortbewegt. In diesem Falle übertrifft allerdings
im Gegensatz zu der Gezeitenwirkung des Mondes auf die Erdmasse
die Masse des Flüssigen die des Festen. Die Bremswirkung mußte
schließlich dazu führen, daß der Mond seine eigene Drehung voll-
ständig verlor und seitdem der Erde stets dieselbe Seite zuwendet.
Die Rotation ist dann gleich der Evolution geworden. Es ergibt
dieses also eine zwanglose Erklärung für die beim Mond und höchst-
wahrscheinlich auch Merkur beobachtete Eigentümlichkeit, der Erde
beziehungsweise der Sonne stets dieselbe Seite zuzuwenden. Als
Erklärung hierfür wird meist eine Gezeitenwirkung anderer Art an-
genommen. Wenn sich bei den anderen kleinen Planeten ein solches