Studien über den Schwindel
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M. H. Fischer kommt in seiner Monographie über den Schwindel
zu demselben Ergebnis. Er hat daher auch ein besonderes anato-
misches Schema als Grundlage der Drehempfindungen aufgestellt.
Wären die Drehempfindungen im strengen Sinne die spezifische
Sinnesleistung des vestibulären Systems, so müßte man in Analogie
zu den anderen Sinnen anatomisch einen spezifischen Rezeptor,
einen Übermittler und ein spezifisches terminales Feld in der Groß-
hirnrinde für diese besondere Sinnesmodalität fordern. Es hat sich
aber aus dem bisher angeführten ergeben, daß von einem spezi-
fischen Rezeptor keine Rede sein kann. Fischer macht deshalb
die Annahme, daß die Erregungen von allen den Sinnesorganen,
die zu Vektionen führen, auf einer gemeinsamen Endstrecke oder
wenigstens auf einem gemeinsamen Endfeld Zusammentreffen. In
den Erregungen dieses zentralen Feldes wäre dann die spezifiische
neuro-physiologische Grundlage der Vektionen zu erblicken. Aller-
dings fehlt jeder anatomische Beweis für diese Annahme. Denn
bisher hat noch niemand ein zentrales Feld des Vestibularis in der
Hirnrinde gefunden und auch zentrale Projektionsbahnen sind nicht
sicher bekannt. Dem Versuche also, den hier in Frage stehenden
Bewegungswahrnehmungen eine Grundlage nach dem Schema der
anderen Sinneswahrnehmungen zu geben, erwachsen bei näherer
Durchführung beträchtliche Schwierigkeiten. Es erscheint uns
daher notwendig, einen anderen Ansatz zu suchen.
Man hat streng geschieden zwischen Bewegungswahrnehmun-
gen, in denen Gegenstände der Außenwelt bewegt erscheinen, und
solchen, in denen ich mich selbst als bewegt erlebe. Diese letzteren
sollen als Vektionen in spezifischer Weise dem vestibulären System
Sinne als selbständige abzusondernde Empfindungen hervorruft, sondern daß
seine Erregungsvorgänge nur in die an andere Sinneseindrücke angeknüpften
Vorgänge eingreifen. Er ist geneigt, diese Möglichkeit mindestens in bedingtem
Sinne zuzugeben. Die Leistung des statischen Organs wäre dann mehr als eine
umstimmende, nicht eine „spezifische Energie“ hervorrufende anzusehen. Für
die vestibulär vermittelten Reaktionsbewegungen wird eine ähnliche Auffassung
nahegelegt durch Barany s Angabe, daß diese an das Vorhandensein einer
willkürlichen Innervation geknüpft seien und an ganz entspannten Muskeln
nicht auftreten, vor allem aber durch v. Weizsäckers nähere Analyse des
Ablaufs solcher Vorgänge, v. Weizsäcker spricht geradezu von „raumrich-
tungsmäßigen Umstimmungen“. Auf diese recht wichtigen Hinweise soll hier
besonders aufmerksam gemacht werden, weil sie auch in den neusten Dar-
stellungen kaum eine Berücksichtigung finden. Meist wird in diesen ohne
weiteres das vestibuläre System als ein Sinnessystem neben den andern
behandelt.
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M. H. Fischer kommt in seiner Monographie über den Schwindel
zu demselben Ergebnis. Er hat daher auch ein besonderes anato-
misches Schema als Grundlage der Drehempfindungen aufgestellt.
Wären die Drehempfindungen im strengen Sinne die spezifische
Sinnesleistung des vestibulären Systems, so müßte man in Analogie
zu den anderen Sinnen anatomisch einen spezifischen Rezeptor,
einen Übermittler und ein spezifisches terminales Feld in der Groß-
hirnrinde für diese besondere Sinnesmodalität fordern. Es hat sich
aber aus dem bisher angeführten ergeben, daß von einem spezi-
fischen Rezeptor keine Rede sein kann. Fischer macht deshalb
die Annahme, daß die Erregungen von allen den Sinnesorganen,
die zu Vektionen führen, auf einer gemeinsamen Endstrecke oder
wenigstens auf einem gemeinsamen Endfeld Zusammentreffen. In
den Erregungen dieses zentralen Feldes wäre dann die spezifiische
neuro-physiologische Grundlage der Vektionen zu erblicken. Aller-
dings fehlt jeder anatomische Beweis für diese Annahme. Denn
bisher hat noch niemand ein zentrales Feld des Vestibularis in der
Hirnrinde gefunden und auch zentrale Projektionsbahnen sind nicht
sicher bekannt. Dem Versuche also, den hier in Frage stehenden
Bewegungswahrnehmungen eine Grundlage nach dem Schema der
anderen Sinneswahrnehmungen zu geben, erwachsen bei näherer
Durchführung beträchtliche Schwierigkeiten. Es erscheint uns
daher notwendig, einen anderen Ansatz zu suchen.
Man hat streng geschieden zwischen Bewegungswahrnehmun-
gen, in denen Gegenstände der Außenwelt bewegt erscheinen, und
solchen, in denen ich mich selbst als bewegt erlebe. Diese letzteren
sollen als Vektionen in spezifischer Weise dem vestibulären System
Sinne als selbständige abzusondernde Empfindungen hervorruft, sondern daß
seine Erregungsvorgänge nur in die an andere Sinneseindrücke angeknüpften
Vorgänge eingreifen. Er ist geneigt, diese Möglichkeit mindestens in bedingtem
Sinne zuzugeben. Die Leistung des statischen Organs wäre dann mehr als eine
umstimmende, nicht eine „spezifische Energie“ hervorrufende anzusehen. Für
die vestibulär vermittelten Reaktionsbewegungen wird eine ähnliche Auffassung
nahegelegt durch Barany s Angabe, daß diese an das Vorhandensein einer
willkürlichen Innervation geknüpft seien und an ganz entspannten Muskeln
nicht auftreten, vor allem aber durch v. Weizsäckers nähere Analyse des
Ablaufs solcher Vorgänge, v. Weizsäcker spricht geradezu von „raumrich-
tungsmäßigen Umstimmungen“. Auf diese recht wichtigen Hinweise soll hier
besonders aufmerksam gemacht werden, weil sie auch in den neusten Dar-
stellungen kaum eine Berücksichtigung finden. Meist wird in diesen ohne
weiteres das vestibuläre System als ein Sinnessystem neben den andern
behandelt.