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K. Frentzen
worden ist — Bewohner größerer Meerestiefen waren, denn
heute sind die Muscheln mariner Schlammgriinde von der Be-
schaffenheit derer des Lias-<5-Binnenmeeres ganz allgemein, also
unabhängig von den Tiefenverhältnissen, zart gebaut, dünnschalig
und leicht zerbrechlich.
Die Muscheln des Lias 6 zerfallen nach ihrer Lebensweise in
drei Gruppen: 1. in Formen die zeitlebens oder vorübergehend
frei schwimmend waren, 2. in Formen, die dauernd durch Auf-
wachsen einer ihrer Schalenklappen auf ein Substrat oder durch
Anheftung mittels eines Byssus an ein solches an eine Stelle
gebunden waren, 3. in Formen, die sich im Sediment kriechend
bewegten. Die Angehörigen der ersten Gruppe kann man zum
Pelagial rechnen, die der beiden letzten Gruppen sind solche
des Benthals oder sie waren pseudoplanktonisch.
Schwimmer waren manche Pectiniden. Staesche (1925) nimmt
dies an für die Formen mit reduziertem Byssusausschnitt. Zu
diesen gehören die älteren ontogenetischen Entwicklungsstadien
der von mir beobachteten Chlamys- und Aequipecten-Arten. In
der Jugend scheinen diese Tiere angeheftet gewesen zu sein,
vielleicht, wie die rezenten im Alter freien Pecten-Arten, an
treibenden Tangen. Velopecten tumidus (Hartm.) Ziet. war zeit-
lebens einer Unterlage angeheftet. Die Pectiniden des Lias <5
sind trotz des zarten Baues ihrer Schalen meist ausgezeichnet
erhalten. Das wird zum Teil damit Zusammenhängen, daß sie
zur fossilen Erhaltung besonders gut geeignet waren, weil ihre
Schale aus Calcit, nicht wie bei vielen anderen Muscheln ganz
oder teilweise aus Arragonit bestand. Doppelschaltige Exemplare
von Pectiniden werden verhältnismäßig selten gefunden. Das
hängt einmal damit zusammen, daß wegen des Fehlens eines
Schlosses die Schalen nach dem Verfaulen des Weichkörpers
leicht in die beiden Klappen auseinanderfielen, spricht aber auch
für eine gewisse Verschwemmung der Schalen. Auffallend ist,
daß bei Reutlingen auch in den Bruchschillagen der Schicht 3
und in der lumachellenartigen Kalkbank der Schicht 17 meines
Profils die Pectenschalen meist vollständig erhalten sind. Eine
gute Erklärung für diese, auch in anderen Stufen der Jurafor-
mation beobachtete Erscheinung hat Staesche (1925) gegeben.
Dieser nimmt an, „daß die Pectenidenschalen beim Transport
nicht über den Boden geschleppt wurden, wobei sie unfehlbar
zerbrochen wären, sondern wegen ihrer Leichtigkeit wie Glimmer-
K. Frentzen
worden ist — Bewohner größerer Meerestiefen waren, denn
heute sind die Muscheln mariner Schlammgriinde von der Be-
schaffenheit derer des Lias-<5-Binnenmeeres ganz allgemein, also
unabhängig von den Tiefenverhältnissen, zart gebaut, dünnschalig
und leicht zerbrechlich.
Die Muscheln des Lias 6 zerfallen nach ihrer Lebensweise in
drei Gruppen: 1. in Formen die zeitlebens oder vorübergehend
frei schwimmend waren, 2. in Formen, die dauernd durch Auf-
wachsen einer ihrer Schalenklappen auf ein Substrat oder durch
Anheftung mittels eines Byssus an ein solches an eine Stelle
gebunden waren, 3. in Formen, die sich im Sediment kriechend
bewegten. Die Angehörigen der ersten Gruppe kann man zum
Pelagial rechnen, die der beiden letzten Gruppen sind solche
des Benthals oder sie waren pseudoplanktonisch.
Schwimmer waren manche Pectiniden. Staesche (1925) nimmt
dies an für die Formen mit reduziertem Byssusausschnitt. Zu
diesen gehören die älteren ontogenetischen Entwicklungsstadien
der von mir beobachteten Chlamys- und Aequipecten-Arten. In
der Jugend scheinen diese Tiere angeheftet gewesen zu sein,
vielleicht, wie die rezenten im Alter freien Pecten-Arten, an
treibenden Tangen. Velopecten tumidus (Hartm.) Ziet. war zeit-
lebens einer Unterlage angeheftet. Die Pectiniden des Lias <5
sind trotz des zarten Baues ihrer Schalen meist ausgezeichnet
erhalten. Das wird zum Teil damit Zusammenhängen, daß sie
zur fossilen Erhaltung besonders gut geeignet waren, weil ihre
Schale aus Calcit, nicht wie bei vielen anderen Muscheln ganz
oder teilweise aus Arragonit bestand. Doppelschaltige Exemplare
von Pectiniden werden verhältnismäßig selten gefunden. Das
hängt einmal damit zusammen, daß wegen des Fehlens eines
Schlosses die Schalen nach dem Verfaulen des Weichkörpers
leicht in die beiden Klappen auseinanderfielen, spricht aber auch
für eine gewisse Verschwemmung der Schalen. Auffallend ist,
daß bei Reutlingen auch in den Bruchschillagen der Schicht 3
und in der lumachellenartigen Kalkbank der Schicht 17 meines
Profils die Pectenschalen meist vollständig erhalten sind. Eine
gute Erklärung für diese, auch in anderen Stufen der Jurafor-
mation beobachtete Erscheinung hat Staesche (1925) gegeben.
Dieser nimmt an, „daß die Pectenidenschalen beim Transport
nicht über den Boden geschleppt wurden, wobei sie unfehlbar
zerbrochen wären, sondern wegen ihrer Leichtigkeit wie Glimmer-