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Mayer, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1934, 3. Abhandlung): Die Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.43675#0011
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Die Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre

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der Staat nie in die Hände fallen der einfachen Majorität der
Kopfzahl, Parlamentarismus, da ja hierdurch den Arbeitern allein
die Entscheidung überlassen bliebe.
Jedermann weiß was Arbeit ist. Aber über das Wesen des
Kapitals sind die Ansichten noch vielfach (selbst in der Wissen-
schaft) ungeklärt. Und z. T. hat sich ja auch der Begriff historisch
sehr gewandelt. Anfangs ging der Begriff vom Geldverleiher aus.
Die Summe, die dem Gläubiger für leihweise Ueberlassung von
Geld bezahlt werden mußte, waren die periodischen Zinsen. Die
geliehene Summe aber mußte unverändert in ihrer Größe nach
der bedungenen Zeit zurückgezahlt werden. Das war das Haupt
„caput“ des Geldes; die Zinsen waren die untergeordneten
Glieder. Das war das Kapital vom rein privatwirtschaftlichen
Standpunkte aus. — Später, als eine umfassende Wissenschaft, die
Volkswirtschaftslehre, entstand, nachdem Geld nicht bloß
verliehen wurde, um einem Anderen aus der Verlegenheit zu
helfen, sondern zu Unternehmungen, zu dem das eigene Geld
nicht ausreichte, also zur werbendenWirtschaft, wo das Geld
zugleich als Arbeitsmittel: Maschinen, Gebäude und selbst zur
Bezahlung der Arbeiter benutzt wurde, bekam das Wort Kapital
eine viel weiter gehende Bedeutung. Es war, nicht allein vom
Unternehmer und vom Kapitalisten aus gesehen, eine Geldsumme,
die von dem Einen oder dem Anderen verzinst werden mußte,
sondern zugleich, vom Arbeiter aus gesehen, das Werkzeug,
die Maschine und selbst der Risikofonds, den er nicht hatte und
dessen er doch bedurfte, um für seine Existenz arbeiten zu kön-
nen, der große Feind, den er nicht abschütteln konnte bei Strafe
der Brotlosigkeit, und den er also haßte und bekämpfte bis aufs
Blut.
6. Der dritte Komponent der Giitererzeugung.
In manchen aber praktisch sehr wichtigen Fällen der Güter-
erzeugung ist außer Kapital und Arbeit noch ein dritter Kom-
ponent notwendig, den man früher als Naturkräfte bezeichnete,
den aber die offizielle Volkswirtschaftslehre einzuschlachten ver-
suchte. — Der Acker, der durch die Arbeit des Bauers Früchte
hervorbringt, ist (auch ganz abgesehen davon, daß er nicht durch
frühere Arbeit von Menschenhand hervorgebracht wurde) nicht
sowohl Kapital (als welches im höchsten Falle die in ihm ent-
haltenen Nährstoffe bezeichnet werden könnten) sondern zugleich
 
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