Die Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
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So ist der Wert zu bemessen. Lange haben die Volkswirt-
schaftler um den Sinn und die Ursache des Wertes gestritten.
Die Einen, namentlich die mehr kirchlich Orientierten, stellten
schon frühzeitig die zur Erzeugung erforderliche Arbeit in den
Vordergrund der Wertbestimmung, die Anderen, mehr juristisch
Denkenden, die Fähigkeit eines Gutes, Bedürfnisse zu befriedigen,
und durch den Widerspruch dieser beiden Prinzipien wurde jener
durch Jahrhunderte sich ziehende Streit gestritten, von dem Lujo
Brentano1) in seinen „Konkreten Grundbedingungen“ eine
so wenig erquickliche Darstellung gibt.
In Wahrheit stehen sich beide Ausgangspunkte gar nicht
auf derselben Linie gegenüber. Die Befriedigung von Bedürfnissen
ist freilich die unerläßliche Vorbedingung einer Wert- und
Preisbildung. Ist kein Bedürfnis da, das die zur Erzeugung not-
wendige Arbeit lohnt, so wird der Wert imaginär (nach der
mathematischen Ausdrucksweise). Erst wenn diese Grenze erreicht
wird, bezahlt sich die Arbeit und wird der Wert durch diese be-
stimmt, da eine größere Nachfrage immer mehr Arbeiter in diese
Betätigung lockt, und sind nicht Arbeiter genug, dann steigt eben
der Lohn, d. h. also das Maß des Arbeitswertes. Der Bedarf ist
also, mehr dem Sprachgebrauch der modernen Physik folgend,
das „Kräftefeld“, auf dem sich der Preis bewegt, als ein zuver-
lässiges Maß desselben. M. a. W. der Gebrauchswert bestimmt
nur die virtuelle Höhe des Preises; die aktuelle Höhe wird
immer bestimmt durch die im Gute steckende Arbeitsmenge, die
allerdings wieder variiert nach der zur Zeit bestehenden Arbeits-
willigkeit und Geschicklichkeit. Das ist gemeint, wenn in der
Volkswirtschaftslehre von dem Werte als von einem Grenzbegriffe
die Rede ist.
8. Der Preis.
Mit dem Preis aber ist es eine andere Sache; Preis ist der
Wert, der verlangt oder der zugestanden wird, und dieser hängt
von dem Urteile der beiden Handelnden ab, die sich beim
Feilschen auf einem gewissen Punkte einigen müssen. Hierbei
spielen also die zeitlichen und persönlichen Umstände mit, das
Urteil der Beiden bestimmend, das auch stark daneben hauen
kann, je nach dem individuellen Urteilsvermögen.
Daher auch der Ausdruck „preiswert“ (d. h. des geforderten
Preises wert), wodurch man im besonderen Falle versichert, daß
l) 1924.
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So ist der Wert zu bemessen. Lange haben die Volkswirt-
schaftler um den Sinn und die Ursache des Wertes gestritten.
Die Einen, namentlich die mehr kirchlich Orientierten, stellten
schon frühzeitig die zur Erzeugung erforderliche Arbeit in den
Vordergrund der Wertbestimmung, die Anderen, mehr juristisch
Denkenden, die Fähigkeit eines Gutes, Bedürfnisse zu befriedigen,
und durch den Widerspruch dieser beiden Prinzipien wurde jener
durch Jahrhunderte sich ziehende Streit gestritten, von dem Lujo
Brentano1) in seinen „Konkreten Grundbedingungen“ eine
so wenig erquickliche Darstellung gibt.
In Wahrheit stehen sich beide Ausgangspunkte gar nicht
auf derselben Linie gegenüber. Die Befriedigung von Bedürfnissen
ist freilich die unerläßliche Vorbedingung einer Wert- und
Preisbildung. Ist kein Bedürfnis da, das die zur Erzeugung not-
wendige Arbeit lohnt, so wird der Wert imaginär (nach der
mathematischen Ausdrucksweise). Erst wenn diese Grenze erreicht
wird, bezahlt sich die Arbeit und wird der Wert durch diese be-
stimmt, da eine größere Nachfrage immer mehr Arbeiter in diese
Betätigung lockt, und sind nicht Arbeiter genug, dann steigt eben
der Lohn, d. h. also das Maß des Arbeitswertes. Der Bedarf ist
also, mehr dem Sprachgebrauch der modernen Physik folgend,
das „Kräftefeld“, auf dem sich der Preis bewegt, als ein zuver-
lässiges Maß desselben. M. a. W. der Gebrauchswert bestimmt
nur die virtuelle Höhe des Preises; die aktuelle Höhe wird
immer bestimmt durch die im Gute steckende Arbeitsmenge, die
allerdings wieder variiert nach der zur Zeit bestehenden Arbeits-
willigkeit und Geschicklichkeit. Das ist gemeint, wenn in der
Volkswirtschaftslehre von dem Werte als von einem Grenzbegriffe
die Rede ist.
8. Der Preis.
Mit dem Preis aber ist es eine andere Sache; Preis ist der
Wert, der verlangt oder der zugestanden wird, und dieser hängt
von dem Urteile der beiden Handelnden ab, die sich beim
Feilschen auf einem gewissen Punkte einigen müssen. Hierbei
spielen also die zeitlichen und persönlichen Umstände mit, das
Urteil der Beiden bestimmend, das auch stark daneben hauen
kann, je nach dem individuellen Urteilsvermögen.
Daher auch der Ausdruck „preiswert“ (d. h. des geforderten
Preises wert), wodurch man im besonderen Falle versichert, daß
l) 1924.