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Adolf Mayer
keine phantastischen oder betrügerischen Momente bei der Preis-
bestimmung mitgewirkt haben.
Obgleich also im Grunde die in der Ware verkörperte Arbeits-
menge den Wert der Ware bestimmt, ist doch der Preis der-
selben von den bekannten zwei entgegengesetzten Momenten
abhängig, nicht bloß von der Selbsteinschätzung des Wertes
seiner Leistung durch den Erzeuger, die sich im Angebot zeigt,
sondern auch durch die entgegengesetzte Einschätzung der Be-
friedigung eines Verlangens, die sich in der Nachfrage zu er-
kennen gibt, weil eben nur ein Kauf zu Stande kommt, wenn
beide einander berühren oder überschneiden.
Ist die Ueberschneidung stark, so entscheidet die Intensität
des Angebots und der Nachfrage über die Einstellung des Preises
auf einem gewissen Punkte. Ist die Nachfrage gering, die erforder-
liche Arbeitsmenge aber groß wie z. B. heutzutage, da die Schau-
lust der Menge durch Photo und Kino genügend befriedigt wird,
für malerische Kunstwerke, so kann ein Verkauf eben nicht
mehr zu Stande kommen. Umgekehrt beim Brote, das in Zeiten
des Mißwachses nur mit stark vergrößertem Aufwand an Arbeit
beschafft werden kann. Da wird dieser Aufwand dem Käufer voll
und ganz in Rechnung gesetzt. Das weltbekannte Wirtschafts-
gesetz, daß die beiden Faktoren, Angebot und Nachfrage den
Preis der Ware bestimmen, das erstere als Teiler, die letzte als
Zähler, ist also genau genommen nur in ganz bestimmten Fällen
richtig.
Dazu kommt noch, daß aus ganz besonderen Eigenschaften
der menschlichen Psyche und der Konstruktion der menschlichen
Gesellschaft, die Nachfrage noch in sehr verstärktem Verhält-
nis gesteigert wird bei dem Seltenwerden der Ware, daher
denn die Holländer seinerzeit öfters den größten TeiL ihres über-
reichen Ertrages an Gewürznelken in ihren Kolonien verbrannten,
um für den Rest größere Einnahmen zu erzielen als für die
Gesamternte. Und dasselbe Beispiel eines in seinen Folgen
geradezu unmenschlichen Handelsgeistes hat sich noch in diesem
Jahre mit dem Brasilkaffee und den holländischen Blumenzwiebeln
wiederholt. Es gibt eben wohlhabende Menschenschichten, die
gewisse Luxuswaren unter allen Umständen haben wollen, und
diese bieten im Falle des Seltenwerdens ganz unverhältnis-
mäßige Preise.
Immerhin regiert aber das Gesetz des Angebotes und der
Adolf Mayer
keine phantastischen oder betrügerischen Momente bei der Preis-
bestimmung mitgewirkt haben.
Obgleich also im Grunde die in der Ware verkörperte Arbeits-
menge den Wert der Ware bestimmt, ist doch der Preis der-
selben von den bekannten zwei entgegengesetzten Momenten
abhängig, nicht bloß von der Selbsteinschätzung des Wertes
seiner Leistung durch den Erzeuger, die sich im Angebot zeigt,
sondern auch durch die entgegengesetzte Einschätzung der Be-
friedigung eines Verlangens, die sich in der Nachfrage zu er-
kennen gibt, weil eben nur ein Kauf zu Stande kommt, wenn
beide einander berühren oder überschneiden.
Ist die Ueberschneidung stark, so entscheidet die Intensität
des Angebots und der Nachfrage über die Einstellung des Preises
auf einem gewissen Punkte. Ist die Nachfrage gering, die erforder-
liche Arbeitsmenge aber groß wie z. B. heutzutage, da die Schau-
lust der Menge durch Photo und Kino genügend befriedigt wird,
für malerische Kunstwerke, so kann ein Verkauf eben nicht
mehr zu Stande kommen. Umgekehrt beim Brote, das in Zeiten
des Mißwachses nur mit stark vergrößertem Aufwand an Arbeit
beschafft werden kann. Da wird dieser Aufwand dem Käufer voll
und ganz in Rechnung gesetzt. Das weltbekannte Wirtschafts-
gesetz, daß die beiden Faktoren, Angebot und Nachfrage den
Preis der Ware bestimmen, das erstere als Teiler, die letzte als
Zähler, ist also genau genommen nur in ganz bestimmten Fällen
richtig.
Dazu kommt noch, daß aus ganz besonderen Eigenschaften
der menschlichen Psyche und der Konstruktion der menschlichen
Gesellschaft, die Nachfrage noch in sehr verstärktem Verhält-
nis gesteigert wird bei dem Seltenwerden der Ware, daher
denn die Holländer seinerzeit öfters den größten TeiL ihres über-
reichen Ertrages an Gewürznelken in ihren Kolonien verbrannten,
um für den Rest größere Einnahmen zu erzielen als für die
Gesamternte. Und dasselbe Beispiel eines in seinen Folgen
geradezu unmenschlichen Handelsgeistes hat sich noch in diesem
Jahre mit dem Brasilkaffee und den holländischen Blumenzwiebeln
wiederholt. Es gibt eben wohlhabende Menschenschichten, die
gewisse Luxuswaren unter allen Umständen haben wollen, und
diese bieten im Falle des Seltenwerdens ganz unverhältnis-
mäßige Preise.
Immerhin regiert aber das Gesetz des Angebotes und der