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Adolf Mayer
Bei der wirtschaftlichen Arbeit, wenigstens bei der jetzt üb-
lichen, die noch nicht künstlerisch organisiert ist, ist die Arbeit
immer mühselig und wird wesentlich verrichtet nur um der
Gütererzeugung willen, die Befriedigung von notwendigen
Begierden in Aussicht stellt. Erst durch religiöse Einsicht, die ja
auch im weitesten Sinne auf dem Gebiete der Kunst liegt, wird
auch die Arbeit um des Brotes willen eine freudige. In jedem
Falle aber ist das Spiel im Wesentlichen arbeit-artige Tätigkeit
und Genuß, diese beiden zeitlich und substantiell vereinigt mit
der Folge, daß es zu keinem verhandelbaren Gute kommt; denn
die etwaigen Spielgerätschaften sind ja nur Kapital zum Spiele,
aber kein Erzeugnis desselben. Erzeugnis des Spiels ist nur die
Lust des Augenblicks, die nicht auf Flaschen gezogen werden kann.
Lehrsam aber ist die Erörterung deshalb auch für die Wirt-
schaft, weil wir infolge derselben klarer sehen inbezug auf das
Wesentliche der Gütererzeugung und des Verbrauchs derselben.
10. Arbeit und Genuß als Plus und Minus der Volkswirtschaft.
Seit der Entdeckung des Wesens der Gütererzeugung: aus
Kapital plus Arbeit, wozu unter Umständen, wie wir gesehen,
noch ein Drittes kommt, hat man sich gewöhnt, diese beiden
Komponenten mit Plus - und Minuszeichen einander gegenüber-
zusetzen. Plus: der Genuß, das Vergängliche, Minus: die Arbeit,
die wesentlich als Schattenseite des Lebens eingestellt wurde.
Man arbeitete wesentlich um des Ertrages willen, den die
Arbeit versprach. Man stärkte sich durch den Verbrauch der
Güter zur neuen Arbeit. Blieb ein Ueberschuß, so wurde man
ein kleiner Kapitalist, der sich im Grade seiner Ersparnisse
die unangenehme Seite des Daseins ersparen konnte. Das war
im Grunde die liberale Wirtschaftslehre der englischen Schule,
die freilich der Begründer der Schule nur als eine bewußte
Abstraktion hingestellt hatte. Aber die Abstraktion hat selber
Schule gemacht, da sie der menschlichen Eigenliebe so besonders
zusagte.
In Wirklichkeit liegt die Sache aber wesentlich anders. Arbeit
und Genuß sind beide nicht gut und nicht schlecht. Sie können
das Eine sein oder das Andere. Die Arbeit in den sizilianischen
Schwefelminen, in der französischen Fremdenlegion, auch die
„am Bande“ in modern amerikanischer Rationalisierung ist die
Hölle, die der ackerbauenden Hindus auf Bali, die ihre leichte
Adolf Mayer
Bei der wirtschaftlichen Arbeit, wenigstens bei der jetzt üb-
lichen, die noch nicht künstlerisch organisiert ist, ist die Arbeit
immer mühselig und wird wesentlich verrichtet nur um der
Gütererzeugung willen, die Befriedigung von notwendigen
Begierden in Aussicht stellt. Erst durch religiöse Einsicht, die ja
auch im weitesten Sinne auf dem Gebiete der Kunst liegt, wird
auch die Arbeit um des Brotes willen eine freudige. In jedem
Falle aber ist das Spiel im Wesentlichen arbeit-artige Tätigkeit
und Genuß, diese beiden zeitlich und substantiell vereinigt mit
der Folge, daß es zu keinem verhandelbaren Gute kommt; denn
die etwaigen Spielgerätschaften sind ja nur Kapital zum Spiele,
aber kein Erzeugnis desselben. Erzeugnis des Spiels ist nur die
Lust des Augenblicks, die nicht auf Flaschen gezogen werden kann.
Lehrsam aber ist die Erörterung deshalb auch für die Wirt-
schaft, weil wir infolge derselben klarer sehen inbezug auf das
Wesentliche der Gütererzeugung und des Verbrauchs derselben.
10. Arbeit und Genuß als Plus und Minus der Volkswirtschaft.
Seit der Entdeckung des Wesens der Gütererzeugung: aus
Kapital plus Arbeit, wozu unter Umständen, wie wir gesehen,
noch ein Drittes kommt, hat man sich gewöhnt, diese beiden
Komponenten mit Plus - und Minuszeichen einander gegenüber-
zusetzen. Plus: der Genuß, das Vergängliche, Minus: die Arbeit,
die wesentlich als Schattenseite des Lebens eingestellt wurde.
Man arbeitete wesentlich um des Ertrages willen, den die
Arbeit versprach. Man stärkte sich durch den Verbrauch der
Güter zur neuen Arbeit. Blieb ein Ueberschuß, so wurde man
ein kleiner Kapitalist, der sich im Grade seiner Ersparnisse
die unangenehme Seite des Daseins ersparen konnte. Das war
im Grunde die liberale Wirtschaftslehre der englischen Schule,
die freilich der Begründer der Schule nur als eine bewußte
Abstraktion hingestellt hatte. Aber die Abstraktion hat selber
Schule gemacht, da sie der menschlichen Eigenliebe so besonders
zusagte.
In Wirklichkeit liegt die Sache aber wesentlich anders. Arbeit
und Genuß sind beide nicht gut und nicht schlecht. Sie können
das Eine sein oder das Andere. Die Arbeit in den sizilianischen
Schwefelminen, in der französischen Fremdenlegion, auch die
„am Bande“ in modern amerikanischer Rationalisierung ist die
Hölle, die der ackerbauenden Hindus auf Bali, die ihre leichte