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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1934, 4. Abhandlung): Wege psychophysischer Forschung: Festrede bei der Stiftungsfeier der Akademie am 3. Juni 1934 — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.43676#0015
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Wege psychophysischer Forschung

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lehre angeregt, wie die Entdeckung der Samentierchen durch
Leeuwenhoek, so dürfen wir, als Ärzte, gestehen, daß nichts den
Schritt zur psychophysischen Forschung so stark antreiben kann,
wie die Entdeckung, daß die Krankheit des Menschen nicht ist,
was sie schien, ein Maschinendefekt, sondern daß seine Krankheit
nichts ist, als er selbst, besser: seine Gelegenheit, er selbst zu
werden. Eine von hier ihren Weg antretende Medizin, und eine
in solchem Sinne experimentum und scientia bleibende Therapie
will der Natur freilich mehr glauben und mehr zutrauen als früher,
und doch bescheidener zu ihr sich stellen; sie will ja nicht bewirken,
sondern befreien; sie muß den Geist nicht in ihr machen, sondern
erleiden. Unsere Aufgabe ist philosophischer Empirismus, experi-
mentierende Erkenntnis des Wesens der Dinge und erkennendes
Handeln. Gehört ein entscheidender Anteil hiervon der Medizin,
so muss sie eine psychophysische sein.
 
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