Diatomeenflora der hessischen Kieselgurlager
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II. Altenschlirf.
Literatur:
1. Engelhardt, H. und Schottler, W. Das Kieselgurlager von Alten¬
schlirf. — Abh. d. Hess. Geol. Landesanst. 5, Heft 4 (1914).
2. Vereinigte Deutsche Kieselgurwerke G. m. b. H. Hannover. — Festschr.
ders. — Hannover (1925).
Die ebenfalls miozäne, zwischenbasaltische Kieselgur, welche
(der sarmatischen Stufe angehörend) etwas jünger ist als die von
Beuern (tortonische Stufe), liegt an der Straße von Altenschlirf
nach Steinfurt bei Lauterbach i. H., also auf der Ostseite des
Vogelsberges, 11 72 km östlich vom Taufstein. Sie wurde Mitte
des vorigen Jahrhunderts beim Straßenbau entdeckt und bald
darauf abgebaut. Das Altenschlirf er Lager ist das am längsten
ausgebeutete und zugleich auch bedeutendste tertiäre Kieselgur-
vorkommen (2 Gruben mit Tagebau). Nach Schottler, auf den
ich mich im folgenden stütze, hat es eine Mächtigkeit von 6—7 m
und einen Durchmesser von 400—500 m. Das Liegende ist ein
grauer Ton, unter dem zunächst Basalttuff und dann der Decken-
basalt liegt. Über der Gur lagert ebenfalls Ton, bedeckt von den
Resten einer Basaltdecke, die durch Erosion und Denudation stark
zerfressen und zerstört ist. Diese Basalt-Ton-Decke hat im west-
lichen Teile eine Mächtigkeit von 7—10 m, nimmt nach Osten
ab und ist hier nur noch 2 m stark. Die Gur ist im unteren Teile
tonig, in der Nähe des Hangenden humos und führt hier Wurzel-
reste. Die Hauptmasse aber ist sehr rein, in bergfeuchtem Zu-
stande gelblich, trocken rein weiß. Sie ist von einem dünnen
Kohleflözchen unterbrochen. Die Diatomeen, welche sie bilden,
wurden bereits z. T. (7 Arten, welche in der folgenden Liste mit
einem * versehen sind) von H. Heiden bestimmt (Festschr. d. D.
Kieselgurwerke). Sie bestehen fast rein aus den Schalen der
Melosira distans, einer stenothermen Kaltwasserart, die heute
hauptsächlich in Nordeuropa, bezw. in Gebirgsgewässern lebt.
Ich fand sie u. a. massenhaft in den kalten Schmelzwassern und
Sturzbächen der Hohen Tauern, aber auch an einigen Stellen
(Sphagnumsümpfe) auf unseren hessischen Bergrücken (z. B. bei
Leimsfeld im Knüll und zwischen Spangenberg und der Ruine
Reichenbach). Wahrscheinlich wucherten die Fäden der Melosira
distans und in geringem Maße Melosira granulata im seichten,
sumpfigen Wasser, das sich, von den Quellen der Umgebung
gespeist, in den flachen Mulden der 450 m hoch gelegenen Basalt-
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II. Altenschlirf.
Literatur:
1. Engelhardt, H. und Schottler, W. Das Kieselgurlager von Alten¬
schlirf. — Abh. d. Hess. Geol. Landesanst. 5, Heft 4 (1914).
2. Vereinigte Deutsche Kieselgurwerke G. m. b. H. Hannover. — Festschr.
ders. — Hannover (1925).
Die ebenfalls miozäne, zwischenbasaltische Kieselgur, welche
(der sarmatischen Stufe angehörend) etwas jünger ist als die von
Beuern (tortonische Stufe), liegt an der Straße von Altenschlirf
nach Steinfurt bei Lauterbach i. H., also auf der Ostseite des
Vogelsberges, 11 72 km östlich vom Taufstein. Sie wurde Mitte
des vorigen Jahrhunderts beim Straßenbau entdeckt und bald
darauf abgebaut. Das Altenschlirf er Lager ist das am längsten
ausgebeutete und zugleich auch bedeutendste tertiäre Kieselgur-
vorkommen (2 Gruben mit Tagebau). Nach Schottler, auf den
ich mich im folgenden stütze, hat es eine Mächtigkeit von 6—7 m
und einen Durchmesser von 400—500 m. Das Liegende ist ein
grauer Ton, unter dem zunächst Basalttuff und dann der Decken-
basalt liegt. Über der Gur lagert ebenfalls Ton, bedeckt von den
Resten einer Basaltdecke, die durch Erosion und Denudation stark
zerfressen und zerstört ist. Diese Basalt-Ton-Decke hat im west-
lichen Teile eine Mächtigkeit von 7—10 m, nimmt nach Osten
ab und ist hier nur noch 2 m stark. Die Gur ist im unteren Teile
tonig, in der Nähe des Hangenden humos und führt hier Wurzel-
reste. Die Hauptmasse aber ist sehr rein, in bergfeuchtem Zu-
stande gelblich, trocken rein weiß. Sie ist von einem dünnen
Kohleflözchen unterbrochen. Die Diatomeen, welche sie bilden,
wurden bereits z. T. (7 Arten, welche in der folgenden Liste mit
einem * versehen sind) von H. Heiden bestimmt (Festschr. d. D.
Kieselgurwerke). Sie bestehen fast rein aus den Schalen der
Melosira distans, einer stenothermen Kaltwasserart, die heute
hauptsächlich in Nordeuropa, bezw. in Gebirgsgewässern lebt.
Ich fand sie u. a. massenhaft in den kalten Schmelzwassern und
Sturzbächen der Hohen Tauern, aber auch an einigen Stellen
(Sphagnumsümpfe) auf unseren hessischen Bergrücken (z. B. bei
Leimsfeld im Knüll und zwischen Spangenberg und der Ruine
Reichenbach). Wahrscheinlich wucherten die Fäden der Melosira
distans und in geringem Maße Melosira granulata im seichten,
sumpfigen Wasser, das sich, von den Quellen der Umgebung
gespeist, in den flachen Mulden der 450 m hoch gelegenen Basalt-