Das dielektrische Verhalten organischer Zwitterionen
31
aufgetragen. Ob die Dispersionskurve von Lecithin bei etwa 5 m
Welle eine Spitze besitzt, wird noch geprüft. Messungen in dieser
Frequenzgegend sind infolge der auftretenden hohen Verluste
(Unschärfe der Resonanzkurve) schlechter ausführbar.
Es ist auffallend, daß sich diese Lösungen im Gebiete ihrer
anomalen Dispersion offenbar anders verhalten als die Lösungen
der langen Betaine. Die Lösungen von Lecithin und Sphingo-
myelin zeigen keinerlei Viscositätsabhängigkeit der DK. Bei schnel-
leren Frequenzen verschiebt sich die ganze Temperaturabhängig-
keitskurve (Fig. 23) parallel nach unten. Man muß daraus
schließen, daß es nicht in erster Linie die innere Reibung zwischen
gelösten Molekülen und Lösungsmittel ist, die die gelösten Mole-
küle an der Drehung hindert und dadurch ein Gebiet anomaler
Dispersion verursacht.
Wenn man sich unter diesem Gesichtspunkt noch einmal die
Formeln der Moleküle (Fig. 22) betrachtet, so kann man folgendes
schließen: Die Kräfte des zur Untersuchung benutzten elektrischen
Feldes greifen am Molekül in erster Linie an den Ladungen des
Zwitterions an. Die langen Fettsäureketten unterliegen infolge
ihres kleinen Dipolmomentes nur kleinen Kraftwirkungen.
Zur Klärung der Frage, wie sich resultierend das Molekül
unter dem Einfluß des elektrischen Feldes bewegt, will ich drei
Fälle diskutieren. Zuerst nehme ich an, daß das ganze, dreiarmige
Molekül ein nahezu starres Gebilde darstellt. In diesem Falle
würde das Molekül unter dem Einfluß der auf ihn ausgeübten
Kräfte als Ganzes eine drehende Bewegung ausführen. Seine
Drehbewegung würde naturgemäß durch die Reibung im Lösungs-
mittel schon bei relativ langsamen Frequenzen behindert sein, und
wir müßten ein Gebiet anomaler Dispersion finden, das erheblich
langwelliger liegt als das des längsten untersuchten Betains
(n=16), etwa um 20 m Welle. Wir finden aber weder eine
Abhängigkeit von der inneren Reibung, noch ein Gebiet anomaler
Dispersion bei so langen Wellen. Also scheidet diese Annahme
als nicht zutreffend aus.
Zweitens nehme ich an, daß das Molekül nicht als Ganzes
nahezu starr sei, sondern daß der starkpolare Zwitterionenarm
frei drehbar ist. In diesem Falle würden die an der Cholin-
phosphorsäure angreifenden großen Kräfte nur diesen Arm
allein bewegen, und zwar würde er sich etwa wie eine Windfahne
um die Fettsäure-Ketten frei drehen. Seine Bewegungen würden
31
aufgetragen. Ob die Dispersionskurve von Lecithin bei etwa 5 m
Welle eine Spitze besitzt, wird noch geprüft. Messungen in dieser
Frequenzgegend sind infolge der auftretenden hohen Verluste
(Unschärfe der Resonanzkurve) schlechter ausführbar.
Es ist auffallend, daß sich diese Lösungen im Gebiete ihrer
anomalen Dispersion offenbar anders verhalten als die Lösungen
der langen Betaine. Die Lösungen von Lecithin und Sphingo-
myelin zeigen keinerlei Viscositätsabhängigkeit der DK. Bei schnel-
leren Frequenzen verschiebt sich die ganze Temperaturabhängig-
keitskurve (Fig. 23) parallel nach unten. Man muß daraus
schließen, daß es nicht in erster Linie die innere Reibung zwischen
gelösten Molekülen und Lösungsmittel ist, die die gelösten Mole-
küle an der Drehung hindert und dadurch ein Gebiet anomaler
Dispersion verursacht.
Wenn man sich unter diesem Gesichtspunkt noch einmal die
Formeln der Moleküle (Fig. 22) betrachtet, so kann man folgendes
schließen: Die Kräfte des zur Untersuchung benutzten elektrischen
Feldes greifen am Molekül in erster Linie an den Ladungen des
Zwitterions an. Die langen Fettsäureketten unterliegen infolge
ihres kleinen Dipolmomentes nur kleinen Kraftwirkungen.
Zur Klärung der Frage, wie sich resultierend das Molekül
unter dem Einfluß des elektrischen Feldes bewegt, will ich drei
Fälle diskutieren. Zuerst nehme ich an, daß das ganze, dreiarmige
Molekül ein nahezu starres Gebilde darstellt. In diesem Falle
würde das Molekül unter dem Einfluß der auf ihn ausgeübten
Kräfte als Ganzes eine drehende Bewegung ausführen. Seine
Drehbewegung würde naturgemäß durch die Reibung im Lösungs-
mittel schon bei relativ langsamen Frequenzen behindert sein, und
wir müßten ein Gebiet anomaler Dispersion finden, das erheblich
langwelliger liegt als das des längsten untersuchten Betains
(n=16), etwa um 20 m Welle. Wir finden aber weder eine
Abhängigkeit von der inneren Reibung, noch ein Gebiet anomaler
Dispersion bei so langen Wellen. Also scheidet diese Annahme
als nicht zutreffend aus.
Zweitens nehme ich an, daß das Molekül nicht als Ganzes
nahezu starr sei, sondern daß der starkpolare Zwitterionenarm
frei drehbar ist. In diesem Falle würden die an der Cholin-
phosphorsäure angreifenden großen Kräfte nur diesen Arm
allein bewegen, und zwar würde er sich etwa wie eine Windfahne
um die Fettsäure-Ketten frei drehen. Seine Bewegungen würden