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Eichholtz, Fritz; Schmitt-Kemper, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 7. Abhandlung): Über die Wirkung der Heidelberger Radiumsole — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.43719#0011
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11

Über clie Wirkung der Heidelberger Radiumsole
Wir haben diese Möglichkeit durch Herrn cand. med. Kühner
kontrollieren lassen. Das Tier wurde wiederum eine besonders
lange Zeit auf Zuckerwasser gesetzt (21 Tage), um es empfindlich
gegen Radium zu machen. Jetzt hatte auch die Dosis 14-10~8g
eine starke diuretische Wirkung (Tab. 4a).
Gleichzeitig erfolgte in diesem Versuch eine Mehrausscheidung
von Stickstoff, Allantoin, Harnsäure und Phosphaten. Wesentlich
ist wiederum, daß die erwartete Minderausfuhr weder bei der
Harnmenge, noch bei Stickstoff, Allantoin, Harnsäure und Phos-
phaten eintrat.
Das spricht dafür, daß es sich nicht um eine vorübergehende
Störung der Ausscheidung handelt, vielmehr um tiefgreifende Stoff-
wechselveränderungen. Durch diese Überempfindlichkeit der Hun-
gertiere gegen Radium fände der verhältnismäßig starke Effekt
der geringen Dosis 14 • 10~9 g seine Erklärung12). Auch scheinen im
Versuch 2 die Harnsäurewerte schon ihren tiefsten Punkt erreicht
zu haben, und in diesem Stadium mag auch der Purinstoffwechsel
besonders arzneiempfindlich sein.
Im Versuch 3 wurde auch die im Harn ausgeschiedene Phos-
phorsäure mitbestimmt. Am vierten Tag nach der Radiumgabe
erfolgt eine auffallende Verminderung, wahrscheinlich ebenfalls
durch den fortschreitenden Hungerzustand veranlaßt. Indessen be-
darf diese Frage weiterer Klärung.
Zusammenfassend ist also über diesen dritten Versuch zu sagen,
daß eine typische Radiumwirkung sich zwar vermuten, aber nicht
nachweisen läßt. Er findet seine wahrscheinliche Erklärung durch
den wiedergegebenen Kontrollversuch von Kühner.
III.
Wir wenden uns nunmehr den Soleversuchen zu (Versuch 4
und 5). Hier erhielt das Tier nach genügend langer Vorperiode
die frisch entnommene Heidelberger Sole in Zuckerwasser ver-
dünnt. Bei 50 ccm Sole vermischt mit 450 ccm Zuckerwasser soff
das Tier schlecht, der Geschmack war ihm offensichtlich wider-
lich. 25 ccm Sole mit entsprechenden 475 ccm wurden gern ge-
12) Anmerkung bei der Korrektur: Die Dosis 14 • 10—9 g entspricht der
Radiummenge 15 • 10—8 g, die nach Angabe von Dernau und Smereker
(Strahlentherapie 46, 1933, S. 365) im Körper des Menschen dauernd ver-
ankert ist. Ihr entspricht ein Emanationsquantum von 40 Mache-Einheiten.
Man kann daher dem natürlichen Radiumgehalt des menschlichen Körpers
eine mögliche physiologische Bedeutung nicht ohne Weiteres absprechen.
 
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