in der naturwissenschaftlichen Medizin
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und das Leben pflegen recht schnell die nötige Korrektur zu
veranlassen, wenn die Verehrung des Meisters entstellt wird zu
einem blinden Autoritätsglauben.
Bei der Betrachtung der einzelnen Gruppen der „biologischen
Medizin“ ist zunächst eine ganz allgemeine und erfreuliche Fest-
stellung zu machen. Alle diese Richtungen sind in hohem Maße
durch Verantwortungsfreudigkeit und tätiges Handeln ausgezeich-
net. Die nihilistischen Tendenzen der vergangenen Epoche, die
jede Krankheit ohne Versuch einer aktiven Gegenwehr nach an-
geblich eigenen Gesetzen ablaufen ließen, jene seltsamen Ärzte,
die in allem Geschehen ein unüberwindliches Schicksal witterten,
die sich mit der Diagnose begnügten und dann die Hände in
den Schoß legten, sie haben in allen Zweigen der Medizin gründlich
abgewirtschaftet. Die Freude am Aufbau und das Gefühl der
eigenen Kraft hat sie alle erfaßt. Auch in der biologischen Medizin
finden wir große Ärzte, hervorragende Denker, mitreißende Lehrer
und Erzieher der heranwachsenden Ärztegeneration. Nur in einem
unterscheiden sie sich grundlegend: in der Einschätzung des
Dogmas.
Denn was ist das Gemeinsame dieser verschiedenen Richtungen
der biologischen Medizin, weshalb nennen wir sie spekulativ?
Das soll nunmehr an den wichtigsten Beispielen erläutert werden.
Für die Anhänger der Atemlehre, die als Mazdaznan-oder
Joga-Bewegung aus Persien und Indien zu uns herübergetragen
wurde, ist die Luft, die wir atmen, nicht das uns bekannte Ge-
misch der verschiedenen Gase, vielmehr etwas Geistiges und
Beseeltes. Und die Atmung ist nicht nur eine physiologische
Funktion, sondern die Quelle alles Lebens, das mit dem ersten
Atemzug anfängt und mit dem letzten endigt. Alle Krankheiten
entstehen durch Störungen der Atmung und werden durch rich-
tige Atmung geheilt. Diese richtige Atmung aber ist nur zu er-
langen durch mystische Vertiefung. Andere Anhänger dieser Lehre
wenden sie bewußt an als Psychotherapie.
Von einer anderen Seite kommt die Rohkostbewegung.
Für sie ist der Mensch eins mit der umgebenden Natur, und für
sie vollzieht sich diese Wechselwirkung in erster Linie nicht durch
die Atmung oder andere Reize der Umwelt, sondern durch die
Nahrung. Die Nahrung ist die Quelle alles Lebens, und die Natur
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und das Leben pflegen recht schnell die nötige Korrektur zu
veranlassen, wenn die Verehrung des Meisters entstellt wird zu
einem blinden Autoritätsglauben.
Bei der Betrachtung der einzelnen Gruppen der „biologischen
Medizin“ ist zunächst eine ganz allgemeine und erfreuliche Fest-
stellung zu machen. Alle diese Richtungen sind in hohem Maße
durch Verantwortungsfreudigkeit und tätiges Handeln ausgezeich-
net. Die nihilistischen Tendenzen der vergangenen Epoche, die
jede Krankheit ohne Versuch einer aktiven Gegenwehr nach an-
geblich eigenen Gesetzen ablaufen ließen, jene seltsamen Ärzte,
die in allem Geschehen ein unüberwindliches Schicksal witterten,
die sich mit der Diagnose begnügten und dann die Hände in
den Schoß legten, sie haben in allen Zweigen der Medizin gründlich
abgewirtschaftet. Die Freude am Aufbau und das Gefühl der
eigenen Kraft hat sie alle erfaßt. Auch in der biologischen Medizin
finden wir große Ärzte, hervorragende Denker, mitreißende Lehrer
und Erzieher der heranwachsenden Ärztegeneration. Nur in einem
unterscheiden sie sich grundlegend: in der Einschätzung des
Dogmas.
Denn was ist das Gemeinsame dieser verschiedenen Richtungen
der biologischen Medizin, weshalb nennen wir sie spekulativ?
Das soll nunmehr an den wichtigsten Beispielen erläutert werden.
Für die Anhänger der Atemlehre, die als Mazdaznan-oder
Joga-Bewegung aus Persien und Indien zu uns herübergetragen
wurde, ist die Luft, die wir atmen, nicht das uns bekannte Ge-
misch der verschiedenen Gase, vielmehr etwas Geistiges und
Beseeltes. Und die Atmung ist nicht nur eine physiologische
Funktion, sondern die Quelle alles Lebens, das mit dem ersten
Atemzug anfängt und mit dem letzten endigt. Alle Krankheiten
entstehen durch Störungen der Atmung und werden durch rich-
tige Atmung geheilt. Diese richtige Atmung aber ist nur zu er-
langen durch mystische Vertiefung. Andere Anhänger dieser Lehre
wenden sie bewußt an als Psychotherapie.
Von einer anderen Seite kommt die Rohkostbewegung.
Für sie ist der Mensch eins mit der umgebenden Natur, und für
sie vollzieht sich diese Wechselwirkung in erster Linie nicht durch
die Atmung oder andere Reize der Umwelt, sondern durch die
Nahrung. Die Nahrung ist die Quelle alles Lebens, und die Natur