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Fritz Eichholtz : Der biologische Gedanke
bietet sie in bester Form. Alles ist gut, wie es aus der Hand der
Natur kommt, und alles wird schlecht durch die Unvernunft des
Menschen. Alle Krankheiten entstehen dadurch, daß die reinen
Gaben der Natur durch den Menschen verfälscht und entwertet
werden, und alle Krankheiten werden geheilt durch die rechte
Nahrung.
Einen andern Weg geht die Pflanzen heilkunde, die auch
heute noch von Einigen verquickt wird mit der Lehre von Sig-
naturen. Für jede Krankheit hat die Natur eine bestimmte Pflanze
vorgesehen, und in vielen Fällen sie versehen mit Signaturen der
Form, der Farbe, des Geruchs, der Vegetationseigenschaften zum
Wohle des Menschen, der aus den Merkmalen der Pflanzen er-
kennen kann, für welche Krankheiten sie nützlich sind: Die gelb-
blühenden Pflanzen (wie Krapp u. a.) gegen Gelbsucht, das Lungen-
kraut, das entfernt an die fleckenhafte Verfärbung einer auf ge-
schnittenen Lunge erinnert, gegen Erkrankung dieses Organs.
Andere dieser Heilpflanzen verdanken wir dem sicheren Instinkt
des unverbildeten Menschen. Er sieht in ihnen die Zeichen einer
höheren Fügung, die diese Heilkräuter nach einem bestimmten
Schöpfungswillen schuf und sie mit einer besonderen Zweckmäßig-
keit für menschliche Gebrechen ausstattete.
Die Naturheillehre entstammt ursprünglich dem hippo-
kratischen Denken; sie hat in neuerer Zeit aus anderen thera-
peutischen Richtungen Gutes und Wertvolles übernommen. In
wesentlichen Grundzügen aber gehört sie einer Epoche der Medizin
an, in der die Krankheit betrachtet wurde als ein fremdartiges,
in den Organismus eingedrungenes Wesen, mit dem die dem
Körper innewohnende und verständig handelnde Naturheilkraft
einen Kampf zu bestehen hatte. Diese Naturheilkraft zu unter-
stützen, war die alleinige Aufgabe des Arztes. Ein Gedanke, der
für einige Krankheiten nicht so abwegig wäre, wenn man nicht
gleichzeitig gewisse Krankheitssymptome als die Hilfsmittel der
Naturheilkraft betrachtete, deren sie sich bei ihrem Kampf gegen
die Krankheit bedienen soll. Natürlich waren nicht alle Symptome
der Krankheit, vielmehr nur vereinzelte, als Waffen der Natur-
heilkraft anzusehen. Grob gesprochen zählte natürlich eine schwere
Anämie, der Gefäßkollaps, der Ikterus nicht dazu. Voraussetzung
einer Therapie war daher, daß man zunächst diejenigen Symptome
Fritz Eichholtz : Der biologische Gedanke
bietet sie in bester Form. Alles ist gut, wie es aus der Hand der
Natur kommt, und alles wird schlecht durch die Unvernunft des
Menschen. Alle Krankheiten entstehen dadurch, daß die reinen
Gaben der Natur durch den Menschen verfälscht und entwertet
werden, und alle Krankheiten werden geheilt durch die rechte
Nahrung.
Einen andern Weg geht die Pflanzen heilkunde, die auch
heute noch von Einigen verquickt wird mit der Lehre von Sig-
naturen. Für jede Krankheit hat die Natur eine bestimmte Pflanze
vorgesehen, und in vielen Fällen sie versehen mit Signaturen der
Form, der Farbe, des Geruchs, der Vegetationseigenschaften zum
Wohle des Menschen, der aus den Merkmalen der Pflanzen er-
kennen kann, für welche Krankheiten sie nützlich sind: Die gelb-
blühenden Pflanzen (wie Krapp u. a.) gegen Gelbsucht, das Lungen-
kraut, das entfernt an die fleckenhafte Verfärbung einer auf ge-
schnittenen Lunge erinnert, gegen Erkrankung dieses Organs.
Andere dieser Heilpflanzen verdanken wir dem sicheren Instinkt
des unverbildeten Menschen. Er sieht in ihnen die Zeichen einer
höheren Fügung, die diese Heilkräuter nach einem bestimmten
Schöpfungswillen schuf und sie mit einer besonderen Zweckmäßig-
keit für menschliche Gebrechen ausstattete.
Die Naturheillehre entstammt ursprünglich dem hippo-
kratischen Denken; sie hat in neuerer Zeit aus anderen thera-
peutischen Richtungen Gutes und Wertvolles übernommen. In
wesentlichen Grundzügen aber gehört sie einer Epoche der Medizin
an, in der die Krankheit betrachtet wurde als ein fremdartiges,
in den Organismus eingedrungenes Wesen, mit dem die dem
Körper innewohnende und verständig handelnde Naturheilkraft
einen Kampf zu bestehen hatte. Diese Naturheilkraft zu unter-
stützen, war die alleinige Aufgabe des Arztes. Ein Gedanke, der
für einige Krankheiten nicht so abwegig wäre, wenn man nicht
gleichzeitig gewisse Krankheitssymptome als die Hilfsmittel der
Naturheilkraft betrachtete, deren sie sich bei ihrem Kampf gegen
die Krankheit bedienen soll. Natürlich waren nicht alle Symptome
der Krankheit, vielmehr nur vereinzelte, als Waffen der Natur-
heilkraft anzusehen. Grob gesprochen zählte natürlich eine schwere
Anämie, der Gefäßkollaps, der Ikterus nicht dazu. Voraussetzung
einer Therapie war daher, daß man zunächst diejenigen Symptome