in der naturwissenschaftlichen Medizin
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In der Tat kann auch die Homöopathie eine Generalisierung
nach klassischen Krankheitsbildern für die Therapie nicht entbehren.
Sie muß dementsprechend gewisse Nebensymptome ähnlich ein-
schätzen wie die übrige Ärzteschaft. So wird bei der Pneumonie
unabhängig vom Symptomenbild Phosphor und Tartarus stibiatus
empfohlen und zwar in ganz bestimmter Dosierung (Kötschau).
In einer neueren Homöopathie sieht man die wahre Krankheits-
einheit in der gleichartigen Reaktion auf bestimmte Arzneistoffe.
Man spricht von Gold- oder von Zinkfällen. Auch darin äußert
sich das grundsätzliche Bedürfnis der praktischen Medizin, in
allgemeineren Begriffen zu denken.
Völlig unverständlich aber wird diese Lehre, die in ihrer ex-
tremen Fassung nur die Symptome, nicht die Ursachen der Krank-
heit behandeln will, wenn man sich dem Gebiete der Infektions-
krankheiten, der Mangelkrankheiten oder gar dem der Gewerbe-
krankheiten nähert. Die meisten heute bekannten Protozoen-
infektionen, die der naturwissenschaftlichen Medizin kaum noch
Schwierigkeiten machen, sind auf diesem Wege nicht heilbar.
Auch ist nicht zu erkennen, in welcher Weise das „Similia Simi-
libus“ auf das bunte Symptomenbild einer Avitaminose oder
einer gewerblichen Blei-, Quecksilber- oder Arsenvergiftung an-
zuwenden ist.
Es muß also deutlich ausgesprochen werden, daß durch die
konsequente Anwendung dieses Grundsatzes und durch die Ab-
lehnung einer ursächlichen Behandlung, sofern sie möglich ist,
für den Einzelnen und für die Gesamtheit schwere Gefahren ent-
stehen.
Trotzdem also feststeht, daß der Beweis einer allgemeinen
Gültigkeit des „Similia Similibus“ nicht geführt werden kann, daß
im Gegenteil dieses Prinzip auch in der homöopathischen Praxis
undurchführbar ist, bedeutet der Verzicht auf diesen Grundsatz
den Verlust einer leicht verständlichen Lebenslehre, die der
Patient gleichzeitig mit ärztlicher Hilfe erhält, und die für ihn die
Verbindung bedeutet mit dem Unendlichen und dem Absoluten.
Die moderne Medizin macht keinen Gebrauch von diesen
spekulativen Kräften des Lebens und des Kosmos, die den klein-
sten ärztlichen Rat mit der Aureole eines übersinnlichen Gesche-
hens und dem Anspruch einer absoluten Gültigkeit umgeben.
Trotzdem steht auch sie nicht ganz mit leeren Händen da, wenn
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In der Tat kann auch die Homöopathie eine Generalisierung
nach klassischen Krankheitsbildern für die Therapie nicht entbehren.
Sie muß dementsprechend gewisse Nebensymptome ähnlich ein-
schätzen wie die übrige Ärzteschaft. So wird bei der Pneumonie
unabhängig vom Symptomenbild Phosphor und Tartarus stibiatus
empfohlen und zwar in ganz bestimmter Dosierung (Kötschau).
In einer neueren Homöopathie sieht man die wahre Krankheits-
einheit in der gleichartigen Reaktion auf bestimmte Arzneistoffe.
Man spricht von Gold- oder von Zinkfällen. Auch darin äußert
sich das grundsätzliche Bedürfnis der praktischen Medizin, in
allgemeineren Begriffen zu denken.
Völlig unverständlich aber wird diese Lehre, die in ihrer ex-
tremen Fassung nur die Symptome, nicht die Ursachen der Krank-
heit behandeln will, wenn man sich dem Gebiete der Infektions-
krankheiten, der Mangelkrankheiten oder gar dem der Gewerbe-
krankheiten nähert. Die meisten heute bekannten Protozoen-
infektionen, die der naturwissenschaftlichen Medizin kaum noch
Schwierigkeiten machen, sind auf diesem Wege nicht heilbar.
Auch ist nicht zu erkennen, in welcher Weise das „Similia Simi-
libus“ auf das bunte Symptomenbild einer Avitaminose oder
einer gewerblichen Blei-, Quecksilber- oder Arsenvergiftung an-
zuwenden ist.
Es muß also deutlich ausgesprochen werden, daß durch die
konsequente Anwendung dieses Grundsatzes und durch die Ab-
lehnung einer ursächlichen Behandlung, sofern sie möglich ist,
für den Einzelnen und für die Gesamtheit schwere Gefahren ent-
stehen.
Trotzdem also feststeht, daß der Beweis einer allgemeinen
Gültigkeit des „Similia Similibus“ nicht geführt werden kann, daß
im Gegenteil dieses Prinzip auch in der homöopathischen Praxis
undurchführbar ist, bedeutet der Verzicht auf diesen Grundsatz
den Verlust einer leicht verständlichen Lebenslehre, die der
Patient gleichzeitig mit ärztlicher Hilfe erhält, und die für ihn die
Verbindung bedeutet mit dem Unendlichen und dem Absoluten.
Die moderne Medizin macht keinen Gebrauch von diesen
spekulativen Kräften des Lebens und des Kosmos, die den klein-
sten ärztlichen Rat mit der Aureole eines übersinnlichen Gesche-
hens und dem Anspruch einer absoluten Gültigkeit umgeben.
Trotzdem steht auch sie nicht ganz mit leeren Händen da, wenn