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Eichholtz, Fritz; Brehm, Karlheinz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 9. Abhandlung): Preßsaftsilage: ein Beitrag zur völkischen Wirtschaft, Ernährung und Gesundheit — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43721#0014
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Fritz Eichholtz und Karlheinz Brehm: Preßsaftsilage.

Ernährung zu. Sauer konservierte Nahrungsstoffe, die im eigenen
Lande erzeugt werden, bedeuten eine wesentliche Ersparnis in
der Volkswirtschaft. Der Überfluß, mit dem die Natur uns eine
kurze Zeit beschenkt, könnte so besser genutzt werden.
3) In einem solchen Nahrungsmittel sind die Vitamine fast
völlig erhalten. Sie werden teils durch die saure Reaktion, teils
durch den Abschluß vom Sauerstoff der Luft, teils durch die nie-
drige Temperatur beim Silagevorgang konserviert. Auch die
lebenswichtigen Mineralsalze der Gemüse bleiben bei einem sol-
chen Verfahren fast völlig erhalten. Sie werden durch den Mine-
ralgehalt des Preßsaftes daran gehindert werden, aus den Blät-
tern und Knollen auszutreten.
Auch beim Abgießen des Preßsaftes bleibt daher der Mineral-
gehalt der Pflanzen annähernd der gleiche. Mit den Vitaminen
zusammen bleibt auch ein großer Teil der Geschmacksstoffe er-
halten.
4) Das biologisch gesäuerte Nahrungsmittel enthält demnach
alle lebensnotwendigen Nährstoffe, Ergänzungsstoffe und Schutz-
stoffe, Mineralien und Geschmacksstoffe in den natürlichen Korrela-
tionen. Es hat nur einen einzigen unvermeidlichen Nachteil, den
Säuregeschmack, der den Eigengeschmack der Pflanzen z. T. völ-
lig überdecken kann. In anderen Fällen entstehen völlig neue
Geschmackswerte. Unter bestimmten Bedingungen aber, die noch
nicht völlig geklärt sind, wird der angenehm-aromatische Säure-
geschmack solcher Silagen überdeckt von einem spezifischen dump-
fen Geschmack wie nach Sauerkraut oder nach sauren Gurken.
5) Ein solcher Nahrungsstoff ist in hygienischer Hinsicht völlig
einwandfrei. Ist doch bisher niemals nach Genuß von Sauerkraut
eine Infektion mit Botulismus, Typhus, Paratyphus oder Enteritis
bekannt geworden; im Hinblick auf die stark saure Reaktion sol-
cher Silagen ist das begreiflich.
Die Pflanze hat durch den Gärungsvorgang eine Art von Vor-
verdauung durchgemacht. Dadurch wird das Zellgewebe weicher
und rascher aufgeschlossen durch die Verdauungssäfte; es ist also
eine besonders gute Verträglichkeit zu erwarten.
Seit Jahrhunderten hat das Sauerkraut, dieser Vorläufer der
neuzeitlichen Silage, in der Volksernährung eine bedeutende
Rolle gespielt. Ihm verdanken wir Jahrhunderte lang die Ver-
hütung von Skorbutepidemien, aber auch anderer Avitaminosen.
Bei großen Seereisen ist es seit Kapitän Cook zu diesem Zweck
 
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