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Heller, Florian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1936, 11. Abhandlung): Die fossile Mikrofauna der Magdalénien-Schicht in der Nikolaushöhle bei Veringenstadt, Hohenzollern — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.43737#0019
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Mikrofauna der Nikolaushöhle bei Veringenstadt

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Ich selbst konnte dem Mageninhalt eines Birkhuhns (Tetrcio=Lij-
rurus t'etrix) nicht weniger als 379 Stück entnehmen, die ein
Gesamtgewicht von 22,5 g hatten. Die Größe dieser Steinchen ist
sehr verschieden. Sie schwankt im allgemeinen zwischen Hirse-
korn- und Erbsengroße, doch finden sich mitunter auch noch
größere Stücke. Der mit Steinchen angefüllte Magen stellt also
eine recht praktische Futterquetsche dar. Vergleichen wir das Ge-
wicht der Magensteine mit dem Gewicht der eigentlichen Nahrung,
so ergeben sich ganz interessante Verhältniszahlen. In dem von
mir untersuchten Fall wog die Nahrung (getrocknet) nur 5g,
die Magensteine dagegen, wie schon erwähnt, 22 */2 g.
Es ist nun ganz klar, daß dort, wo viele Reste von Hühner-
vögeln zur Ablagerung gekommen sind, auch Magensteine ge-
funden werden müssen. Die Anhäufung solcher Steinchen in Höhlen
bei gleichzeitigem Vorkommen von Vogelresten kann nur auf Raub-
vögel zurückgeführt werden, die sich hier ihrer Gewölle entledigt
haben. Tatsächlich konnte ich in allen mir zur Untersuchung über-
sandten Proben zahlreiche Quarzkörner von verschiedenster Größe
finden, die als ortsfremde Gesteine und vor allem wegen des
manchen Stücken eigenen perlenartigen Glanzes nichts anderes
als Magensteine darstellen können. Außer diesen Quarzkörnern
fanden sich kleine, mehr oder weniger abgerundete Kalkstückchen
wohl ehemalige Bachgeschiebe — und auffallend viele Bohn-
erze. Daß Hühnervögel nicht nur Quarzkörner, sondern bei deren
Mangel auch andere Gesteine aufpicken, hat bereits Mühlhofer
(13, S. 7) nachgewiesen. Für das Juragebiet wäre eine Verwendung
kleiner Kalkstückchen als Magensteine also nur zu leicht verständ-
lich. Dennoch mag es zweifelhaft erscheinen, ob die in den Ab-
lagerungen der Nikolaushöhle enthaltenen runden Kalkstückchen,
namentlich die größeren, wirklich alle als Magensteine aufgefaßt
werden dürfen. Wesentlich gesicherter aber ist die Annahme, daß
die zahlreichen Bohnerzkörner einst von Hühnervögeln bei der
Nahrungssuche mit aufgelesen wurden. Die gute Rundung,
die Glätte, allenfallsiger Glanz, endlich auch die Färbung des
Materials mögen für die Aufnahme und Verwendung als Magen-
steine vielleicht nicht ganz ohne Bedeutung gewesen sein. Merk-
würdiger noch als das häufige Auftreten der Bohnerzkügelchen
ist das massenhafte Vorkommen von Jurafossilien in den ver-
schiedenen Schichtproben. Besonders häufig sind Belemnitenreste.
So konnte ich allein aus der Schichtprobe „Schwarze Schicht,
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