0. H. Erdmannsdörffer
in solchen Situationen ist, was er über Justus Roth im Anschluß
an dessen Lehre von der „komplizierten Verwitterung“ am 27.
Januar 1892 an K. A. Lossen schrieb:
„Daß Roth’s Buch der Lehre vom Metamorphismus Ab-
bruch tun könnte, halte ich für ausgeschlossen. Ich kann mich
immer einer Art Mitleid nicht erwehren, wenn ich das fleißige
und gründliche, aber vielfach verschrobene Buch sehe. J. Roth
hat geradezu ein typisches Schicksal gehabt nach meiner Auf-
fassung: Das Buch hätte vor 25 Jahren erscheinen müssen,
nicht heute. Bedenken Sie ferner, daß es eine, wenn auch
kurze Zeit gab, in der J. Roth an der Spitze der Petrographie
marschierte, daß er den unendlich glücklichen Griff tat, mit
seiner Tabellarischen Übersicht und Beiträgen zu den pluto-
nischen Gesteinen, d. h. daß er alle die Schätze in der Wun-
derhöhle von Aladdin in 1001 Nacht zusammentrug und be-
wahrte und dann das Zauberwort nicht finden konnte, das
die Höhle öffnete und die Schätze heben ließ. Es ist tief
tragisch. Unterdessen geht die Entwicklung erbarmungslos
über ihn weg, und da er erwacht, leuchtet ein neuer Tag,
dessen Sonne sein Auge nicht öffnet. Ich habe mir oft gesagt:
der Mann besaß alle Mittel, die Petrographie neu zu gestalten,
und sah nur den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mit wahrer
Betrübnis sehe ich ihn zu der Rolle Kenngott’s in der Mine-
ralogie herabsinken. Zum Glück fühlt er nicht, wie es steht,
sondern wähnt sich noch immer König eines Reiches, ohne
zu merken, daß dies keine Unterthanen hat.“
Trotz allem oft geradezu stürmischen Vorwärtsdrängen bewies
Rosenbusch doch in vielen Punkten, wo ihm die Zeit für eine
Klärung vorliegender Fragen noch nicht reif erschien, vorsichtige
Zurückhaltung; so in der Systematik bei der Trennung der alten
und jungen Ergußgesteine, die er lange beibehielt, obwohl er
schon 1875 an G. v. Rath schrieb:
„So sehr der von Lossen mit Recht so scharf betonte geo-
logische Begriff der Gesteine auch mir hochsteht, überzeuge
ich mich doch stets mehr, daß es ein Unrecht ist, dem gleichen
Gestein in verschiedener geologischer Stellung verschiedene
Namen zu geben.“
Und am 12. April 1888 gestand er diesem Forscher:
„Es war viel schwieriger, das zu verschweigen, was ich
in solchen Situationen ist, was er über Justus Roth im Anschluß
an dessen Lehre von der „komplizierten Verwitterung“ am 27.
Januar 1892 an K. A. Lossen schrieb:
„Daß Roth’s Buch der Lehre vom Metamorphismus Ab-
bruch tun könnte, halte ich für ausgeschlossen. Ich kann mich
immer einer Art Mitleid nicht erwehren, wenn ich das fleißige
und gründliche, aber vielfach verschrobene Buch sehe. J. Roth
hat geradezu ein typisches Schicksal gehabt nach meiner Auf-
fassung: Das Buch hätte vor 25 Jahren erscheinen müssen,
nicht heute. Bedenken Sie ferner, daß es eine, wenn auch
kurze Zeit gab, in der J. Roth an der Spitze der Petrographie
marschierte, daß er den unendlich glücklichen Griff tat, mit
seiner Tabellarischen Übersicht und Beiträgen zu den pluto-
nischen Gesteinen, d. h. daß er alle die Schätze in der Wun-
derhöhle von Aladdin in 1001 Nacht zusammentrug und be-
wahrte und dann das Zauberwort nicht finden konnte, das
die Höhle öffnete und die Schätze heben ließ. Es ist tief
tragisch. Unterdessen geht die Entwicklung erbarmungslos
über ihn weg, und da er erwacht, leuchtet ein neuer Tag,
dessen Sonne sein Auge nicht öffnet. Ich habe mir oft gesagt:
der Mann besaß alle Mittel, die Petrographie neu zu gestalten,
und sah nur den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mit wahrer
Betrübnis sehe ich ihn zu der Rolle Kenngott’s in der Mine-
ralogie herabsinken. Zum Glück fühlt er nicht, wie es steht,
sondern wähnt sich noch immer König eines Reiches, ohne
zu merken, daß dies keine Unterthanen hat.“
Trotz allem oft geradezu stürmischen Vorwärtsdrängen bewies
Rosenbusch doch in vielen Punkten, wo ihm die Zeit für eine
Klärung vorliegender Fragen noch nicht reif erschien, vorsichtige
Zurückhaltung; so in der Systematik bei der Trennung der alten
und jungen Ergußgesteine, die er lange beibehielt, obwohl er
schon 1875 an G. v. Rath schrieb:
„So sehr der von Lossen mit Recht so scharf betonte geo-
logische Begriff der Gesteine auch mir hochsteht, überzeuge
ich mich doch stets mehr, daß es ein Unrecht ist, dem gleichen
Gestein in verschiedener geologischer Stellung verschiedene
Namen zu geben.“
Und am 12. April 1888 gestand er diesem Forscher:
„Es war viel schwieriger, das zu verschweigen, was ich