Carl Heinrich Ferdinand Rosenbusch zum 100. Geburtstag
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verschwiegen habe, als das zu sagen, was ich mitteilte. Aber
ich glaubte nichts sagen zu sollen, was man als freies Spiel
der Phantasie auffassen könnte.“
Seinem streng systematisierenden Sinne widerstrebte offenbar
auch das, was wir heute mit dem Begriff Heteromorphie der
Gesteine bezeichnen. Den RoTH’schen Satz x)
„Feurig flüssige Massen von gleicher chemischer Zusammen-
setzung können in verschiedene Mineralien auseinanderfallen.“
„Die Ursachen .... mögen in Unterschieden des Druckes, der
Temperatur, des umgebenden Mediums, der Unterlage u. s. w.
gesucht werden“
bestritt er daher * 2):
„In letzter Instanz und hauptsächlich ist die mineralogische
Zusammensetzung eines Eruptivgesteins durch dessen chemische
Konstitution bedingt.“
Auch mit den Anschauungen über Injektionsmetamorphismus,
Anatexis u. ä. hat er sich nicht befreunden können. Der Ausdruck
„Migmatit“ erscheint erst in der vierten, von Osann bearbeiteten
Auflage der „Elemente der Gesteinslehre“ (1923).
Rosenbusch’s Arbeitsrichtung wurde auch von geologischer
Seite her mehrfach befehdet. Bekannt ist H. Credner’s heftiger
Angriff und Rosenbusch’s glänzende Abweisung. Und als Lossen
einige Vorwürfe erhob 3), durch die Rosenbusch sich in die Reihe
der „Splittergeologen“ zu Unrecht eingeordnet fühlte, kam es
fast zu einem Bruch zwischen den beiden nahe befreundeten
Forschern. Die Bedeutung, die Lossen hier den Studien Sorby’s,
Zirkel’s, Vogelsang’s u. a. für die Klärung struktueller Verhält-
nisse gab, erkennt Rosenbusch gerne und freudig an und dehnt
sie auch auf Stelzner, Kjerulf, Törnebohm aus; für sich selbst
aber nimmt er die Erkenntnis der Zusammenhänge zwischen
Struktur und geologischem Auftreten als etwas grundsätzlich
Neues voll in Anspruch (Brief an Lossen vom 2. April 1891).
Der Einfluß Lossen’s auf Rosenbusch’s Anschauung war be-
sonders auf dem Gebiet der Metamorphose von erheblicher Be-
deutung, so bei der führenden Rolle, die Beide der Dynamo-
metamorphose bei der Bildung der kristallinen Schiefer zu-
9 J. Roth, Die Gesteinsanalysen. Berlin 1861, S. XXI.
2) Tschermaks Min.-Petr. Mitt. XI, 1890, S. 152.
3) Jahrb. Preuß. Geol. L. A. für 1889. Berlin 1890, S. 258.
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verschwiegen habe, als das zu sagen, was ich mitteilte. Aber
ich glaubte nichts sagen zu sollen, was man als freies Spiel
der Phantasie auffassen könnte.“
Seinem streng systematisierenden Sinne widerstrebte offenbar
auch das, was wir heute mit dem Begriff Heteromorphie der
Gesteine bezeichnen. Den RoTH’schen Satz x)
„Feurig flüssige Massen von gleicher chemischer Zusammen-
setzung können in verschiedene Mineralien auseinanderfallen.“
„Die Ursachen .... mögen in Unterschieden des Druckes, der
Temperatur, des umgebenden Mediums, der Unterlage u. s. w.
gesucht werden“
bestritt er daher * 2):
„In letzter Instanz und hauptsächlich ist die mineralogische
Zusammensetzung eines Eruptivgesteins durch dessen chemische
Konstitution bedingt.“
Auch mit den Anschauungen über Injektionsmetamorphismus,
Anatexis u. ä. hat er sich nicht befreunden können. Der Ausdruck
„Migmatit“ erscheint erst in der vierten, von Osann bearbeiteten
Auflage der „Elemente der Gesteinslehre“ (1923).
Rosenbusch’s Arbeitsrichtung wurde auch von geologischer
Seite her mehrfach befehdet. Bekannt ist H. Credner’s heftiger
Angriff und Rosenbusch’s glänzende Abweisung. Und als Lossen
einige Vorwürfe erhob 3), durch die Rosenbusch sich in die Reihe
der „Splittergeologen“ zu Unrecht eingeordnet fühlte, kam es
fast zu einem Bruch zwischen den beiden nahe befreundeten
Forschern. Die Bedeutung, die Lossen hier den Studien Sorby’s,
Zirkel’s, Vogelsang’s u. a. für die Klärung struktueller Verhält-
nisse gab, erkennt Rosenbusch gerne und freudig an und dehnt
sie auch auf Stelzner, Kjerulf, Törnebohm aus; für sich selbst
aber nimmt er die Erkenntnis der Zusammenhänge zwischen
Struktur und geologischem Auftreten als etwas grundsätzlich
Neues voll in Anspruch (Brief an Lossen vom 2. April 1891).
Der Einfluß Lossen’s auf Rosenbusch’s Anschauung war be-
sonders auf dem Gebiet der Metamorphose von erheblicher Be-
deutung, so bei der führenden Rolle, die Beide der Dynamo-
metamorphose bei der Bildung der kristallinen Schiefer zu-
9 J. Roth, Die Gesteinsanalysen. Berlin 1861, S. XXI.
2) Tschermaks Min.-Petr. Mitt. XI, 1890, S. 152.
3) Jahrb. Preuß. Geol. L. A. für 1889. Berlin 1890, S. 258.