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Erdmannsdörffer, Otto H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]; Rosenbusch, Harry [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1936, 3. Abhandlung): Carl Heinrich Ferdinand Rosenbusch: zu seinem 100. Geburtstage 24. Juni 1936 — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43725#0010
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O. H. Erdmannsdörffer

schrieben. Wenn auch hierbei nicht alle Faktoren, die wir heute
als wirksam ansehen, mit erfaßt wurden, so entstand doch ein
Bild von umfassenderWeite und großer Konsequenz. Erschwerend
war auch hier neben anderem das damalige Fehlen ausreichender
experimenteller Unterlagen.
Aber wenn auch Rosenbusch, wie Wülfing betont, ausge-
sprochen für physiographische Naturbetrachtung veranlagt war,
und das, was wir heute im engeren Sinne exakte Naturwissen-
schaften nennen, ihm nie so recht geläufig gewesen sei, so hat
er doch den Wert experimenteller Untersuchungen keineswegs
verkannt. Interessant sind in diesem Zusammenhänge seine Ge-
danken zur Kontaktmetamorphose (Brief an G. v. Rath vom
15. Dezember 1875):
„Es ist doch ganz wunderbar, wie allenthalben die Kontakt-
metamorphose des Kalkes an den Graniten zur Bildung von
Kalksilikaten führt. Das läßt doch mit großer Wahrschein-
lichkeit darauf schließen, daß hier eine Verdrängung der CO2
durch SiO2 stattfand; es muß also bei der Ausbildung der
Kontaktmetamorphose SiO2 zugeführt sein. Vergleicht man
damit die Verhältnisse der Schiefer-Kontaktmetamorphose an
Graniten, so ergibt sich dabei ein eigentümlicher Widerspruch.
Nirgends nämlich läßt sich chemisch eine Anreicherung der
Schiefer mit SiO2 nach dem Granit hin nachweisen ....
Ich denke mir nun die Sache so, daß SiO2 in jedem Falle
zugeführt wurde, aber in einer Form, die es möglich macht,
daß sie im Kalk sich gegen CO2 austauschte, aus dem Schiefer
wieder fortgeführt wurde, nachdem sie vielleicht dazu gedient
hatte, die Metamorphose zu bewirken. Stellt man sich vor, daß
bei hoher Temperatur Alkalisilikate im Granit-Kontakte in
großen Mengen auftreten, etwa heiße Quellen oder dergl., so
kann ich mir vorstellen, daß bei Vorhandensein von Kalk
sich ein Kalksilikat bildete und kohlensaures Alkali in Lösung
blieb; da aber, wo Schiefer den eruptiven Granit tangierte,
konnten Alkalisilikate lediglich als Lösungsmittel wirken, eine
hinreichende Beweglichkeit der Moleküle erzielen, welche die
kristalline Umbildung erlaubte und dann in Lösung weiterge-
führt werden. Könnte es nicht damit in Zusammenhang stehen,
daß in weiterer Entfernung vom Granit die nicht metamorphen
Schiefer meistens so massenhafte Quarzknauer und Adern ent-
halten? sodaß dieses Phänomen etwa als der Schlußakt der
Kontaktmetamorphose aufzufassen wäre?
 
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