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Sölch, Johann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1936, 5. Abhandlung): Alte Flächensysteme und pleistozäne Talformung im Snowdongebiet — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43727#0004
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J. Solch : Flächensysteme

sagte, eben beide Gruppen von Sachverständigen, die „Glazial-
erosionisten“ und die „Anti-Glazial-erosionisten“, durch eigene
Untersuchungen in bestimmten Arbeitsgebieten Meinungen ge-
wonnen, die für sie selbst endgültig befriedigend sind. Er wollte
seine Darlegungen daher in erster Linie an eine jüngere Gene-
ration gerichtet wissen, die sich ein selbständiges Urteil über die
Formen vergletscherter Gebirge erst bilden würde. Allerdings
konnte sich eine solche Hoffnung auch nicht ohne weiteres ver-
wirklichen, da ja auch die jüngere Generation zunächst immer
sehr stark von der Meinung ihrer Lehrer beeinflußt wird, umso
stärker, je größer deren wissenschaftliche Persönlichkeit ist; und
selbst ein erfahrener, an und für sich unvoreingenommener Forscher
wird nur zu sehr geneigt sein, einmal gefaßten Anschauungen
zuliebe den Tatsachen der Natur zu wenig Rechnung zu tragen.
Ich bin mir dieser Gefahr völlig bewußt. Wenn ich es dennoch
wage, im folgenden einige neue Gesichtspunkte, die sich mir bei
meinen Arbeiten in den Alpen aufgedrängt haben, auch für die
Landschaft des Snowdon zur Erörterung zu stellen, so geschieht
dies deshalb, weil es der Wissenschaft nur dienen kann, wenn
man den morphologischen Befund eines Gebietes möglichst unter
Anwendung der verschiedensten Hypothesen prüft, um sich dann
für diejenige zu entscheiden, deren Folgerungen bei dem jeweiligen
Stand der Kenntnisse die wenigsten Widersprüche zu den Tat-
sachen der Natur aufweisen, wie dies der ausgezeichnete G. K.
Gilbert und, ihm folgend, Davis gelegentlich so schön ausein-
ander gesetzt haben.
I. Die alten Flächensysteme.
Die höchsten Erhebungen Snowdonias liegen in einer SSW-
NNE ziehenden Linie. Der Snowdon selbst (Hauptgipfel Y Wyddfa,
1085 m)*), in welchem sie scheiteln, bezeichnet ihr Ende gegen
*) Anmerkung: Namensschreibung und Höhenangaben sind durch-
wegs nach der Ordn. Survey One-Inch Map, Populär Edition, gegeben, die
Höhenangaben jedoch in Meter umgerechnet, weil sie dann für die Leser
auf dem „Kontinent“ viel anschaulicher sind. Für die geologischen Grund-
lagen sei besonders auf die ausgezeichneten Arbeiten von E. Greenly (9,
10), D. Williams (24) und H. Williams (25, 26) verwiesen. Ein Eingehen
auf Einzelheiten des Baus und des Gesteins ist hier nicht möglich. Sie
kommen übrigens erst bei den Klein- und Feinformen zu starker Geltung.
Das Merkmal der Flächensysteme ist aber, daß sie unbekümmert um die
so verwickelte Tektonik und die ungeheure Mannigfaltigkeit des Gesteins
auftreten. (Schöne geologische Karten in 24 und 26).
 
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